Aufbau fürs "Ehrlich & Laut"-Festival – Aufwendige Ton- und Lichtanlagen in der HalleNur Top-Technik für die drei Tage Festival
ALSFELD. Staub vom Aufbau liegt in der Luft. Das Licht der Fenster spiegelt sich in dem blanken Bühnenboden, auf dem verstreut ein paar Kästen stehen. Ansonsten herrscht vor allem: Leere. Kaum zu glauben, dass in 24 Stunden an diesem Ort die Hölle los sein wird. Dass sich Tausende vor dem Gitter drängen, jubeln, schreien – dass hier in der Hessenhalle bis Sonntag drei Tage das „Ehrlich&Laut“-Festival die Luft brennen lässt. Und kaum einer von denen, die da unten toben, wird sich Gedanken machen, welcher Aufwand in der Schallorgie, dem Licht-Spektakel steckt, das in den Tagen davor installiert wurde. Wer beim Aufbau zusieht und nachfragt, der erfährt: Das ist Technik für Millionen.
Florian Burkhardt ist der Herr über alles, was bei dem Festival rund um die Bühne leuchtet oder lärmt: der technische Leiter. Gerade bellt er in ein Mikro, geht am Bühnenrand auf und ab, bis er zufrieden scheint, und es ist richtig laut. Dabei sind es nur die Monitore für die Musiker, die er gerade testet und einstellt. Das sind jene auf die Bühne gerichtete Boxen, in denen die Musiker sich selbst zur Kontrolle hören können. Die brauchen bei diesem Festival auch schon ein paar Phon, um sich gegen das abzuheben, was in die Halle gepustet wird. Die Leiste Boxen, die von der Traverse hängt, die Klötze auf und vor der Bühne, lassen ordentlich Schalldruck ahnen.
Die riesige Bühne wird bereitet, aber noch ist die Halle leer: Ab Donnerstag tobt dort das Publikum.
Wie viel Watt Leistung diese Boxen aufbringen? Da kommt der technische Leiter Florian Burkhardt einen Moment ins Grübeln. 80 Kilowatt sind es, meint er schließlich. „Aber schreib das nicht. Das sagt ja nicht wirklich etwas.“ Er erzählt lieber von der Raffinesse, mit der der Schall in die Ohren des Publikum gedrückt wird. Von den Bassboxen etwa, den TW AUDio B30, die jeweils im Doppelpack vor der Bühne im Fotograben stehen. Ihr tiefer Sound sucht sich seinen Weg über den Magen ins Ohr, lehrt auch Hardrocker das Fürchten – aber bei den Bands selbst kommt davon wenig an. „Die wollen das ja gar nicht“, erklärt Florian Burkhardt. „Die müssen ja noch kommunizieren können“. Dann das VERA10-Boxensystem in der Vertical-Line-Array: eine genau auf die Hallengröße abgestimmte Menge Boxen hängt in der Luft, erstaunlich klein. „Wir haben eine Berechnungssoftware, die uns sagt, wie viel wir brauchen“, erklärt der Mann hinter dem breiten Steuerungsboard. Boxenstapel von Schrankwandgröße sind in der Halle nicht nötig.
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22 Bands an drei Festivaltagen
Von Donnerstag, 19 Uhr, bis Sonntag irgendwann in der Nacht bringt das „Ehrlich & Laut“-Festival insgesamt 22 Bands auf die Bühne. Das genaue Programm kann man auf der Website zum Festival nachlesen. Für Alsfelder halten die Veranstalter dabei einen Bonus parat: Wer als Einwohner Alsfelds die anhängende PDF-Datei ausdruckt, ausfüllt und samt Personalausweis mitbringt, kann für 20 Euro ein Tagesticket erhalten. Siehe auch den Bericht bei Oberhessen-live.
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Es klingt gut durchdacht, und das ist auch der Job von Florian Burkhardt, der aus Gehau in Breitenbach kommt, aber als freier Bühnentechniker Jobs in ganz Deutschland hat. Nicht nur für den perfekten Sound ist er zuständig, sondern auch für das Licht, das Bühne und Musiker effektvoll ausleuchten soll – das ist eine eigene Aufgabe. In den Traversen über 120 Quadratmetern Bühne hängen 16 Spot-Lampen, 16 Sparx7-Multifunktionslampen, die sowohl Spot als auch Fläche können, dazu acht so genannte Blinder und die übliche Frontbeleuchtung: Das alles einzustellen und vor zu programmieren, dauert den ganzen Tag.
Organisieren ein hochkarätiges Festival: die Veranstalter Markus Kirchheim, Markus Leipold und Torsten Schneider (v.l.) bei Vorbereitungen in der Hessenhalle.
Das ist der Job von Pascal Bach: Der 23-Jährige aus Groß-Gerau ist seit vier Jahren im Team von Techniker Florian Burkhardt dabei und sitzt gerade am Steuerpult in der Saalmitte. Er lässt die Lichter in allen Farben tanzen, derweil seine Finger über das Steuerpult fliegen. Was er dabei tut, klingt erst einmal einfach: Er stellt Scheinwerfer auf bestimmte Positionen der Bühne ein und speichert die Einstellung im Rechner. Soll dann beim Konzert ein Musiker besonders ausgeleuchtet werden, muss er nur noch auf dem Touchpad die Einstellung abrufen. Klingt einfach? Es gibt Dutzende davon in allen Farben, es ist ein hundertfach wiederholter Vorgang, kein einfacher.
Und noch viel mehr Varianten gibt es für die vielen Lichteffekte, die die Bühne lebendig machen. Kein Wunder, dass die Top-Bands auch noch ihre eigenen Beleuchter mitbringen: „Die kennen die Auftritte am besten und wissen, was gerade gebraucht wird.“ Das „Ehrlich & Laut“-Festival bedeutet auch für Pascal Bach viel Arbeit: Er ist bis spät in die Nacht konzentriert dabei. „Aber das gehört eben dazu“, sagt der Student und tippt weiter an an kryptischen Knöpfen herum, derweil die Scheinwerfer der Bühne epileptische Anfälle zu haben scheinen.
Das alles kostet viel Geld. „Ja!“, nickt Markus Kirchheim deutlich, der Geschäftsführer des Festivals. Er ist aber stolz darauf, was die Fans geboten bekommen: „Wir haben hier die größte Bühne, die je in der Hessenhalle stand!“ Wobei ein Teil davon gar nicht für die Band vorgesehen ist, sondern dem flotten Ablauf dient: Top-Gruppen bringen etwa das eigene Schlagzeug mit. Damit das nicht langwierig auf- und abgebaut werden muss, steht es auf rollbaren Podesten bereit – und die brauchen Platz. Die Hallenfläche vor der Bühne sieht eher klein aus, „aber das täuscht!“ Die Halle bietet zum Festival wenigstens 3000 Besuchern zugleich Platz. Mehr geht mit dieser Bühne nicht: Rund herum muss bis zu den Wänden fünf Meter Sicherheitsabstand sein.
So ähnlich soll’s ab Donnerstag aussehen: feiernde Fans bei „Unantastbar“ vergangenes Jahr in der Stadthalle. Archivfoto: aep
Und was kostet das Ganze? Der Techniker, der Geschäftsführer müssen einen Moment rechnen. Also, fasst Florian Burkhardt vorsichtig zusammen: Das ganze technische Equipment, das am Donnerstagabend in der Hessenhalle zum Leben erwacht, gibt es für nicht weniger als eine bis 1,2 Millionen Euro. Beeindruckend! Egal also, von welchem asozialen Leben die Punks bis Sonntag auf der Bühne singen: Ihre Auftritte sind hoch professionell.
von Axel Pries
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