Weiterbildung „Senior(inn)en im Gespräch begleiten“ in AltenschlirfRüstzeug für Ehrenamtliche und ihren Einsatz
VOGELSBERG (ol). Die Weiterbildung „Senior(inn)en im Gespräch begleiten“, die vom Diakonischen Werk und dem Evangelischen Dekanat gemeinsam angeboten wird, findet gerade zum zweiten Mal statt: „Wir haben hier in Lauterbach gerade 12 Personen im Kurs, aus dem ersten in Schlitz sind sechs Absolventinnen und Absolventen verblieben, die sich heute noch treffen“, berichtet Martina Heide-Ermel.
Die Leiterin des Diakonischen Werks Vogelsberg habe die Seniorenbeauftragte des Kreises zu Gast, um über den Fortgang im Projekt „DRIN“ zu sprechen. Weiter heißt es in der Pressemitteilung des Kreises, „DRIN“ heiße: Dabei sein, Räume entdecken, initiativ werden und Nachbarschaft leben und ist ein Gemeinwesenprojekt der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Und ein Teil davon sei das Kursangebot an alle, die ehrenamtlich mit Seniorinnen und Senioren arbeiten, um ihnen hilfreiches Rüstzeug an die Hand zu geben.
„Mich hat dieses Angebot von Anfang an begeistert“, bekräftigt Rosemarie Müller, „ich fände es schön, wenn wir es im gesamten Vogelsbergkreis etablieren könnten.“ Besonders gefalle ihr der Austausch untereinander, die Treffen, bei denen man sich mit den anderen Begleiterinnen über seine Erfahrungen im Alltag unterhalten kann. Es sei ein gutes Angebot, das schon bestehende bestens ergänze.
Worum geht es eigentlich?
Wer alte Menschen zu Hause, in Alteneinrichtungen oder auch im Krankenhaus besuchen möchte, ihnen Gesellschaft leisten und Gespräche führen will, könne gelegentlich an seine Grenzen stoßen – das haben Bianca Reith von der Diakonie und Anke Göltenboth vom Evangelischen Dekanat festgestellt. Deshalb hatten sie sich dazu entschlossen, allen Ehrenamtlern und solchen, die es werden wollen, mit einem Kursangebot entsprechendes Rüstzeug an die Hand zu geben. Ihr Angebot umfasse neun Abende und einen Besuch in einer Altenhilfeeinrichtung.
„DRIN“ heißt: Dabei sein, Räume entdecken, initiativ werden und Nachbarschaft leben. Foto: Gaby Richter
Der erste Kurs in Schlitz endete im vergangenen März mit der Zertifizierung von sechs Teilnehmerinnen, aktuell laufe der Kurs in Lauterbach. Inhalte seien die eigene Motivation und das Thema „Ehrenamt leben ohne auszubrennen“, die Auseinandersetzung mit der Lebensphase Alter, respektvolle Haltung im Umgang mit den Menschen, das biografische Erzählen unterstützen. Aber auch das Thema Spiritualität im Alter, der Umgang mit Trauer, Demenz und Einsamkeit sowie das wichtige Abgrenzen im Gespräch und in der Begleitung gehören zum Kursinhalt.
Nächster Kurs in Altenschlirf bereits geplant
„Die ehrenamtliche Begleitung von älteren Menschen kann für beide Seiten etwas sehr Kostbares sein und ein Stück weit vor Vereinsamung bewahren“, sind sich die beiden Gesprächspartnerinnen einig. Der nächste Kurs soll in Altenschlirf stattfinden, kündigt Frau Heide-Ermel an. Nach dessen Ende im Mai 2019 wolle man natürlich gerne in weiteren Städten und Gemeinden dieses Angebot durchführen und sei auf der Suche nach Projektpartnern – „Sobald wir eine konkrete Finanzierungszusage vorweisen können, wird die EKHN ihrerseits die Restkosten finanzieren, diese Zusage haben wir“, freut sich Heide-Ermel.
Informationen oder Anmeldungen zum Kurs: Diakonisches Werk Vogelsberg, Telefon 06641 646690, beratungsstelle@diakonie-vogelsberg.de. Informationen zum DRIN-Projekt:www.drin-projekt.de
In der Tat ein plausibler niedrigschwelliger Ansatz, um eine Art Seniorenpatenschaft oder aufsuchende Betreuung zumindest der allein lebenden Menschen im Alter von ca. 70 Plus zu institutionalisieren, wie sie in Schweden üblich ist. Neulich berichtete mir meine Friseurin in Schotten, dass sie eine ältere Nachbarin schon seit Jahren auf freundschaftlicher Basis betreue. Genau so sollte ehrenamtliches Engagement in der Seniorenbetreuung aufgebaut sein: Direkt, ohne Verwaltungsaufwand und Kosten, aber auch mit Fortbildungsangeboten nach obigem Muster und einer Art Selbsthilfegruppe zur gegenseitigen Unterstützung der Helfenden. Durch die Diakonie wäre dies in den bestehenden Gemeindestrukturen gut verankert, auch für Nichtakademiker plausibel und schnell umzusetzen. Man müsste dieses Angebot nur noch stärker bekannt und noch attraktiver machen. Mir schwebt da eine Art Seniorenpaten-Card (ähnlich Ehrenamtscard) vor, nur noch mit größeren Vorteilen, die über ein Sponsoring der Privatwirtschaft (Einkaufsgutscheine für die Senioren-Begleitung beim Einkaufen, freie Fahrt als Begleiter in öffentlichen Verkehrsmitteln, freier Eintritt als Begleiter ins Kino, Theater, Konzerte usw.) finanziert werden könnte. Wann fangen wir damit an?