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Ausstellung der Alsfelder Marktspielgruppe: wo Anfassen erlaubt ist„Hinter den Kulissen“ verrät, wie die Aufführungen entstehen

ALSFELD (aep) – Wie wird die Kleidung geschneidert und wer hat sie entworfen? Wie aufwendig sind die Bühnenbilder, und wer hat sie hergestellt? Wie entsteht überhaupt ein Stück? Das sind Fragen, die das Regieteam der Alsfelder Marktspielgruppe jetzt  beantwortet: im Rahmen einer Ausstellung, die in der Museumsscheune besichtigt werden kann. Die Eröffnung lockte bereits viele Besucher.

Seit 13 Jahren erfreut die Alsfelder Marktspielgruppe ihr Publikum alljährlich mit aufwendig produzierten Weihnachts- oder Wintermärchen sowie Marktspielen, die mit professionell gestalteten Requisiten und unter der Regie der erfahrenen Schauspielerin Johanna Mildner Laientheater der gehobenen Art darstellen. In der Zeit ist eine Menge Material zusammen gekommen: materieller und geistiger Natur. „Wir möchten jetzt der Öffentlichkeit vorstellen, was alles dazu gehört“, fasst Johanna Mildner zusammen. Die Ausstellung „Hinter den Kulissen“ zeigt die Arbeit von der Kostümschneiderei bis zum Entwurf der Plakate.

Für jede Rolle gibt es ein passendes Kostüm

Die Idee dazu hatte Ruth Henkel vom Regieteam. Die Schneidermeisterin und Ausbilderin an der MES entwirft und schneidert seit 13 Jahren die Kostüme für die Aufführungen, und das ist jedes Jahr wieder sehr viel Arbeit – beginnend mit der Frage, welches „Kostümbild“ für eine Ausstellung überhaupt benötigt wird. Dann: „Sie entwirft für jede Rolle ein passendes Kostüm“. Da kommt viel Kleidung zusammen.

 

Allein bei dem Stück „Hut ab“ zum 800-jährigen Jubiläum der Stadt Alsfeld wurden 98 Kostüme benötigt. Bei vielen Märchen kommen rund zwei Dutzend Kostüme auf die Bühne. Insgesamt entwarf und fertigte Ruth Henkel zwischen 300 und 400 Kostümen, „so genau kann man das jetzt nicht sagen“, meint die Regisseurin. Die Kleidung sei aber durchaus langlebig geschneidert worden und füllt in der Ausstellung ganze Kleiderstangen. „Viele Leute sind überrascht, wenn sie die anfassen: ‚Die sind ja richtig gut geschneidert!'“ Für die Ausstellung hat das Team sogar eine kleine Schneiderwerkstatt aufgebaut, um den Prozess anfassbar zu machen.

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Eine Kostprobe: Proben zum Jubiläumsmarktspiel

 

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„Anfassen ist ausdrücklich erlaubt“

Das ist eine Besonderheit der Ausstellung: „Anfassen ist ausdrücklich erlaubt“, sagt Johanna Mildner. Das gilt nicht nur für die Kostüme und die vielen Bühnenbilder, die Inge Zuschlag angefertigt an hat. Viele sind noch vorhanden – nebst den Entwürfen – und Teil der Ausstellung geworden.

Anfassbar wird auch der geistige Entstehungsprozess der Stücke, die Johanna Mildner und Jenny Wagner geschrieben haben. Unzählige Entwürfe und Notizen von und nach ihren Besprechungen sind auf Zetteln nachlesbar, und zeigen auf, wie aus einer Idee ein märchenhaftes Theaterstück entsteht.

Auch die Musik wird eigens komponiert

Teil der Ausstellung ist zum Beispiel auch das Klavier, an dem der Musiker Dirk Lindemann in Absprache mit Jenny Wagner seit vier Jahren die Musik zu den Stücken komponiert und dabei auch viele Entwürfe probiert. Anfangs kam die Musik aus der Konserve, erklärt die Regisseurin, aber heute wird sie passend zu den Szenen selbst hergestellt – also wie eben alles, was zu den Alsfelder Aufführungen zählt: „Wir wollen darstellen, bei uns ist alles handgemacht. Die Ausstellung ist ein großes Wimmelbild, das die Arbeit der Marktspielgruppe enthält.““

Das Interesse ist groß, zeigte die Eröffnung am Samstag: Rund 70 Besucherinnen und Besucher füllten die Museumsscheune in der Rittergasse, wurden vom Regieteam begrüßt. „Es funktioniert“, freut sich Johanna Mildner: „Die Leute schauen sich nicht nur alles an, sondern befühlen die Stücke. Da wird auch in den Notizen geblättert.“

Geöffnet ist die Ausstellung bis zum 23. Mai jeweils von Dienstag bis Sonntag, 14 bis 17.30 Uhr.

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