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Die Japanerin Saeka Honda über Deutschland, Hessen und den VogelsbergDas denken die Japaner wirklich über uns

VOGELSBERGKREIS (mb). Saeka Honda aus Japan ist 22 Jahre alt und hat für ein Jahr an der Justus-Liebig-Universität in Gießen Germanistik studiert. Dabei hat sie auch den wunderschönen Vogelsbergkreis kennengelernt und sich in unsere Gegend verliebt.

Die aus Tokio stammende Japanerin hat sich Hessen ausgesucht, da sie ihre Sprachkenntnisse nach fast zweijährigem Studium verbessern und die deutsche und europäische Kultur näher kennenlernen wollte. Das Besondere an Deutschland ist für sie, dass die Menschen mehr Freiheiten und Zeit für die Familie und Freunde haben. Sie beneidet die Deutschen sehr darum, dass sie machen und sagen können, was sie möchten, ohne dabei vor Scham in den Boden versinken zu müssen.

In Japan ist es nämlich so, dass Respekt eine sehr große Rolle im Leben der Japaner spielt und auch die sogenannte Manier des Gesichtswahrens. Japaner geben sich stets Mühe gegenüber ihren Mitmenschen seriös zu wirken, Gefühle gibt man oft nicht preis und „alles ist okay“. Ebenso sagt man seinem Gegenüber selten seine wahre Meinung. Es wäre äußerst unhöflich zuzugeben, dass einem das Geschenk nicht gefällt oder das Essen nicht schmeckt.

Lokales und günstiges Bier im Vogelsberg

Eine weitere deutsche Besonderheit: Das Bier. Saeka liebt es und ist traurig, dass es in Japan bis zu fünfmal teurer als hierzulande ist. Unseren hessischen Apfelwein hingegen mag sie nicht besonders, der sei ihr zu bitter. Auch ihre deutsche Lieblingsstadt kommt leider nicht aus unserem schönen Bundesland: Rothenburg ob der Tauber. „Es ist sehr schön und so deutsch. Ich liebe Fachwerkhäuser!“ In Japan ist Rothenburg laut Saeka sogar die berühmteste deutsche Stadt.

Saeka hat das Eislaufen in Lauterbach besonders viel Spaß gemacht.

Saeka hat das Eislaufen in Lauterbach besonders viel Spaß gemacht.

Aber der Vogelsberg, in den hat Saeka sich verliebt. Ein Wochenende hat sie hier verbracht und einen Tag davon auf der Eislaufbahn in Lauterbach. „Ich liebe den Vogelsberg. Es gibt so viel Wald und Natur, ich konnte so gut schlafen, weil es keine Autos am Abend gab. So was kannte ich noch nicht. Besonders cool finde ich aber, dass es überall ein lokales Bier gibt, unglaublich!“ Für Saeka war der Vogelsberg etwas Neues, das sie so noch nicht erlebt hatte. Allgemein hat sie die Natur und die vielen Tiere in Hessen auf ihren ausgiebigen Zugfahrten immer genossen.

Saeke zusammen mit ihrer Mutter auf Deutschland-Tour. Die beiden sind Naturliebhaber.

Saeka zusammen mit ihrer Mutter auf Deutschland-Tour. Die beiden sind Naturliebhaber.

Den deutschen Spezialitäten an den Kragen

Das deutsche Lieblingsessen von Saeka ist übrigens nicht etwa Schnitzel oder Eisbein. Es ist der gute alte Leberkäse. Dazu ein kaltes Franziskaner und der deutsche Tag ist für die Japanerin gerettet. Für uns Hessen ein etwas trauriges Ergebnis, vor allem, wenn man dann noch weiß, dass Saeka Grüne Soße hasst … aber wissen wir ja nicht. Auch dem weitverbreiteten und vor allem deutschen Döner zieht die Japanerin frisch in Tokio zubereitetes Sushi vor. Das kann man ihr aber auch wirklich nicht vorhalten. Ihr Lieblingsgericht in Japan ist es aber trotzdem nicht, das ist nämlich Katsu-Don, ein Gericht aus frittiertem Schweinefleisch zubereitet mit Eiern und Sojasoße. „Das ist typisch japanisch.“

Den Vorurteilen auf der Spur

Was ist typisch deutsch? Klar! Die Pünktlichkeit, das weiß doch jeder. Im europäischen oder südamerikanischen Ausland würde diesem deutschen Stereotypen wohl jeder zustimmen. Die Japaner hingegen nehmen es noch um einiges genauer mit der Pünktlichkeit und somit heißt es für Saeka: „Die Deutschen sind vielleicht direkt, aber auf keinen Fall pünktlich, haha.“ Eines würde sie sich aber wünschen, nämlich, dass die Deutschen sich mehr für Asien und insbesondere für die japanische Kultur interessieren würden.

Auf den deutschen Straßen hat sich Saeka im größten Sinne wohlgefühlt. Trotzdem muss sie zugeben, dass sie sich manchmal rassistisch behandelt fühlte, wenn sie einkaufen oder im Restaurant essen war. Gleichzeitig kann sie es aber auch aufgrund ihrer „Andersartigkeit“ im Vergleich zu uns Europäern verstehen. „Manchmal habe ich mich aber auch ein bisschen berühmt gefühlt!“ Zum Reisen möchte die Japanerin immer wieder nach Deutschland kommen, aber mit dem Wohnen reicht es für sie erst einmal.

Japan - mukazke

Saeka hat auf ihrer Deutschland Tour auch Erfurt besucht.

Und was denkt sie über die deutschen Männer? „Die sind überhaupt nicht schüchtern, wie alle sagen, aber doch ein wenig kalt in ihrer Persönlichkeit.“ Deutsche Männer würde sie trotzdem den Japanern vorziehen. „Japaner sind immer so schüchtern und haben immer so viel zu tun.“ Punkt für uns also. Und gucken Japaner wirklich immer Animes? „Neeein, das ist der schlimmste Stereotyp!“ Saeka zieht sogar das Comic dem Anime beziehungsweise Manga vor.

Der Zweite Weltkrieg

Was verbinden Japaner mit dem zweiten Weltkrieg? Und was wird japanischen Schülern über dieses Thema beigebracht? Saeka erzählt, dass sie vor allem in Deutschland viel von Hitler gehört und gelernt hat. In der Schule in Japan lernt man vor allem was Japan gemacht hat und über die Atombombenangriffe auf Hiroshima und Nagasaki. Wenn Japaner an Deutschland und den zweiten Weltkrieg denken, verbinden sie dies oft mit Hitler und den Konzentrationslagern. „Ich  war in Ausschwitz und habe dort eine Tour auf deutsch mitgemacht. Sehr emotional.“

Ein paar kuriose Fragen zum Schluss

Stimmt es, dass man in Japan das Glas nicht leer trinken darf, weil man sonst immer was nachgeschenkt bekommt? – „Nicht wirklich. Man kann einfach sagen, dass man nicht mehr trinken möchte. Wasser ist immer kostenlos, also Wasser kann man ewig trinken!“

Stimmt es, dass Japaner die deutschen Weihnachtsmärkte bewundern und zu Hause deutsche Weihnachtslieder gespielt werden?- „Der deutsche Weihnachtsmarkt ist sehr sehr berühmt und alle haben Sehnsucht, denn wir haben keinen eigenen Weihnachtsmarkt. Deutsche Weihnachtslieder kennt niemand in Japan hahaha.“

Viele Europäer verwechseln China und Japan wo liegen die Unterschiede und wieso sollte man Japaner und Chinesen niemals verwechseln? – „Das ist eine gute Frage. Auch wenn wir Chinesen ähneln (das finde ich aber nicht), sind unsere Eigenschaften sehr unterschiedlich. Das gesellschaftliche System ist auch ganz anders. China ist sehr sozialistisch und verschlossen.“

Auf dem Frühlingsfest in Stuttgart mit Freunden.

Auf dem Frühlingsfest in Stuttgart mit Freunden.

 

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