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Pfadfinder erklärten uneinsichtigen Autofahrern den Sinn der Straßensperrung während der AmphibienwanderungPfadfinder informieren über Krötenwanderung

HOMBERG (ol). Am Ende der diesjährigen Massenwanderung der Amphibien hat es noch geklappt: Am Donnerstag hat die Polizei die Straßenvollsperrung in Wäldershausen kontrolliert und dabei den Pfadfindern den Part überlassen, die Verkehrssünder über den Sinn der Sperrung aufzuklären.

In Wäldershausen (Homberg) ist derzeit der einzige Straßenabschnitt im ganzen Vogelsbergkreis, der während der Amphibienwanderung nachts gesperrt wird, weil aufgrund der baulichen Gegebenheiten auch mit Schutzzäunen nur ein Teil der Tiere sicher über die Straße gebracht werden kann. Das berichteten die evangelischen Pfadfinder Vogelsberg (EPV).

Leider muss jedes Jahr feststellen werden, dass sich nur ein kleiner Teil der Auto- und LKW-Fahrer an die Sperrung hält. Egal, ob – wie in diesem Jahr – nur ein Durchfahrtsverbotschild steht (Verbot für die Zeit 18 bis 6 Uhr) oder sogar mehrere Absperrzäune aufgebaut werden – mindestens 75 Prozent fahren einfach durch, tief in der Nacht sind es eher 100 Prozent. Damit machen aber diese „Verkehrssünder“ alle Naturschutzbemühungen zunichte, denn je nach Temperatur genügt schon ein Fahrzeug alle paar Minuten, dass kaum ein Frosch, eine Kröte oder ein Molch seinen Versuch, die Straße zu überqueren, überlebt.

Bei der nun mit der Polizeidienststelle Alsfeld und dem Verkehrsdienst der Polizei in Lauterbach initiierten Aktion wurden alle Fahrzeuge, die das Verkehrszeichen ignoriert hatten, von Polizeibeamten angehalten und auf ihre Ordnungswidrigkeit hingewiesen (was 20 Euro kostet). Danach war es der Part der Pfadfinder, über die Notwendigkeit der Sperrung an dieser Stelle und das Langsamfahren an allen anderen Stellen von Amphibienwanderungen aufzuklären. Dazu hatten sie auch lebende und tote Erdkröten, Teich- und Bergmolche, die sie zuvor von der Straße gesammelt hatten, als Anschauungsobjekte dabei. Außerdem hatten sie ein Infoblatt mit Fotos für die Autofahrer vorbereitet. Die meisten zeigten sich bei diesem kurzen „Schulteil“ überrascht, dass die meisten Lurche durch den Luftdruck der Autos sterben und nicht durch ihre Reifen, einer gab uns sogar 5 Euro für die Gruppenkasse. „Wenn der Staat schon 20 Euro kassiert, dann sollt ihr auch was bekommen für euer Engagement“, so der Autofahrer.  Zahlreiche Autofahrer wollten aber auch nichts von den Pfadfindern. wissen.

Aus Sicht der Pfadfinder war es eine gelungene Aktion, die hoffentlich wenigstens bei einigen zu mehr Bewusstsein für den Tier- und Naturschutzgedanken führt. Aber es ist leider so: wenn mitten in der Nacht ein einzelnes Auto durch Wälderhausen rast, während gerade das Wetter für Amphibienrekorde sorgt, sind mit einem Schlag 30 oder mehr Tiere tot. Schon an normalen Abenden hatten die Pfadfinder schon pro Stunde 100 überfahrene Erdkröten gezählt. Daher nochmal Verweis auf den eindrücklichen Appell, langsam zu fahren!

Natürlich gibt es Verkehrsschilder mit Anweisungen, die sich einem nicht erschließen. Aber ein Durchfahrtverbotsschild einfach zu ignorieren, weil es „nur für diese Kröten“ ist, finden eben sowohl Pfadfinder als auch die Polizei nicht so toll. Und deshalb werden sie sich auch im nächsten Jahr für rücksichtsvolles Fahren einsetzen.

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