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"Der zeitliche Rahmen wird eingehalten": Einblicke in die Baustelle um das Lauterbacher RathausRathaussanierung muss in diesem Herbst fertig werden

LAUTERBACH (lrn). Es ist derzeit vom Volumen her eine der größten Baustellen in der Vogelsberger Kreisstadt Lauterbach: Die Sanierung und der Umbau des Lauterbacher Rathauses am Marktplatz 12 und 14 schlagen mit 3,75 Millionen Euro zu Buche, wovon in vier Förderprogrammen knapp zwei Millionen Euro an Zuschüssen von außen in den Stadtsäckel fließen. Die Zeit drängt gewaltig, denn das Anfang 2015 begonnene Vorhaben muss in diesem November noch fertig werden.

Eines der Ausweichgebäude wird ab Herbst dann von der Hessischen Finanzverwaltung benötigt. Dort sollen noch in diesem Jahr rund 40 Beschäftigte der Finanzverwaltung im Zuge der Verlagerung des Grunderwerbssteuerstelle in den Vogelsbergkreis untergebracht werden. Die Lauterbacher Stadtverwaltung ist derzeit auf drei Standorte verteilt: in der Hintergasse, der Bleichstraße mit dem Archiv und dem Gebäude der Stadtwerke Hinter dem Spittel. Der seitens der Stadt mit dem Umbau und der Renovierung befasste Diplom Ingenieur und Architekt Jörg Saller vom Hochbau- und Gebäudemanagement zeigte sich im Gespräch zuversichtlich: „Der zeitliche Rahmen wird eingehalten“. Im sanierten Rathaus werde nach der Fertigstellung aller Arbeiten gut 46 Arbeitsplätze eingerichtet werden.

Die Hinweisschilder an der Vorderseite des Rathauses zeugen davon, dass es sich bei der Sanierung der beiden Gebäude Marktplatz 12 und 14 um ein gewaltiges Projekt von fast vier Millionen Euro Umfang handelt und viele Töpfe sich daran beteiligen. Foto: lrn

Wesentliche Änderung: Barrierefreiheit

Das massive Hauptgebäude wurde bereits 1870 als Rathaus errichtet, das Fachwerkhaus nebenan ist nochmal 20 Jahre älter. Beide Gebäude sollen in Zukunft auf allen Ebenen miteinander verbunden sein – einen eigenen Zugang von außen soll das Fachwerkhaus in Zukunft nicht mehr haben. Lediglich einen Durchgang auf der Ebene des Bürgermeisterbüros gab es ins Nachbarhaus.

Wesentliche Änderungen gegenüber vorher seien ein barrierefreier Zugang von der Rückseite des Rathauses, der Wegfall des bisherigen Sitzungsaales – in dem rund 50 Jahre lang das Parlament tagte und ein Aufzug, der alle Ebenen des Rathauses erreicht. Postanschrift und Haupteingang werden weiter der Marktplatz 14 sein. Ob der Standort in der alten Stadtmühle für das Verkehrsbüro beibehalten werde und wo das Stadtparlament nach Ende der Bauarbeiten tagen wird, darüber muss das Parlament noch befinden. Als Tagungsorte würden sich zukünftig die dann auch sanierte städtische Adolf-Spieß-Halle, die Dorfgemeinschaftshäuser in den Stadtteilen oder die Aula des Gymnasiums anbieten.

Insgesamt wurden neben der Architekturleistung, deren Leitung bei Christian Diegelmann vom Lauterbacher Architekturbüro „Neuraum“ liegt, sechs weitere ingenieurmäßige Disziplinen wie Statik, Brandschutz, Wärmeschutz oder Technikplanung beauftragt. So kommen insgesamt 20 Firmen zusammen, die am Projekt „Saniertes Rathaus“ beteiligt sind. Einige Arbeiten sind noch in der Ausschreibung oder Planung, berichtete Jörg Saller. Trotz der Vorgaben über öffentliche Interessenbekundungsverfahren und anschließender  beschränkter Ausschreibungen haben überwiegend regionale Firmen die Aufträge bekommen.

Das Rathaus ist derzeit geschlossen steht aktuell an der Einganstür auf einem Schild. Foto: lrn

Marodes Gebäude zum Start der Bauarbeiten

Es wurde auch höchste Zeit, dass vor zwei Jahren mit der Sanierung und dem Umbau des Lauterbacher Verwaltungssitzes begonnen wurde. Erhebliche Bauschäden, Mängel und Wasser- und Feuchtigkeitsschäden in den Diensträumen waren Folgen von undichten Fenstern und des undichten Daches. Auch das Gebälk war teilweise bereits marode.

Lange wurde debattiert, ob die gesamte Verwaltung in andere Räumlichkeiten umziehen sollte und welche Lokalitäten man in der Renovierungsphase nutzen solle, bevor es dann endlich losging. Von außen sind bis jetzt nur wenige Änderungen zu sehen. Auffallend: der neue Eingang an der Rückseite zusätzlich zum Personaleingang und die Einbeziehung der früheren städtischen Toiletten am Durchgang von der Hintergasse zum Marktplatz in das eigentliche Verwaltungsgebäude und im Bereich der rückwärtigen Fensterfront. Doch wer dann die eigentliche Baustelle betritt sieht, dass vieles „umgemodelt“ wurde. „Es ist ein schönes Gemeinschaftswerk“, beschrieb Ingenieur Saller den Beginn und den sichtbaren Fortgang der Arbeiten. Saller meinte dazu, „Es ist alles in eine Waagschale geworfen worden“, und den Zeitpunkt für die Sanierung für den Umbau bezeichnet er auf Nachfrage als „richtig“.

Auf der Rückseite sorgt eine größere Fensterfront für mehr Licht im Lauterbacher Verwaltungsgebäude, außerdem entstand ein zusätzlicher behindertengerechter Eingang. Foto: Jörg Saller, Stadtverwaltung Lauterbach

Die Toilettenanlage im neuen Rathaus wird nach der Fertigstellung der Arbeiten während der Öffnungszeiten auch für die Allgemeinheit im Rathausinneren nutzbar sein – auch hier: behindertengerecht. Direkt um den barrierefreien Hintereingang wird es einen entsprechenden Parkplatz für Behinderte geben. Viele Interessenten haben sich inzwischen vor Ort über den Fortgang des Projektes informiert, wie die Fraktionen des Parlamentes, die Fachbereiche der Verwaltung, die dann im neu sanierten Rathaus untergebracht werden sollen, der Seniorenbeirat und auch die Gruppe „barrierefreies Lauterbach“.

Erste Neuerungen bereits sichtbar

Der Umbau und die Sanierung des Lauterbacher Verwaltungssitzes erfolge in allen Bereichen nach den neuesten Erkenntnissen und nach der neusten Technik. So wird das Rathaus künftig von außen und innen her deutlich lichtdurchflutet. Für die hellere Atmosphäre sorgen nicht nur eine größere Glasfront auf der Rückseite anstatt der früheren Glasbausteine, auch verglaste Türen im Innenbereich lassen mehr Licht in die Diensträume des Rathauses. Auch die energetische Sanierung des Rathauses nahm einen breiten Raum ein. Innendämmung, die teilweise Neuerstellung des Dachstuhles am Nachbargebäude, Dachneueindeckung und die neue Verglasung machen eine Reduzierung der laufenden Kosten für das städtische Verwaltungsgebäude möglich.

Umgewöhnen werden sich auch die Besucher des Rathauses nach der Sanierung. Die frühere Telefonzentrale wird es in dieser Form ebenfalls nicht mehr geben: An der Stelle des früheren Sitzungssaales tritt ein offener Back-Office-Bereich mit verschiedenen PC-Arbeitsplätzen. Der städtische Bauverantwortliche berichtete, dass derzeit das Rathaus von oben nach unten fertiggestellt werde und Innentüren eingebaut, Maler- und Putzarbeiten und Tätigkeiten an der Elektrik und der Lüftung verrichtet würden. Letzte Fassadenarbeiten seien bereits im Gange und auch im oberen Teil des Gebäudes werde schon tapeziert.

Fertigstellung pünktlich zum Geburtstag des Bürgermeisters

Bürgermeister und Verwaltungschef Rainer-Hans Vollmöller kann sichtlich ein dicker Stein vom Herzen fallen, wenn die beiden großen innerstädtischen Baustellen, die Sanierung und Umgestaltung des Rathauses und der Adolf-Spieß-Halle frist- und zeitgerecht zu Ende gebracht werden. Dies könnte vielleicht eines der schönsten Geburtstagsgeschenke zu seinem 60. Wiegenfest in diesem Jahr sein.

Weitere Eindrücke der Innenarbeiten des neuen Rathauses aufgenommen von Jörg Saller von der Lauterbacher Stadtverwaltung:

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