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Ein Denkmal für Dr. Peter Andreas Grünberg und Wilhelm StabernackErinnerung an zwei große Söhne der Stadt

LAUTERBACH (lrn). Verkehrsverein und Stadt Lauterbach haben am Samstag für zwei ihrer Ehrenbürger im Rokokogarten des Stadtschlosses Hohhaus hinter dem Museum ein eigenes Ehrenmal eingeweiht. Das neue Denkmal ist dem Nobelpreisträger Professor Dr. Peter Andreas Grünberg und dem verstorbenen Unternehmer Wilhelm Stabernack (1923 – 1999) gewidmet.

Professor Grünberg stammt ursprünglich aus dem tschechischen Pilsen (geboren 1939) und kam im Zuge der Vertreibung in das Vogelsbergstädtchen, wo er seine Jugend verbrachte und das örtliche Gymnasium besuchte; in 2007 erhielt der Physiker für seine Arbeit in der Festkörperforschung den Nobelpreis. Wilhelm Stabernack siedelte ebenfalls im Zuge des Krieges mit dem 1879 gegründeten Unternehmen nach Zerbombung von Offenbach zunächst in den Stadtteil Sickendorf und danach nach Lauterbach um und baute die gleichnamige Firma zum größten Arbeitgeber im Vogelsbergkreis mit mehreren Zweigwerken auf. Mittlerweile ist die ehemalige Firma Stabernack unter dem Namen STI-Group weltweit als Global Player im Bereich der Kartonagen- und Verpackungsindustrie tätig. Stabernack war darüber hinaus in zahlreichen Bereichen karitativ tätig.

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Mit flott vorgetragenen Gospels erfreute der Chor aus Maar und Wernges unter Leitung von Sabine Pöhlmann.

 

„Schlafstadt oder blühende Landschaften zu werden“

Die Tochter von Stabernack und Beiratsvorsitzende der STI Group, Dr, Kristina Stabernack, forderte die Poltik auf, entsprechende Rahmenbedingungen für die mittelständische Wirtschaft zu schaffen. Auf die Frage, wo Lauterbach künftig stehen werde, gebe es die Alternative, „Schlafstadt oder blühende Landschaften zu werden“.

Der Vorsitzende des Lauterbacher Verkehrsvereins und Stadtoberhaupt Rainer Vollmöller wertete die Anwesenheit von Dr. Stabernack als besonderen Ausdruck der Verbundenheit zum Standort Lauterbach.“ STI ist der wichtigste Arbeitgeber der Stadt und schafft für Lauterbach Wohlstand“, den diese für ihre Infrastruktur einsetze.

Die beiden kleinen Strolche Sören und Luca sprachen ebenfalls von einem besonderen Ereignis, das mit einem Denkmal geehrt werde. Man solle sich vor den Leistungen der beiden Geehrten verneigen, und die beiden Ehrenbürger seien Vorbilder für alle. Der Allmenröder Musicus Albert Schmelz trug eine von ihm abgeänderte Form der Lauterbacher Nationalhymne mit Akkordeonbegleitung vor.

„Es ist ein historischer Augenblick“

Kreisstadt-Bürgermeister Rainer Vollmöller sprach von einem besonderen Tag für die Stadt, „einem Tag der Dankbarkeit und des Erinnerns“. „Es ist ein historischer Augenblick“, so Vollmöller und „beide Ehrenbürger erhalten ein Denkmal in würdiger Form. Damit sollen die Leistungen der Ehrenbürger für die Zukunft sichtbar sein“.

An die Adresse des CDU-Bundestagsabgeordneten Michael Brand gewandt, forderte Laudator Dr. Karl-August Helfenbein den Politiker auf: „Kommen Sie öfters nach Lauterbach, dann wird der kulturelle Wind nach Berlin schlagen“. „Ich will beider gedenken“, betonte der emeritierte 85jährige Erziehungswissenschaftler, der dann die Leistungen der beiden Geehrten in wohlfeilen Worten würdigte und als Verbindendes zwischen den beiden Würdenträgern konstatierte: „Es transzendiert das Fachwissen, und man kommt sich entgegen“.

„Die beiden haben ihre Pflicht getan“, stellte der katholische Pfarrer Heinrich Schäfer fest, der zusammen mit der Kirchenvorsteherin Jutta Hess von der evangelischen Kirchengemein das neue Denkmal segnete. Schäfer sprach die Rolle Stabernacks als größter Arbeitgeber der Region an. Er erinnerte dabei auch an die Wilhelm-Stabernack-Stiftung. Professor Dr. Grünberg habe hingegen manches in der Wissenschaft erreicht. „All dies Denken soll gesegnet sein“, so Schäfer.

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Nach der Enthüllung des neuen Ehrenmals gab es hinreichend Gelegenheit, dieses aus nächster Nähe zu bewundern.

Nicht so ganz in den Kram passten manchem Anwesenden die humorvollen Anmerkungen der Leiterin des lebendig auftretenden Chors Con Takte, Sabine Pöhlmann, die scherzhaft meinte, es sei noch viel Platz neben dem neuen Ehrenmal, vielleicht komme noch ein Denkmal hinzu. Zu dem Auftritt ihres Chores stellte sie fest: „Die wollten uns auf der Bühne keinen Platz machen“. Damit meinte sie die Lauterbacher Strumpfmusik, die mit ihrem Dirigenten Horst Pühra den Festakt mit schmissig gespielten volkstümlichen Weisen von oben bereicherte.

„In Lauterbach eine zweite Heimat gefunden“

„Es hatte ihn gefreut, in Lauterbach eine zweite Heimat gefunden zu haben“, erklärte die Tochter des Geehrten und Inhaberin des Unternehmens STI-Group, die Ärztin Dr. Kristina Stabernack. Sie würdigte die Aufbauarbeit ihres Vaters zusammen mit ihrem Großvater und Onkel und vielen auch an diesem Tag anwesenden Weggefährten. Allerdings fand die Unternehmerin auch kritische Worte. Der Erfolg für die Region sei im heutigen Verdrängungswettbewerb wichtig. „Gezielte Förderungen für die mittelständische Wirtschaft sind notwendig“, so ihr Postulat. Es sei auch ein Angebot an die Familien, um der Überalterung der Region vorzubeugen. „STI will mit den Menschen den Wandel gestalten“. Abschließend stellte Dr. Stabernack fest, es sei nicht in Sinne ihres Vaters gewesen, „sich ein Denkmal zu setzen, sondern voranzuschreiten“. „Wir fühlen uns seinem Erbe verpflichtet“, schloß sie ihre Ausführungen.

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