Zeugnis Alsfelder Geschichte: ein vergessenes, altes PlumpskloWie kam das Klosett zwischen die Häuser?
ALSFELD (aep). Es kam die Zeit, da musste an dem Haus doch mal etwas gemacht werden. Und deshalb kam der Tag, da die Bewohner einmal genauer hinschauten, wie es in dem schmalen Spalt zum nächsten Haus denn aussieht. Da kam Merkwürdiges zum Vorschein: Ein hölzerner Kasten in über zwei Metern Höhe – der sich bei genauerer Betrachtung als ein altes Plumpsklo entpuppt. „Wie hat denn das funktioniert?“, wundert sich nun Christiane Kölsch.
Die Friseurmeisterin entdeckte das alte Klosett vor kurzem in der „Längs“ zwischen ihrem Haus und dem nächsten in der Alsfelder Obergasse. Die Fachwerkwand in dem Spalt muss saniert werden, und zur Begutachtung ging sie tiefer hinein als üblich, wenn sie etwa einfach die Mülltonne hineinschob. „Ich habe mich mit der Wand beschäftigt.“
Wer sich an Staub und Spinnennetzen vorbei schiebt, der sieht, dass das hölzerne Gebilde, das da zwischen den Häusern hängt, einmal eine bestimmte Funktion hatte: Es war ein Plumpsklo. Eine alte Toilette mit Fensterchen und Loch im Boden. „Wie kommt denn das dahin?“, wundert sich Christiane Kölsch. „Wann das wohl in Betrieb war?“
Die Friseurin, in deren Familienbesitz das über 500 Jahre alte Haus seit 1921 ist, fragte nach in der Familie. Vater Gerhard kannte den alten Abort selbst auch nicht mehr als solchen. Er erinnert sich aber, dass der Opa Christian einmal etwas von dem Klo in der Längs erzählte, das einen Zugang vom Haus der Familie Kölsch hatte. Was durch das Loch zu Boden fiel, floss durch eine Rinne in Richtung Obergasse – in die Liederbach, die sich früher offen durch die Altstadt schlängelte und Abwässer aller Art aufnahm? Das ist nicht bekannt. Auch Oma Else kannte das Klosett wohl noch als solches, meint Christiane Kölsch. „Aber ob sie das noch benutzt hat, weiß ich nicht.“ Das wäre heute auch nicht mehr möglich: Niemand weiß, wo der alte Zugung hinter der Wand versteckt istl.
Über die Geschichte des alten Plumpsklos würde Christiane Kölsch schon gerne mehr erfahren und will weiter forschen. Das längst nicht mehr anrüchige Stück Historie soll jedenfalls auch bei der Sanierung der Wand bleiben, wo es ist: „Abreißen will ich das nicht. Es sorgt für Stabilität zwischen den Häusern.“
Ich bin der Meinung, dass die Zwischenräume nicht Längs, sondern Leng
heißen.
Hans Zimmer
Hallo, so weit wie mir bekannt ist, heißen die Zwischenräume nicht LÄNGS,
sondern LENG.
Hans Zimmer
Diese Art von Toiletten zwischen zwei Häusern war wohl früher so üblich. Der mittlerweile leider verstorbene Autor Karl Brodhäcker hat das in seinem Buch „Der Mord am Türmer“ auf Seite 153 sehr schön beschrieben. Mich würde nur mal interessieren, ob noch mehr derartige Toiletten zwischen Alsfelder Fachwerkhäusern hängen.