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Der frühere Laufstar Dieter Baumann trug sich in das Goldene Buch der Stadt Alsfeld einEin Autogramm von einem „Leistungsheini“

ALSFELD (aep). Immer wieder die Zahnpasta. Diese alte Geschichte holte den einstigen Laufstar und Olympiasieger Dieter Baumann auch in Alsfeld wieder ein bei so einer unschuldigen Aktion wie dem Eintrag in das Goldene Buch. Aber es war er selbst, der das Wort in die Runde warf und damit die Gesprächsrunde im Sitzungsaal des Rathauses bereicherte. Dorthin hatte Bürgermeister Stephan Paule den Gast am Freitagnachmittag geladen – nebst einer Reihe von Fans, die die Gelegenheit zu einem „Meet and Greet“ nutzten. Es wurde eine locker-lustige Stunde, denn Baumann versteht sich auch aufs Lachen.

Als Silber- und Goldmedaillen-Gewinner von 1988 und 1992 im Laufen wurde Dieter Baumann einstmals berühmt und errang im Laufe seiner Karriere auch noch weitere Rekorde. Diese Geschichte brachte ihn nun nach Alsfeld, weil er am morgigen Samstaq auf dem Marktplatz den Charity-Lauf „Alsfeld bewegt“ starten wird (14.15 Uhr). Die Freundschaft zu dem Mitbegründer Dierk Bublitz machte es möglich.

Der 50-Jährige ist inzwischen aber nicht nur als ehemaliger Sportstar unterwegs, sondern entdeckte vor ein paar Jahren sein komödiantisches Talent und tritt daher am heutigen Freitagabend in Alsfeld auch noch mit seinem eigenen Kabarettprogramm auf: „Dieter Baumann, die Götter und Olympia“.

Vorher lud Bürgermeister Paule den prominenten Gast ins Rathaus zum Goldenen Buch ein – und dazu auch eine Gruppe Fans, die die Teilnahme an einer „Meet and Greet“-Stunde gewonnen hatten. So war das Tischrund im altehrwürdigen Sitzungssaal auch zur Hälfte gefüllt, als Dieter Baumann neben dem Stadtoberhaupt sowie dem Stadtrat Frank Börner Platz nahm und das Buch gut gelaunt mit Erstaunen durchblätterte: „Wer schon alles hier war!“

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Ein wenig Kabarett muss schon sein: Dieter Baumann flachst mit Bürgermeister Stephan Paule. Links: der Mitinitiator des Alsfelder Charity-Laufs, Dierk Bublitz.

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Das war auch Gelegenheit zu Fragen, nachdem der offizielle Akt der Unterschrift erledigt war. Und dabei offenbarte Dieter Baumann sich als ein Mensch, bei dem großer Ehrgeiz neben dem Talent zur Karriere verholfen hat. Schon als er mit 16 zu laufen begann, ging es ihm weniger Bewegung, als darum, persönliche Grenzen zu durchbrechen: „Ich wollte ganz schnell sein!“ Dieser Gedanke begleitete ihn durch die gesamte Laufbahn und noch etwas darüber hinaus. So habe er nicht einfach im Wald laufen können, sondern musste immer schnellste sein.“ Ich bin ein absoluter Leistungsheini!“, gestand Baumann im Rathaus ein.

Heute, lange nach dem Ende seiner Karriere, lasse er es aber auch lockerer angehen: Jeden Tag ein Lauf müsse sein, aber in geruhsamerem Tempo. So wie er es auch Anfängern rät – zu denen auch jugendliche Insassen der Justizvollzugsanstalt Gießen zählt, die er ehrenamtlich betreut und trainiert. Das Programm sei sehr begehrt, und Laufen helfe den jungen Leuten: „Das Laufen ist ein Brunnen, aus dem man Selbstvertrauen schöpft.“

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Auch Gewinner einer „Meet and Greet“-Aktion waren im Sitzungssaal dabei.

Es war die „Zahnpasta-Affäre“ während der Olympischen Spiele 2000 in Sydney, die seiner Lauzfbahn einen Knick gab. Im Jahr zuvor war Dieter Baumann wegen Dopings in Verdacht geraten, stritt aber ab, Dopingmittel eingenommen zu haben. Der entdeckte Stoff musste in der Zahnpasta gesteckt haben, die er nutzte. Ein deutsches Sportgericht erkannte diese Erklärung sogar an, aber nicht der internationale Leichtathletikverband und sperrte ihn zu den Olympischen Spielen in Sydney für zwei Jahre – das war beinahe das Ende seiner Karriere.

15 Jahre später kommt wieder die Zahnpasta auch im Alsfelder Rathaus wieder auf den Tisch – von ihm selbst erwähnt: Ob diese Affäre ihn noch verfolge, wird er gefragt. Baumann reagiert gleichmütig: Nur Medienvertreter fragten ihn immer noch danach. „Ich kann es nicht ungeschehen machen“, erklärt er. „Ich habe meinen Frieden damit gemacht.“

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Beifall für einen Eintrag ins Goldene Buch.

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