Politik0

Janine Wissler, die Spitze der Hessischen Linken zu Gast in AlsfeldImmer noch die ewige Opposition?

ALSFELD. Von wegen 100 Tage Schonfrist: Die schwarz-grüne Landesregierung ist noch keine fünf Wochen im Amt – und schon jetzt steht die Marschroute der oppositionellen Linken im Landtag in Stein gemeißelt. „Opposition heißt Aktion.“, sagt Janine Wissler, die Fraktionsvorsitzende der Linken im Hessischen Landtag. Zu Gast auf dem Neujahresempfang ihrer Partei am Mittwoch in Alsfeld holte Wissler für einen Rundumschlag gegen die Landesregierung aus – und bekam von den Vogelsberger Genossen viele Hausaufgaben mit auf den Weg nach Wiesbaden.

Niedergang, wie er den westdeutschen Linken noch vor einigen Jahren zugeschrieben wurde, sieht anders aus: trotz Führungsprobleme und Flügelkämpfen steht die Linkspartei so gut da wie lange nicht mehr. Sowohl im Bund als auch in Hessen gehen die Linken gestärkt aus dem Superwahljahr 2013 hervor. Nicht zuletzt liegt das auch an ihr: Janine Wissler, 32 Jahre alt, ist die Fraktionsvorsitzende der Linken im Landtag. Sie gilt als charismatische Hoffnungsträgerin der Partei: klug, attraktiv, ein echter Politikstar aus den Reihen der Hessischen Linken. Grund genug für die Vogelsberger Linke, sie auf ihren Neujahresempfang einzuladen.

Für Wissler ist das der erste Besuch in Alsfeld seit den Landtagswahlen. Die junge Frau strotzt vor Selbstvertrauen, obwohl die Linkpartei bei den vergangenen Wahlen nur knapp über die fünf Prozent-Hürde sprang. Wissler meint:„Entscheidend ist nicht nur wer regiert, sondern auch wer opponiert.“ Sie nennt Volker Bouffier und seine Minister eine Skandaltruppe, deren Partei, die CDU, ausländerfeindliche Wahlkämpfe führe und Personal verfassungswidrig besetze. Über Taraek Al-Wazir kann die 32-Jährige nur schmunzeln. In ihren Augen ist der hessische Wirtschaftsminister niemand Geringeres, als ein Steigbügelhalter der Konservativen, dessen Wille zur Macht größer sei, als seine politische Überzeugung.

Stattdessen fordert Wissler das Obligatorische: Mindestlohn ohne Ausnahmen, Vermögenssteuer, Ganztagsschulen und nicht zuletzt das Ende chronischer Unterfinanzierung öffentlichen Krankenhäuser. „Wir müssen den Privatisierungsdruck ein für alle Mal beenden.“, erklärt die Fraktionsvorsitzende. Insbesondere für strukturschwache Regionen, wie für den Vogelsberg, sei das von Bedeutung.

Für die ihre Vogelsberger Parteifreunde ist das Balsam auf die linke Seele. „Im Vogelsberg wird Geld, das man nicht hat, ausgegeben für Dinge, die man nicht braucht.“, berichten sie der jungen Fraktionsvorsitzenden. Wissler kennt diese Klagelieder und bekräftigt die Forderung nach einem umfassenderen Ressourcentransfer zwischen den Kommunen Hessens.

Waren die Linken noch die lachenden Dritten bei der Landtagswahl, fühlen sie sich jetzt in der Rolle der Opposition sicher und geübt. Wenn sie es ernst meinen, wäre es jetzt an der Zeit, einen Politikwechsel in vier Jahren vorzubereiten. Denn eines können die Linken mittlerweile: Opposition. Aber können sie auch mehr?

Von Christian Gonder

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren