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Gedenken mit Tiefe und Haltung80 Jahre Befreiung vom Nationalsozialismus auf dem Berliner Platz in Lauterbach

LAUTERBACH (ol). Am 8. Mai, dem 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus, organisierten das Stadtjugendparlament Lauterbach, das Kreisjugendparlament und die Initiative für Demokratie eine berührende Gedenkveranstaltung auf dem Berliner Platz. Jugendliche betonten in ihren Redebeiträgen die Wichtigkeit von Demokratie und Freiheit, während kreative Kunstaktionen und inspirierende Historiker-Vorträge die Veranstaltung bereicherten.

Der Berliner Platz wurde am 8. Mai zum Ort des Erinnerns, des Nachdenkens – und des kraftvollen Zeichens für Demokratie und Menschlichkeit. Anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung vom Nationalsozialismus hatte das Stadtjugendparlament Lauterbach gemeinsam mit dem Kreisjugendparlament und der Lauterbacher Initiative für Demokratie eine eindrucksvolle Gedenkveranstaltung organisiert, die berührte, zum Nachdenken anregte – und Hoffnung machte, so heißt es in der Pressemitteilung der Initiative.

Schon die Redebeiträge der Jugendlichen beeindruckten durch ihre Reife und Tiefe. Leni Klingler, Vorsitzende des Stadtjugendparlaments, betonte die Bedeutung des kollektiven Gedächtnisses: „Erinnern ist ein zentraler Bestandteil unseres Menschseins. Das Gedenken an Kriege, Diktaturen, Verfolgung und Unrecht ist nicht nur eine Pflicht gegenüber den Opfern, sondern auch ein Schutzschild für die Zukunft.“
Ihr Kollege Christian Hardt vom Kreisjugendparlament knüpfte daran an: Demokratie, Frieden und Freiheit seien keine Selbstverständlichkeiten, sondern hart errungene Werte, die täglichen Einsatz erforderten.

Wie junge Menschen sich diesem Thema kreativ annähern, zeigte eine Kunstaktion, die zuvor auf dem Platz stattgefunden hatte. Inspiriert und begleitet vom Wallenröder Künstler Luc Laignel, hielten Jugendliche ihre Gedanken und Eindrücke auf einem übergroßen weißen Stoffbanner fest. Die Silhouetten zweier junger Menschen wurden mit Begriffen, Hoffnungen und Befürchtungen zum Thema Kriegsende und Menschenrechte gestaltet – zum Teil künstlerisch verfremdet, aber stets ausdrucksstark. Das entstandene Kunstwerk wurde am Zaun des Hohhauses präsentiert – als sichtbares Symbol des Erinnerns.

Ein weiterer Höhepunkt waren die Reden der beiden Lauterbacher Historiker Prof. Dr. Helfenbein und Till Hartmann. Prof. Helfenbein berichtete eindrücklich von seinen eigenen Erlebnissen als 15-Jähriger in den letzten Kriegstagen 1945. Seine Schilderungen – von fliehenden Soldaten und vom fanatischen Glauben an einen „Endsieg“, vom Anstehen mit Lebensmittelkarten, von der Angst in den Familien vor dem Wort „vermisst“ – ließen Geschichte lebendig und greifbar werden. Auch die ambivalente Faszination des damals Jugendlichen für die Musik der US-Truppen – Jazz und Swing, einst von den Nationalsozialisten als „entartet“ verboten – wurde deutlich. Passend dazu begleitete Musik aus dieser Zeit den Auftakt und den Ausklang der Veranstaltung.

Till Hartmann rückte in seinem Vortrag die Geschichte der Familie Mandt ins Zentrum – insbesondere Gustav Mandt, den ersten Landrat des neu gegründeten Vogelsbergkreises und seine Tochter Helene Mandt. Beide als glanzvolle Beispiele für zivilen Mut und Widerstands gegen die Autokratie. Mit viel erzählerischem Gespür spannte Hartmann den Bogen von individuellen Schicksalen zur gesellschaftlichen Verantwortung: „Zuhören ist essenziell, Wissenschaftlichkeit unverzichtbar. Doch Deutschland muss sich auch als Kulturnation begreifen – mit einer Verantwortung, Geschichte nicht nur aufzuarbeiten, sondern auch in eine menschenfreundliche Zukunft zu übersetzen.“

Am Ende galt der Dank all jenen, die zum Gelingen des Tages beigetragen hatten – den engagierten Jugendlichen, den Vortragenden, den Beteiligten im Hintergrund sowie der Jahrgangsstufe Q2 des Lauterbacher Gymnasiums, die für das leibliche Wohl sorgte.

Ein Tag des Erinnerns – aber auch ein Tag, der zeigt, wie junge Menschen Verantwortung übernehmen und sich mutig für unsere Demokratie einsetzen.

Fotos: Lauterbacher Initiative für Demokratie

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