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Wassernotstand vielerorts schon eingetretenSchutzgemeinschaft Vogelsberg fordert landesweiten Wassernotstand

VOGELSBERG (ol). Die Proteste gegen die Wasserverwendung in der Metropole und den daraus resultierenden Wassermangel im Vogelsberg lasse die Stadt Frankfurt kalt, die sich weiterhin gegen eine stärkere Eigenversorgung trotz gegenteiliger Gutachten und katastrophaler Dürre weigere. „Jetzt hilft nur noch ein landesweiter Wassernotstand“, fordert jedenfalls die Schutzgemeinschaft Vogelsberg.

Mit der Behauptung, Frankfurt sei auch künftig nicht dazu in der Lage, sich zu mehr als zu 25 Prozent mit Wasser selbst zu versorgen, reagiert die Frankfurter Stadtverwaltung laut Pressemitteilung der Schutzgemeinschaft Vogelsberg (SGV) weiterhin „stur und tatenlos auf die massiven Proteste der Bevölkerung“, die vor wenigen Tagen im Vogelsberger Wasserlauf 2022 einen Höhepunkt fanden. „Offensichtlich fällt den Stadtoberen dabei nicht auf, wie sehr sie damit ihren eigenen Entwicklungskonzepten und Absichtserklärungen widersprechen. Denn diese besagen Anderes“, heißt es weiter.

So weise das neue Kommunale Wasserkonzept der Stadt nach, dass Frankfurt eine wasserreiche Metropole sei, die ihre Ressourcen weit stärker als bisher nutzen könnte. Davon ausgehend komme der BUND Frankfurt in seiner fachlichen Überprüfung zu dem Schluss, dass künftig ein Versorgungseigenanteil von bis zu 50 Prozent möglich wäre.

Kritik an Frankfurt

Die SGV sieht das auch so und geht in ihren Einschätzungen noch weiter: Wären die fortschrittlichen Frankfurter Trinkwassersparprogramme, die in den 90er Jahren begonnen wurden, konsequent weiter umgesetzt und nicht abgewürgt worden, wären zudem zwischen 1998 und 2022 viele Millionen Kubikmeter an Trinkwasser eingespart worden. Ein Reaktivieren der damaligen Programme auf dem heutigen Wissensstand in Kombination mit dem Hochfahren der Eigenversorgung müsse dafür allerdings ernsthaft und sofort angegangen werden.

„Aber das ist von den Frankfurter Entscheidungsträgern offensichtlich nicht gewollt“, erklärt die SGV. Die heutigen Konzepte der Stadt würden lediglich theoretische Absichtserklärungen enthalten, konkrete, rechtlich durchsetzbare Handlungsanweisungen, die in der Stadtentwicklung, in der Wasserversorgung oder von Bauträgern umzusetzen seien, würden sich weder dort noch in den Bau- oder Versorgungssatzungen der Stadt finden lassen.

Das beziehe sich insbesondere auf die dringend notwendige Entlastung der Trinkwasserversorgung durch Betriebswasser, das im Stadtgebiet massenhaft und sofort verfügbar wäre. So fehle im Kommunalen Wasserkonzept jede verbindliche Vorgabe, bei allen Neu- und Umbauten entsprechende Maßnahmen wie ein doppeltes Leitungssystem nach dem Stand der Technik zu realisieren. Und im brandneuen städtischen ‚Klimaanpassungskonzept 2.0‘ werde für die Betriebswassernutzung in Gebäuden lediglich eine ‚Wirtschaftlichkeitsprüfung‘ angekündigt.

Frankfurt verfolgt damit gegenüber den Grundwasserliefergebieten und den Behörden weiterhin seine bekannte Hinhaltetaktik, ohne etwas am bestehenden System zu verändern und lasse damit seinen gewinnbringenden Wasserhandel vor allem in Trockenzeiten auf Rekordwerte klettern.

SGV fordert Wiesbaden zum Handeln auf

„Die Schutzgemeinschaft Vogelsberg fordert die Frankfurter Politik angesichts der sich häufenden Trockenjahre ultimativ auf, ohne Wenn und Aber endlich damit aufzuhören, die stärkere Eigenversorgung der Metropole zu blockieren“, sagt Cécile Hahn, Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Vogelsberg. „Das Hinauszögern konkreter Maßnahmen ist schon seit vielen Jahren wesentliche Ursache für das Importieren viel zu großer Grundwassermengen aus dem Vogelsberg.“

Weder das technische Knowhow von ausgewiesenen Fachleuten noch die gesetzlichen Voraussetzungen dafür, alle stadteigenen Ressourcen zur Bedarfsdeckung heranzuziehen würden – wie behauptet – fehlen. Was lediglich fehle, sei der politische Wille und die Bereitschaft der Metropolregion, zugunsten einer nachhaltigen Wasserbewirtschaftung die Geschäftemacherei mit dem Vogelsbergwasser zu beenden.

Auch der Stellvertreter und gleichzeitig Freiensteinauer Bürgermeister Sascha Spielberger ergänzt: „Vor dem Hintergrund der katastrophalen Dürreperioden und dem Ausbleiben von Nassjahren seit 2003 muss das Land Hessen endlich den Mut aufbringen, sofort und auf unbestimmte Zeit einen landesweiten Wassernotstand auszurufen. Dann wären alle Kommunen und die Landesbehörden dazu gezwungen zu handeln, anstatt sich um effektive Maßnahmen herumzudrücken“.

1991 und 1992 hätten dem damaligen Umweltministerium, das damit problembewusst gehandelt habe, dafür schon zwei Trockenjahre hintereinander ausgereicht. 2022 laufe man bereits in das fünfte, harte Trockenjahr in Folge. „Wiesbaden muss jetzt dafür sorgen, dass der Trinkwasserbedarf und damit die Grundwasserentnahmen auf das absolut notwendige Minimum beschränkt werden. Denn der Wassernotstand ist zumindest für den Naturraum vielerorts schon längst eingetreten und wird noch recht lange anhalten“, fordert Spielberger im Namen der SGV.

Ein Gedanke zu “Schutzgemeinschaft Vogelsberg fordert landesweiten Wassernotstand

  1. Traurig das die Natur den Lobbyisten zum Opfer fällt, obwohl Verstand und Logik der Wissenschaft dies mit Fakten sicher widerlegt. (Da reicht auch schon eine Wanderung mit offenen Augen im Oberwald)
    Wo kein Kläger ist braucht es keine Richter. Sollte unbedingt geändert werden. Nur das dauert dann auch wieder Jahre. Also für mich sind das keinesfalls soziale Menschen im Frankfurter Rathaus.

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