Kammerkonzert des hr-Sinfonieorchesters würdigt die drei Preisträger Broder Braumüller, Norbert Grimm und Dr. Siegfried ModraKulturförderpreis in feierlichem Rahmen verliehen
SCHLITZ (cdl). Drei Künstler haben am Samstagabend den Kulturförderpreis des Vogelsbergkreises im Konzertsaal der Landesmusikakademie Hessen in Schloss Hallenburg verliehen bekommen.
Über den mit 3.000 Euro dotierten Preis durften sich Norbert Grimm aus Leusel, Dr. Siegfried Modra aus Alsfeld und Broder Braumüller aus Lauterbach freuen. Zum feierlichen Anlass gab das hr-Sinfonieorchester ein Kammerkonzert. Die rund 130 Gäste erfreuten sich nach der Preisverleihung an den Klängen von Ludwig van Beethovens Septett Es-Dur, op. 20 aus dem Jahr 1799 und Franz Schuberts Oktett in F-Dur D 803 aus dem Jahr 1824.
Vor dem Auftritt des Ensembles würdigte Landrat Manfred Görig die künstlerisch Leistung der drei kulturschaffenden Vogelsberger. Der Vogelsbergkreis habe in diesem Jahr zum dritten Mal den Kulturförderpreis verliehen. „Mit diesem Kulturförderpreis möchte der Kreisausschuss besondere künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Musik, der bildenden und darstellenden Kunst, der Literatur und der Heimatpflege würdigen“, so Görig. Der Kreisausschuss habe sich bei seiner Entscheidung von der Überzeugung leiten lassen, dass Kultur und kulturelle Angebote wichtig seien für die Attraktivität einer Region. Der Kulturförderpreis solle dazu beitragen, Kultur im Vogelsbergkreis noch sichtbarer zu machen. „Durch die Verleihung des Preises soll das Engagement von Kulturschaffenden und Kulturinitiatoren gewürdigt werden, die mit ihrem Wirken dazu beitragen, dass in der Region kulturelle Angebote vorhanden sind und bleiben“, berichtete der Landrat.
Kultur sei für jeden Einzelnen wichtig, Kultur steigere die Lebensqualität und sie sei zugleich ein Standortfaktor, der auch Wirtschaft und Tourismus stärke. Die Jury habe dem Kreisausschuss schließlich nach sorgfältiger Abwägung einmütig vorgeschlagen, den Preis auf drei Preisträger aufzuteilen.
Bei der Übergabe der Urkunden (v.l.): Norbert Grimm, Landrat Manfred Görig, Broder Braumüller und Dr. Siegfried Modra
Kulturförderpreis für Norbert Grimm
Vom Kulturverein Lauterbach sei Norbert Grimm aus Leusel für die Auszeichnung mit dem Kulturförderpreis vorgeschlagen worden. Grimm sei eine Künstlerpersönlichkeit mit überregionalem Wirkungskreis. Exemplarisch sei hier das jährliche internationale visuelle Kunstevent „Huntenkunst“ genannt an dem Grimm bereits mehrfach als Aussteller teilgenommen habe. Darüber hinaus sei Grimm aber auch aktiver Gestalter vieler regionaler Kulturaktivitäten. Derzeit finde der 11. Kunstspaziergang Landenhausen statt, an dem Grimm als Aussteller vor Ort sei.
Des Weiteren sei Grimm aktiv im Verein Karuszel Gebirgskulturen und im Kulturverein Lauterbach tätig. „Seine Werke umfassen Plastiken und Skulpturen sowie Grafiken, Performance und gesteuerte Kunstsprengungen. Die Grundthemen seiner Arbeiten sind Ordnungen und Unordnungen sowie die Beschleunigungen und Entschleunigungen von Vorgängen, welche voneinander abhängig sind“, so Görig. Mit der Durchführung von gesteuerten Kunstsprengungen verdeutliche er Beschleunigung und Entschleunigung, die Symbiosemöglichkeit von Plastik und Skulptur und die Steigerung der Ästhetik zur „gefährlichen Ästhetik“. „Seine Arbeiten über Detonationen und ihre Auswirkungen korrespondieren mit dem Vulkan Vogelsberg.“
Landrat Manfred Görig hielt die Laudatio und berichtete ausführlich über das Schaffen der drei Künstler.
Preisverleihung an Dr. Siegfried Modra
Als weiterer Gewinner des Kulturförderpreises sei auf Vorschlag der Stadt Alsfeld Dr. Siegfried Modra ausgewählt worden. „Dr. Modra erschafft Skulpturen und Kleinplastiken aus außergewöhnlichen Hölzern. Er gestaltet und konserviert seltene, geschichtlich interessante Holzteile oder einmalige, Jahrtausende oder Jahrmillionen natürlich erhalten gebliebene Baumstücke, um diese Besonderheiten dauerhaft zu bewahren“, beschrieb Görig die Arbeit des Künstlers. Seinen Arbeitsschwerpunkt bildeten Hölzer mit einer eigenen Geschichte. Der Anspruch an seine Arbeiten sei die Integration von Themen unter Erhaltung der Natürlichkeit. Hierbei sei sein Ziel die Bildung einer harmonischen Einheit.
Den archaischen Merkmalen des Materials werde bei der Gestaltung Rechnung getragen, weil es ohne Nachbearbeitung deutlich sichtbar erhalten bleibe. „Die umgesetzten Themen betreffen das aktuelle Zusammenleben in der menschlichen Gemeinschaft. Soziale, gesellschaftliche familiäre, charakterliche oder gesundheitliche Aspekte werden hierbei strukturiert und integriert“, so Görig. Insbesondere seine zu Kunstwerken verarbeiteten Holzfunde aus Moor-Eiche seien bis zu achttausend Jahre alt. Als vermutlich bisher einziger Gestalter nutze er für Kunstwerke auch seltene, mehrere zehntausend Jahre alte voreiszeitliche Holzfunde. Darüber hinaus habe Dr. Modra Methoden entwickelt, um aus fossilen Hölzern Skulpturen mit faszinierender Wirkung zu schaffen. Diese Hölzer hätten ein Alter von bis zu 22 Millionen Jahren. Außerdem diene ihm als weiteres Arbeitsmaterial die natürliche Holzmodifikation zu Xylit.
Aufgrund der unverwechselbaren Merkmale seien die geschaffenen Skulpturen und Kleinplastiken immer Unikate. Ebenfalls besonders erwähnenswert sei eine Ausstellung von Dr. Modra mit Arbeiten für Blinde zum Abtasten.
„Kultur ist ein Oberbegriff und Musik ist ein Teil der Kultur“, kündigte der Direktor der Landesmusikakademie Lothar R. Behounek das hr Sinfonieorchester an.
Broder Braumüller erhält Kulturförderpreis für „gelebte Inklusion“
Als weiterer Gewinner des Kulturförderpreises habe die Jury Broder Braumüller ausgewählt, weil er ein Pionier der inklusiven Kulturarbeit im Vogelsbergkreis mit dem Schwerpunkt der Nachwuchsförderung sei. „Er gründete 1992 die ‚Michelsbacher Spatzen‘. Diese Formation war ein Zusammenschluss von Bewohnerinnen und Bewohnern der Behindertenhilfe Vogelsberg in Herbstein“, berichtete der Landrat. Hinzu seien im Laufe der Zeit betreute Menschen aus der Wohnstätte für behinderte Menschen Herbstein, der Gemeinschaft Altenschlirf, den Vogelsberger Lebensräumen sowie Hobbymusiker aus Grebenhain, Herbstein und Lauterbach gekommen.
Durch Auftritte und Konzerte habe Braumüller das kulturelle Leben in unserer Region bereichert. „Er ist als Botschafter für die Integration von Menschen mit Behinderung weit über die Kreisgrenzen hinweg in Erscheinung getreten“, kommentierte Görig. Des Weiteren widme Braumüller der Entwicklung der freien Inklusivband „Crazy Mountain Birds“ und dem Aufbau des generationenübergreifenden Kultur- und Wohnprojekts „Gelebte Inklusion“ voller Begeisterung viel Zeit und Kraft. Insbesondere die Formation der „Crazy Mountain Birds“ verkörpere die Idee der Inklusion in ihrer ureigenen Form. Darüber hinaus sei am 8. September 2016 die Gründung des Vereins „Gelebte Inklusion Freies Projektzentrum für Klang & Musik – Freizeit & Wohnen“ gefolgt.
Abschließend ging Görig noch einmal auf die Bedeutung eines erreichbaren Kulturangebotes ein, das die Lebensqualität der Menschen in hohem Maße bestimme. „Kultur schafft Identität mit der Region.“
Bilder vom Kammerkonzert des hr-Sinfonieorchesters
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