Pflegestützpunkt Vogelsbergkreis macht auf Demenz und Alzheimer aufmerksamWelt-Alzheimertag: „Demenz – wir müssen reden!“
VOGELSBERG (ol). Rund 1,6 Millionen Menschen in Deutschland leiden laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft an Demenz – und die Zahlen werden in Zukunft weiter ansteigen. Darauf will der Pflegestützpunkt Vogelsbergkreis anlässlich des heutigen Welt-Alzheimertages aufmerksam machen und greift das Thema auf, um es aus der Tabuzone zu holen. Eine Heilung der Erkrankung ist bisher nicht möglich. Vor dem Hintergrund des Welt-Alzheimertags am 21. September, der weltweit auf die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen aufmerksam macht, stellt der Pflegestützpunkt Vogelsbergkreis seine Angebote vor.
In der Pressemitteilung des Vogelsbergkreises heißt es, der Welt-Alzheimertag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Demenz – wir müssen reden!“ Den Gesprächsbedarf sehen auch die fünf Mitarbeiterinnen des Pflegestützpunktes, die mit ihren Beratungen Familien unterstützen, die Pflegebedürftige mit Demenz versorgen. Dabei werden individuelle Hilfen zur Unterstützung im Alltag installiert, um möglichst lang im eigenen Zuhause leben zu können. Angehörige seien oft ratlos, wenn erste Anzeichen von Vergesslichkeit bei den Eltern, dem Partner, oder der Partnerin auftreten. Die Broschüre des Vogelsbergkreises „Gutes Leben mit Demenz“ enthält Informationen zu Symptomen, Diagnostik bis hin zu konkreten Beratungsangeboten für Angehörige und finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten.
So können sich Interessierte, Betroffene oder Angehörige schnell zum Thema Demenz orientieren. Die Broschüre und weiteres Informationsmaterial kann im Pflegestützpunkt telefonisch angefordert werden. Über die deutsche Alzheimergesellschaft werden ebenfalls umfangreiche Informationen auf der Homepage bereitgestellt. „Demenz – wir müssen reden!“ greift der Pflegestützpunkt auch durch die Mitarbeit in der Demenz-Partner Initiative auf.
Der Pflegestützpunkt ist einer von 61.972 Mitstreitern der bundesweiten Initiative, die das Ziel verfolgen, die Bevölkerung insgesamt, aber auch einzelne Berufsgruppen zum rücksichtsvollen Umgang mit Menschen mit Demenz aufzuklären. Die Schulungen umfassen medizinische, pflegerische und alltagspraktische Informationen sowie kurze, verständliche Filme. Ein Angebot für Interessierte im Vogelsbergkreis ist in Planung.
Erklärung Pflegestützpunkt und Kontaktdaten
Der Pflegestützpunkt Vogelsbergkreis bietet neutrale und kostenfreie Beratung rund um die Themen Pflege und Versorgung. Die Beratungsstelle wird vom Vogelsbergkreis und der AOK Hessen finanziert. Die Mitarbeiterinnen unterstützen bei Pflegeanträgen, bei der Organisation von Hilfen am Wohnort, wie zum Beispiel Hausnotruf, Essen auf Rädern, ambulanter Pflegedienst sowie Tagespflege und stehen in engem Kontakt mit den regionalen Dienstleistern der ambulanten, teil- und vollstationären Pflege.
In Lauterbach sind Sabine Leskien (AOK Hessen) und Monique Abel (Vogelsbergkreis) für das südliche Kreisgebiet Ansprechpartnerinnen. Naomi Hedrich (AOK Hessen), Sonja Staubach (Vogelsbergkreis) sowie Claudia Vaupel (Vogelsbergkreis) beraten von Alsfeld aus das nördliche Kreisgebiet. Für eine persönliche Beratung muss ein Termin vereinbart werden.
Standort Alsfeld Tel: 06641/977 -2095, -2096, -2097
Standort Lauterbach Tel: 06641/977 -2091, -2092
pflegestuetzpunkt@vogelsbergkreis.de
www.pflegestuetzpunkt-vogelsbergkreis.de
„Der Pflegestützpunkt Vogelsbergkreis bietet neutrale und kostenfreie Beratung rund um die Themen Pflege und Versorgung.“
Kostenfrei mag ja sein, aber neutral? Bei den Financiers der Bertungsstelle handelt es sich um den Landkreis, der sowohl als Gewährleister der Daseinsvorsorge als auch als Aufsichtsbehörde in der Pflicht ist, sowie um die AOK als Erbringerin von Pflegeleistungen, die sowohl Eigeninteressen gegenüber den Leistungsberechtigten (Pflegeversicherten) hat als auch in gewisser Weise von der Heimaufsicht des Landkreises abhängig ist. Von daher dürfte sich die Unterstützung der Versicherten „bei Pflegeanträgen, bei der Organisation von Hilfen am Wohnort (Hausnotruf, Essen auf Rädern, ambulanter Pflegedienst sowie Tagespflege)“ in einem Rahmen halten, den man beim Liebesspiel der Stachelschweine unterstellt: „Vorsichtig…“! Von daher verheißt auch der Hinweis, die angeblich so unabhängigen Beraterinnen stünden „in engem Kontakt mit den regionalen Dienstleistern der ambulanten, teil- und vollstationären Pflege“ gerade im Hinblick auf diese Unabhängigkeit wenig Gutes. Man kennt das doch hinlänglich von den engen Kontakten zwischen Wirtschaft und Politik: Die „engen Kontakte“ führen zur Orientierung politischer Entscheidungen und insbesondere der Aufsichtspraxis an den Interessen der überwiegend privaten Anbieter. Inwieweit die Leistungsberechtigten (Pflegeversicherten) hierbei zu ihrem Recht kommen, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Die Unterstützung hilfs- bzw. pflegebedürftiger Personen und die Entlastung pflegender Angehöriger sind immer nur so lange „gut“, wie man nicht selbst konkret betroffen ist. Seitens der Kreisverwaltung einen „Ratgeber“ mit dem Titel „Gutes Leben mit Demenz im Vogelsbergkreis“ herauszugeben und dann auch noch als „Hochschulprojekt“ anzupreisen (steht übrigens ebenfalls online zur Verfügung, siehe https://www.vogelsbergkreis.de/fileadmin/user_upload/Pressestelle/FALTBLAETTER_ETC/RatgeberDemenz_Web.pdf), halte ich für reinen Euphemismus! Die im Vorwort des Ratgebers von Landrat Görig getroffene Aussage („Im Vogelsbergkreis suchen wir nach Möglichkeiten, wie Menschen mit Demenz gut leben können.“) besagt da überhaupt nichts. Ehrlicher wäre es gewesen zu sagen, „wir suchen nach Möglichkeiten, die keinerlei konkrete Angebote erfordern und nichts kosten“! Heißt in der Praxis: Hilf dir selbst, denn außer Beratungs-Blabla wird im VB nichts geboten!
Was sollen die Damen auf dem Foto den Ratsuchenden denn an konkreter Unterstützung anbieten? Der schriftliche „Ratgeber“ enthält lediglich „Beispiele für entlastende Angebote“, die es aber außer auf dem Papier nirgends gibt.
Und die Pflegeversicherungen knausern bei den Pflegegraden und Leistungen, Tagespflege oder ambulante alltagspraktische Unterstützung ist gar nicht institutionalisiert und wäre auch nicht abrufbar, wenn sie gewährt und bezahlt würde. Was bekommt man schon für 125 Euro im Monat? So muss jeder sehen, was er von seiner Rente noch abzweigen kann, um sich auf dem privaten „Markt“ (zumeist wohl in Schwarzarbeit) die notwendigen Dienstleistungen selbst zu kaufen. Und die Öffentlichkeit wird mit bunten Flyern und inhaltsleeren Beratungsangeboten verarscht!
„Aber das Kalkül der Politik ist doch: Einfach laufen lassen, bis alle pflegebedürftigen in die stationären Pflegeeinrichtungen ‚hinein gepflegt‘ sind! Denn die Investitionen für die Heime werden von privaten Trägern gestemmt, die sich dann auch um die Einhaltung der schlecht kontrollierten heimaufsichtlichen Anforderungen und qualifiziertes Personal kümmern müssen.“
Genau richtig beschrieben. Denn im Unterschied zu pflegenden Angehörigen und Pflegebedürftigen hat die sog. „Pflegeindustrie“ eben eine starke Lobby in Perlin und den Provinz-Hauptstädten! Man liest oder hört immer so leicht über die Tatsachen hinweg. Gestern erst wurde in den Nachrichten über einen Kabinettsbeschluss berichtet, dass die Pflegeheime 20.000 zusätzliche Pflegeassistenz-Stellen bekommen sollen. Nur will ja angeblich niemand im Pflegeheim sterben. Und das Ziel, den Senioren so lange wie möglich ein selbständiges Leben im eigenen Haushalt zu ermöglichen, wird gebetsmühlenartig als oberstes Ziel der Politik verbreitet. Demnach wären 20.000 Stellen für so genannte Alltagshelfer bzw. haushaltsnahe Dienstleistungen, mit denen Privathaushalte versorgt werden könnten (z.B. kommunale Pflegedienste) hoch willkommen, statt private Heimträger dabei zu unterstützen, ihren Pflegebetrieb zu optimieren. Niemandem scheinen solche Widersprüche aufzufallen.
Hut ab vor jedem/jeder Ehrenamtlichen, der/die sich für die bessere Betreuung Demenzkranker bzw. die Entlastung pflegender Angehöriger im Alltag einsetzen. Aber mit dem allseits propagierten Ziel, den Verbleib in der Familie bzw. dem eigenen Haushalt so lange wie möglich sicher zu stellen, soll ja nur doppelt Geld gespart werden: (1) Betreuungsaufgaben sollen auf Familienangehörige abgewälzt werden, die bei fortschreitender Krankheit fachlich und belastungsmäßig mit dieser Aufgabe überfordert sind. (2) Beim Pflegegeld bzw. dem zuzuerkennenden Pflegegrad wird durch die Pflegekassen in aller Regel eine ausreichende Geldleistung verweigert oder die Einrichtung geeigneter Alltagshilfen oder Tagesbetreuungen durch zu hohe Auflagen verhindert. Gut durchdachte Konzepte unter Einbeziehung engagierter Laienkräfte (siehe Main-Kinzig-Kreis, Projekt „So wie daheim“) sind aus diesem Grund eher die Ausnahme.
Besonders abscheulich ist in diesem Zusammenhang das ständige Schönreden seitens der Politik. Es klemmt doch überall:: Bei den Kitas, bei der schulischen Ganztagsbetreuung, bei der Tagespflege für Demenzkranke. Statt potemkinsche Dörfer zu präsentieren, sollte endlich auf die bestehenden Defizite eingegangen werden. Aber das Kalkül der Politik ist doch: Einfach laufen lassen, bis alle pflegebedürftigen in die stationären Pflegeeinrichtungen „hinein gepflegt“ sind! Denn die Investitionen für die Heime werden von privaten Trägern gestemmt, die sich dann auch um die Einhaltung der schlecht kontrollierten heimaufsichtlichen Anforderungen und qualifiziertes Personal kümmern müssen. Eine Schande, denn die Betroffenen haben keine schlagkräftige Lobby!
Sehr ärgerlich, was anlässlich des Welt-Alzheimer-Tages am 21. September mal wieder an „Pressemeldungen“ produziert wird, um Aktivitäten vorzutäuschen.
„Demenz – wir müssen reden!“ Die Mitarbeiterinnen des Pflegestützpunktes mögen sich ja alle Mühe geben, neben ihren sonstigen Aufgaben „Familien [zu] unterstützen, die Pflegebedürftige mit Demenz versorgen“. Aber mit Reden – so wichtig das im Einzelfall sein mag, wenn Menschen mit der Diagnose „Demenz“ konfrontiert werden – ist es ja nicht getan. Denn „dabei“ werden keineswegs „individuelle Hilfen zur Unterstützung im Alltag installiert, um möglichst lang im eigenen Zuhause leben zu können.“ An solchen individuellen Hilfen fehlt es im Gegenteil im Vogelsbergkreis ganz massiv. Und es ist in höchstem Maße ärgerlich, dass man immer wieder mit dem Märchen daher kommt, der Vogelsbergkreis sei in Hinblick auf Unterstützungsangebote für Betroffene und vor allem auch betreuende Angehörige gut aufgestellt. Die Broschüre des Vogelsbergkreises ‚Gutes Leben mit Demenz‘, ein Studenten-Projekt, über das bereits in der Vergangenheit viel Kritik veröffentlicht wurde, verdient diesen Titel leider nicht. Sie enthält alle möglichen redundanten Informationen allgemeiner Art, von denen das Internet überquillt. Der Nachbarkreis Fulda macht es da im Übrigen wesentlich besser, indem er die entsprechenden Informationen online anbietet (https://www.demenzforum-fulda.de/wir-ueber-uns). Wer die Diagnose Demenz erhält, bekommt schon über den medizinischen Bereich (Klinik etc.) genügend einschlägiges Wissen vermittelt. Aber zu den „konkreten Beratungsangeboten für Angehörige“ außerhalb der medizinischen Betreuung und zu „finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten“ erfahren die Betroffenen fast nichts. Weil’s nichts gibt, wie man hier „zwischen den Zeilen“ erfahren kann (siehe: https://oberhessen.sparkasseblog.de/2015/12/28/unterstuetzung-fuer-demenzkranke-im-vogelsberg/).
P.S.:
Die Eichelsachsener Demenz-Gruppe („Zu unserer Demenzgruppe kommen einmal im Monat rund [!!!] 10 bis 12 Demenzkranke. Wir spielen, basteln und singen mit den Betroffenen oder unternehmen auch mal einen Ausflug – alles Dinge, die das Gedächtnis anregen.“) gibt es meines Wissens auch schon nicht mehr.