Manfred Steuernagel übergibt das Staffelholz der SozialstationWo ein Ende, da auch ein Anfang
ALSFELD (ol). Die Übergabe eines Staffelholzes ist immer ein schwieriger Moment – sowohl für den, der abgibt, als auch für den, der übernimmt. Manfred Steuernagel und Michaela Schwohl von der Sozialstation Alsfeld/Romrod haben ihre Übergabe ganz einfach gelöst: Sie gehen ein Stück gemeinsam. Denn Manfred Steuernagel – der nach über zwanzig Jahren die Leitung der Sozialstation abgibt – kommt noch einmal die Woche an seinen alten Arbeitsplatz und steht der neuen Leiterin Michaela Schwohl mit Rat und Tat zur Seite.
In der Pressemitteilung der Sozialstation heißt es, die Fußstampfen seien groß, die Manfred Steuernagel hinterlasse. Er habe einige Meilensteine genommen – immer mit zuverlässiger Unterstützung seines einst neun – heute 93-köpfigen Teams, auf das sich jetzt auch Michaela Schwohl verlassen könne.
Steuernagel habe den Beruf von der Pike auf gelernt. Er habe Ende der 70er Jahre seine Ausbildung als Krankenpfleger im Elisabethstift Darmstadt absolviert. Danach folgte, wie damals noch üblich, der Zivildienst, den er teilweise beim Roten Kreuz in der ambulanten Pflege ablegte – wohl schon ein ungeahnter Hinweis auf seine berufliche Zukunft. Während des Zivildienstes arbeitete er nebenbei noch auf der neugegründeten Intensivstation des Alsfelder Krankenhauses, das sich damals noch in der Rambach befand. Nach sechs Monaten soll er komplett auf die Intensivstation gewechselt haben und leistet dort die restlichen Monate als „Zivi“ ab.
Pädestiniert als Leiter der Sozialstation
Nach seinem Wehrersatzdienst wechselte er laut Presseinformation, in den Nachtwachenbereich einer internistischen Station. Mit dem Umzug ins neue Krankenhaus am Stadtrand in die Schwabenröder Straße folgte für ihn eine neue Herausforderung auf der Unfallchirurgie. Dr. Johannes Pfann, ein ehemaliger und renommierter Anästhesist der Alsfelder Klinik, soll es gewesen sein, der Manfred Steuernagel als kompetente Kraft für einige Jahre wieder zurück auf die Intensivstation holen konnte. Mit der Bestellung zum Stationspfleger soll er Ende der Achziger Jahre auf die damalige Station 1 gewechselt haben, die einst Patienten der Abteilungen Gefäßchirurgie, HNO und Augen versorgte.
Durch sein Engagement und seine umfassende Erfahrung in unterschiedlichen Pflegebereichen, übernahm er die stellvertretende Pflegedienstleitung des Krankenhauses unter Manfred Schrewe. In dieser Zeit habe er die Gelegenheit gehabt, eine zweijährige Weiterbildung zur Leitung des Pflegedienstes eines Krankenhauses zu absolvieren. Mit der Anbindung der Sozialstation zum 1. Januar 1996 als Eigenbetrieb an das Krankenhaus sei es dann soweit gewesen: Manfred Steuernagel übernahm die Leitung der Sozialstation Alsfeld / Romrod.
Die Sozialstation habe es schon lange gegeben, sie war allerdings in kommunaler Verwaltung der Stadt Alsfeld. 1996 wurde beschlossen, sie ans Alsfelder Kreiskrankenhaus anzuschließen. Mit seiner Vorerfahrung und seiner Weiterqualifikation sei Manfred Steuernagel prädestiniert für diese Aufgabe gewesen.
Eine große Entwicklung der Sozialstation
„Wir haben damals mit neun Leuten im Team angefangen“, erinnerte sich Steuernagel gerne zurück. „Es war alles im Aufbau, wir haben viel improvisieren müssen, waren gefordert, aber wir waren ein kleiner, familiärer Haufen, wir kannten uns alle untereinander und jeder kannte auch alle Patienten“, beschrieb der scheidende Leiter die spannende Zeit des Neubeginns, bei dem übrigens auch Michaela Schwohl zu Beginn mit von der Partie war, und genau wisse, wovon ihr Vorgänger spricht.
„Ja, damals konnte Manfred auch selber noch hinaus zu den Patienten fahren“, erinnerte sie sich. „Heute ist das nur noch sehr selten möglich – die administrativen Aufgaben haben so zu genommen, wir haben immer mehr Patienten zu betreuen und inzwischen auch 93 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Ohne die engagierten und motivierten Mitarbeiter sei diese Entwicklung der Sozialstation nicht möglich gewesen. Dafür wolle er sich nochmals bei allen Kolleginnen und Kollegen recht herzlich bedanken.
Außerdem wurde die Kurzzeitpflegestation im Kreiskrankenhaus eingerichtet, da der Bedarf immer Größer wurde und es keine ausreichende Kapazität gab. Für diese Abteilung übernahm er die Position der Heimleitung, und für die Physikalische Abteilung war er in den letzten Jahren seiner Tätigkeit als Prokurist tätig. Stolz sei er darauf, bei der konzeptionellen Entwicklung und Aufbau der „Vulkan-Villa“ – einer selbstbestimmten Wohngemeinschaft für Senioren mit niedrigen Pflegestufen – gemeinsam mit dem Alsfelder Ehepaar Helm mitgewirkt zu haben. Ein Beispiel, welches inzwischen im Vogelsbergkreis einige Nachahmer gefunden habe.
„Der demographische Wandel hat uns in den letzten Jahren zunehmend vor neue Herausforderungen gestellt“, gab der erfahrene Pflegedienstleiter zu. „Es herrscht Pflegenotstand, das ist ja inzwischen bekannt. Es gibt immer mehr Pflegebedürftige, aber immer weniger, die den Beruf in der Pflege wählen.“ Das bereite ihm, aber auch Michaela Schwohl Kopfzerbrechen.
Herr Steuernagel im Vordergrund, im Hintergrund Michaela Schwohl, die das Staffelholz übernimmt. Foto: Anja Kierblewski/Marlik
Weiterbildung und Motivation für die Mitarbeiter
Um dem Entgegenzuwirken, sollen die Mitarbeiter motiviert werden und immer wieder die Möglichkeit geschaffen werden, sich weiterzubilden: neben der Ausbildung zur Altenpflege seien es die Palliativpflege, das Qualitätsmanagement, die Weiterbildung zur Pflegedienstleitung, das Wundmanagement, die Pflegeberatung, sowie die Praxisanleitung die die Sozialstation Alsfeld / Romrod ihren Mitarbeitern ermögliche.
So werde es auch Michaela Schwohl künftig halten. Auch sie sei eigentlich ein Alsfelder „Eigengewächs“. Die heute 49-Jährige kommt aus Leusel, habe 1985 bis 1988 in der Gießener Uniklinik ihre Ausbildung als Krankenschwester absolviert, arbeitete dann fünf Jahre im Haus Stephanus, bevor sie 1993 ins Kreiskrankenhaus Alsfeld wechselte. Dort sei sie zunächst in der Abteilung für Innere Medizin und Geriatrie tätig gewesen.
Ein Jahr nachdem Manfred Steuernagel die Leitung der Sozialstation übernommen hatte, wechselte auch Michaela Schwohl dorthin. Sie absolvierte gleichzeitig eine Weiterbildung als Qualitätsbeauftragte und baute das Qualitätsmanagement der Sozialstation auf. Erfolgreich, denn seitdem das Qualitätsmanagement seit 2000 für solche Einrichtungen Pflicht sei und regelmäßig unangekündigt vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) überprüft werde, schneide die Sozialstation Alsfeld / Romrod immer mit sehr guten Ergebnis, sprich der Note 1,0, ab.
Neue Aufgaben auch für Michaela Schwohl
Das Qualitätsmanagement gut im Griff, soll auch Michaela Schwohl nach neuen Aufgaben gesucht haben und fand sie in der Weiterbildung zur Pflegedienstleitung. Nebenberuflich bildete sie sich in Wiesbaden weiter und übernahm 2010 die Leitung der Kurzzeitpflege (Station 1) im Alsfelder Kreiskrankenhaus. „Das war damals schon ein großer Schritt für mich, denn durch das Qualitätsmanagement war ich aus der aktiven Pflege schon einige Zeit draußen“, erinnerte sich die sportliche Frau. „Auch jetzt wird es wieder eine große Umstellung für mich werden, aber ich freue mich darauf, auch wenn ich weiß, dass ich noch viel lernen muss“.
Dennoch habe sie sich zu dem Schritt, die Leitung der Sozialstation Alsfeld / Romrod zu übernehmen, entschieden: „Mit fast 50 Jahren war es an der Zeit noch einmal einen weiteren Schritt zu gehen“, erinnerte sie sich an ihre Überlegungen vor der Bewerbung. „Ich kenne das Haus, ich kenne die Kollegen und ich habe früher schon gerne mit ihnen zusammengearbeitet. Das hat mich zusätzlich motiviert“.
Und sie weiß: Manfred Steuernagel sei bei Bedarf noch einige Zeit an ihrer Seite. Dennoch, es werde nicht einfach werden, dessen sei sie die zweifache Mutter bewusst: „Der Pflegenotstand ist auch hier angekommen. Es ist schwierig examinierte Kräfte und Personal zu bekommen. Es gibt immer weniger, die diese Ausbildung machen möchten“, sei die leidige Erfahrung der engagierten Frau. Deshalb werde ihr Augenmerk auch auf einem liegen: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen sich hier wohl fühlen, das war immer so und das soll auch immer so bleiben. Wir sind ein Team“.
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