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Konzept der geschwisterGALFE zur Wiederverwendung gebrauchter Kollektionsstücke – Inzahlungnahmen bei NeukaufMit Mode Verantwortung tragen

ALSFELD (ol). Dass Frank und Juliane Galfe unter der Marke geschwisterGALFE nachhaltige Mode im Vogelsberg designen und mit Rohstoffen aus der Region vor Ort produzieren lassen, ist bekannt. Nun denken sie ihren Nachhaltigkeitsgedanken weiter und bieten auch die Rücknahme von Stücken aus ihren Kollektionen an – zur Wiederverwendung und Verrechnung bei Neukauf.

Es nennt sich REdUSE, Upcycling oder „From Cradle to Cradle“. Gemeint damit ist die nachhaltige, verantwortungsbewusste Verwertung von Gebrauchsgegenständen – im Fall des Alsfelder Designer- und Geschwisterpaares Galfe sind dies hochwertige Kleidungsstücke. Bei Frank und Juliane Galfe werden all diese Begriffe mit Leben gefüllt. Denn nicht nur, dass sie ihre Kollektion im Vogelsberg entwerfen und fertigen lassen, auch die Stoffe werden hier gewebt – und damit unterscheiden sie sich von beinahe allen anderen Modeunternehmen.

Weiter heißt es in der Pressemitteilung, notwendige Zukaufware wird aus nachhaltigen Quellen bezogen, beispielsweise aus recycelten Ocean Bottles hergestellt. Mit einer Produktionskette, die ausschließlich vor Ort stattfindet, und nur wenigen Zukaufprodukten minimiert sich der Transportweg von der Herstellung bis auf die Verkaufsflächen der geschwisterGALFE ganz erheblich und somit auch die durch Produktion und Transport hervorgerufene CO2-Belastung.

„In der Regel wird Kleidung für den europäischen Markt in Fernost produziert, nach Deutschland geschifft und einer Endbearbeitung unterzogen, damit noch irgendwo ein ‚Made in Germany‘ drauf kann. Wir möchten dem etwas mehr Ehrlichkeit und Innovation entgegensetzen“, so Frank Galfe. „Für uns ist es daher ein integraler Bestandteil unserer Philosophie, unsere Kollektion nicht um den halben Erdball transportieren zu lassen.“ In der Produktion in Alsfeld herrscht ein familiäres Klima, die Schneiderinnen und Näherinnen werden fair bezahlt. All das ist in der Kleidungsbranche nicht üblich, wie man weiß, doch all das ist Frank Galfe und seiner Schwester Juliane noch nicht genug.

Mehr Verantwortung übernehmen, mehr Bewusstsein schaffen

Sie möchten mehr möglich machen: Mehr Verantwortung übernehmen, mehr Bewusstsein schaffen, mehr für Nachhaltigkeit tun und selbst Teil der dafür nötigen Veränderung sein. „Wir nennen unsere Philosophie ‚We are – wir sind‘, führen Juliane und Frank Galfe aus. „Wir sind nicht nur die Menschen, die sich so oder so kleiden, auf diese oder eine andere Weise wahrgenommen werden, sondern wir sind auch verantwortlich für unser Handeln, für das, was von uns wirkt und bleibt, und wir sind verantwortlich für die Menschen um uns herum. Als Modemacher und -händler ganz besonders natürlich für unsere Kunden.“

In präziser und gekonnter Handarbeit stellten Schneidermeisterin Antonia Klitsch (links) und Schneiderin Shella Assum die Kollektion der geschwisterGALFE zusammen. Foto: Traudi Schlitt

Um zu vermeiden, dass Stücke aus ihrer Kollektion, die vielleicht nicht mehr getragen werden, ein ungenutztes Dasein in den Kleiderschränken führen oder irgendwann einfach geschreddert werden, nehmen die beiden ab sofort alle Artikel aus ihren geschwisterGALFE-Kollektionen bei einem Neukauf eines geschwisterGALFE-Artikels zurück – ganz gleich, in welchem Zustand.

„Dafür rechnen wir bei einem Neukauf 20 Prozent des ursprünglichen Verkaufspreises an“, gibt das Geschwisterpaar bekannt. „Für einen Mantel, der einst 499 Euro gekostet hat, wären das immerhin 100 Euro, was ziemlich einzigartig ist – und einen Gegenpunkt zu fast fashion und Wegwerfgesellschaft setzt.“

Zusammenarbeit mit inländischen Recyclingpartner

Die zurückgegebene Ware wird von einem hauseigenen Wertstoffteam geprüft und alle Komponenten, die noch verwertbar sind, fließen in die neue Produktion ein. „Insbesondere sind das Knöpfe und Reißverschlüsse, aber auch wenig getragene Stoffe“, so Frank Galfe, der Modekreative, der hofft, dass diese Idee sich bei andere Herstellern Bahn bricht. „Wir können nicht mehr Dinge, die wir noch verwerten können, einfach wegwerfen“, so ihr Credo. Deshalb gehen für sie selbst unbrauchbare Materialien nicht auf den Müll, sondern an einen inländischen Recyclingpartner, der daraus neue textile Produkte wie beispielsweise Dämmmaterial, Malerflies und oder Dekostoffe herstellt.

„Wir wissen natürlich nicht genau, wie sehr unsere Kundinnen und Kunden von diesem Angebot Gebrauch machen werden, denn die Schlüsselstücke unserer Kollektionen sind Stücke fürs Leben – doch unser Angebot steht“, so Galfe, dem nach eigenem Bekunden gutes Handwerk, zeitlos gutes Design und fairer Umgang näher liegen als „modisches Chichi.“ Er sagt: „‘We are‘ bedeutet auch, dass wir alle Teil eines Ganzen sind. Gemeinsam haben wir es in der Hand, also tun wir es auch gemeinsam. Damit aus Du und Ich ein Wir wird und bleibt.“

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