Dr. Renate Zimmer referierte auf Einladung der Vogelsbergschule vor rund 300 ZuhörernBewegung fördert Kompetenzen von Kindern
LAUTERBACH (ol). Wie fördert man am besten die kognitiven, personalen und sozialen Kompetenzen sowie die Sprachbildung von gesunden Kindern und solchen mit speziellem Förderbedarf? Diese Frage interessierte nicht nur die Schüler und Lehrkräfte der Fachrichtung Sozialpädagogik an der Fachschule für Sozialwesen in der Vogelsbergschule Lauterbach, sondern auch zahlreiche Pädagoginnen und Therapeutinnen aus dem nahen und weiteren Umfeld.
Die 300 Stühle in der Aula der Sparkasse Oberhessen reichten kaum aus, um allen Interessierten Platz zu bieten. Zum wiederholten Mal richtete die Fachschule einen „Fachtag“ mit hochrangigem Referenten aus und griff dabei erneut auf die Kooperation mit dem Kirschberg-Forum für Diskurs und Fortbildung in der Jugendhilfe beim Haus am Kirschberg zurück, zudem auf die organisatorische Hilfe der Studierenden des 1. Ausbildungsjahres. Froh über so viel Zuspruch begrüßte die Leiterin des Fachbereichs Sozialpädagogik an der Vogelsbergschule, Elke Fleischer, die Referentin Professor Dr. Renate Zimmer und die Gäste. Das geht aus einer Pressemeldung der Vogelsbergschule hervor.
Im Bereich Pädagogik sei Dr. Zimmer sehr bekannt, nicht zuletzt durch ihre über 30 Fachbuchveröffentlichungen. Als Professorin an der Universität Osnabrück in den Fachrichtungen Erziehungswissenschaften und Sportwissenschaft sei sie prädestiniert für das Thema Erziehung und Bewegung. Entsprechend lauteten ihre beiden Vorträge, die inhaltlich ineinander überleiteten, „Bildungsprozesse bewegt gestalten — Was Kinder für eine gute Entwicklung brauchen“ sowie „Sprache bewegt — Über den Körper zur Sprache finden“.
„Bewegung ist der Motor von Entwicklung“ charakterisierte Zimmer den Bildungswert von Bewegung. Der Mensch sei ein „Homo ludens“, ein spielendes, agiles Wesen. Grundsätzlich habe sie davor gewarnt, Bildung und Entwicklung als eine Art Wettlauf zu begreifen, bei dem es darauf ankomme, in möglichst kurzer Zeit möglichst weit zu kommen. Bildung sei als Mobilisierung aller Kräfte eines Kindes zu verstehen, um sich die Welt anzueignen. Bewegung wiederum sei die Grundvoraussetzung für Bildung und Gesundheit des Menschen. Aufgabe der Erziehung sei es daher, die Ressourcen von Kindern zu stärken, ihre Kraftquellen zu entdecken sowie sich und ihnen ihre Kompetenzen bewusst zu machen.
Die kindliche Erfahrung von eigener Wirksamkeit sei es, die das Selbstvertrauen schaffe, um kognitive Kompetenzen (Synapsenbildung im Gehirn, dadurch zum Beispiel Erlangung von Verständnis der Naturgesetze), personale Kompetenzen (wie Selbstwertgefühl) und soziale Kompetenzen (wie Empathie, Hilfsbereitschaft) zu erlangen.
Im zweiten Teil habe Zimmer sogenannte additive Förderkonzepte zur Sprachförderung als ineffektiv und ohne nachweisbare Wirksamkeit kritisiert. Daher arbeite sie zum Beispiel im niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung „nifbe“, dessen Direktorin sie seit dem Jahr 2007 ist, bewusst ohne isolierte Sprachförderprogramme und ohne den Fokus auf Schwächen oder Defizite der Kinder. Stattdessen fördere das „nifbe“ Kinder mittels alltagsbasierten, authentischen Erlebnissen. Das „Ergriffensein“ von einer Situation habe Zimmer als bedeutsamen Impuls und Schlüssel für die pädagogische Wirksamkeit eines Ansatzes markiert.
In ihrem praxisnahen, reich mit Beispielen, Bildern und Videosequenzen ausgestatteten Vortrag habe sie den intensiven Zusammenhang von Bewegungsförderung und Sprachförderung aufzeigen und belegen können.
Das beeindruckte Auditorium habe der Referentin herzlichen Applaus gespendet und noch lange den thematischen Büchertisch der Buchhandlung Lesezeichen belagert.
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