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Die Alsfelder Marktspielgruppe im Lutherfieber - Einblicke in die ProbenLutherspektakel in Alsfeld: Die Erste des Hessenlandes

Alsfeld (jw). Es sind nur noch gut anderthalb Monate bis zum 26. und 27. August, dem Wochenende, an dem das Lutherspektakel in Alsfeld stattfinden wird. Die Marktspielgruppe probt auch in den Sommerferien fleißig. Und welche Kulisse könnte dafür passender sein als der Klostergarten, dessen Mauern einst Augustinermönche beherbergte, wie Martin Luther selbst einer war?

Drei sehr junge Nonnen stehen auf der Bühne, wenn auch noch ohne Kopfbedeckung, wie sie eigentlich zur Tracht der Zisterzienserinnen gehörte. In den wöchentlichen Proben müssen sich die Darsteller zwar auch so langsam an den Umgang mit den Kostümen, die unter Leitung von Ruth Henkel von den angehenden Maßschneiderinnen der Max-Eyth-Schule angefertigt wurden, gewöhnen. Lange Gewänder, weite Ärmel und ungewöhnliche Mützen wollen eben geübt getragen werden – aber in der Julisonne kann man auf eine schwarze Kopfbedeckung noch gut verzichten. Die drei Nonnen unterhalten sich über Martin Luthers Pamphlet „Von der Freiheit eines Christenmenschen“, bis Johanna Mildner sie unterbricht.

„Ihr müsst euch das mal vorstellen! Ihr seid alle im Kloster, seit ihr denken könnt. Ihr habt Angst vor der Welt außerhalb dieser Mauern, vor der Mutter Oberin innerhalb dieser Mauern und Angst vor Gott habt ihr sowieso. Jetzt kommt dieser Mönch daher und ihr lest da etwas Unglaubliches, das allem widerspricht, was ihr bisher gelernt habt. Das ist etwas bahnbrechend Neues. Das muss ich in euren Gesichtern sehen“, weist sie Katharina von Bora, Ave von Schönefeld und Margarete von Staupitz an, damit man der Szene die Unruhe der Reformationszeit abspüren kann.

Was aber will man erzählen?

Und genau das ist es, was Johanna Mildner und ihre Co-Autorin Jenny Wagner mit ihrem Stück erzählen wollen: Es geht um den unfassbaren Umbruch, den Martin Luther mit seiner neuen Art zu denken in Deutschland und darüber hinaus in der ganzen Welt angezettelt hat. Nicht mehr die Angst vor Gott, sondern die Gewissheit um Gottes Gnade ist das Zentrum der lutherischen Denkweise.

Auch Martin Luther als Person und seine Freundschaft zu Tilemann Schnabel stehen im Zentrum des Stückes „Mein lieber Schwan“, das von der Alsfelder Marktspielgruppe auf die Bühne gebracht werden soll. Zeitlebens haben der berühmte Reformator und sein Alsfelder Kollege und Freund Briefkontakt gehalten und privat wie theologisch eine enge Freundschaft gepflegt. Dank Schnabel lobt Luther Alsfeld mit den Worten „Gott hat diese Stadt erleuchtet, dass sie die erste des Hessenlandes ist, welche das wahre Evangelium angenommen hat“.

Ordentlich viele Schauspieler für ein ordentliches Spektakel

Für das Unterfangen hat die Marktspielgruppe ihren Kader gehörig erweitert und greift sowohl auf altbekannte Gesichter als auch auf frisches Blut zurück. Zu einem ordentlichen Spektakel gehören schließlich auch ordentlich viele Menschen und die müssen auf der Bühne zu sehen sein: vom einfachen Alsfelder Bauern bis hin zu Landgraf Philipp dem Großmütigen oder Kaiser Karl V. Für das spektakuläre Flair werden das Bühnenbild von Inge Zuschlag und ansonsten der Luthermarkt sorgen, der an den Aufführungstagen in der historischen Altstadt aufgebaut werden wird – es werden zwei ganz und gar historische Tage in Alsfeld.

Den drei jungen Nonnen, die auf der Bühne im Klostergarten proben, ist die Atmosphäre der Zeit am Ende der Probe schon anzusehen, vielleicht ist es auch die Vorfreude auf die bevorstehende Aufführung – wer weiß das schon so genau? Johanna Mildner jedenfalls ist zufrieden mit der Arbeit ihrer Schauspielerinnen.

Hier noch einige Eindrücke aus den Kostümproben:

Ein Gedanke zu “Lutherspektakel in Alsfeld: Die Erste des Hessenlandes

  1. Hallo, das ist ja eine tolle Idee. Wir haben in Großenlüder am 25.06.17 auch ein Lutherstück aufgeführt. In 3 Akten. Hier geht es um eine Zeitreise, wo Luther erfährt, was von seinen Ideen und Thesen heute übriggeblieben ist. Das würde gut nach Eurem Stück passen. Falls ihr Interesse habt, wir würden auch bei Euch in Alsfeld auftreten. Schreibt mir eine Email. LG Henrike

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