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Zum Jahreswechsel: Oberhessen-live blickt zurück auf das vergangene JahrTschüss, 2017: Der große OL-Jahresrückblick

2017 ist vorbei – jedenfalls fast. Zwölf neue Monate, 52 neue Wochen, 365 neue Tage und 8760 neue Stunden warten darauf, gelebt zu werden. Und was bleibt vom alten Jahr? War 2017 ein gutes, wichtiges oder schreckliches für unsere Region? Lesen Sie hier den großen OL-Jahresrückblick. 

Im Journalismus gilt folgender Satz: Jeder Tag ist genau wie der andere, nur eben ganz anders. Pressekonferenzen ähneln sich zwar, genau wie die Pressemeldungen und Geschichten, die wir täglich auf den Schreibtisch bekommen. Und doch ist das, worum es im einzelnen geht, immer aktuell und damit einzigartig. Weshalb es jedes Jahr aufs neue spannend ist, zurückzuschauen, was die Redaktion und damit die Leserinnen und Leser die vergangenen 12 Monate so beschäftigt hat.

2017 war ein Jahr der Skandale. Gleich mehrere kleinere und größere Aufreger bewegten unsere Region. Allen voran: Der Sparkassen-Skandal, bei dem der ehemalige Mitarbeiter und Chef des Rechnungswesens Maik H. über mehrere Jahre hinweg knapp neun Millionen Euro veruntreute. Mit elf Artikeln begleitete Oberhessen-live die Geschichte über Monate hinweg. Angefangen bei der ersten Meldung über das Bekanntwerden der Tat bis hin zu einem Exklusivbericht, in dem OL enthüllte, dass erst ein Tipp einer Berliner Bank H. auffliegen ließ. Auch aus dem Gerichtssaal in Gießen berichteten wir, als das Urteil fiel. Eine spannende Geschichte – mitunter auch dank den drei Meinungsartikeln.

Im Juni sorgten drei junge, noch nicht ausgewachsene Linden am Alsfelder Ludwigsplatz für einen kleinen Skandal in der Stadt. Die sollten nämlich einem Schwertransport weichen. Oberhessen-live zeigte damals mögliche alternative Transportmöglichkeiten auf, durch die die Linden erhalten bleiben könnten, der Artikel wurde Thema im Stadtparlament. Am Ende musste Bürgermeister Stephan Paule einen Fehler eingestehen. Dafür durfte er gegen Jahresende aber auch einen historischen Haushalt mit einem Überschuss von einer Millionen Euro verkünden.

Als einen Schildbürger-Streich wurde der nächste kleinere Skandal in der Region bezeichnet. Na, wissen Sie, was gemeint ist? Genau: Die Altenburger Brücke. Um die ging es in diesem Jahr nämlich immer mal wieder – und für die meisten gleicht die Geschichte dahinter einem schlechten Scherz. Mitte Dezember 2015 bekam Altenburg eine neue Verbindungsbrücke über die Schwalm, doch die wurde immer noch nicht freigegeben. Die Stadt sagt die Brücke sei so nicht bestellt worden, die Firma hält dagegen. Weil immer wieder Menschen die „verbotene Brücke“ passierten, ließ die Firma Laudemann sie mit zwei großen Betonklötzen sperren. Wie lange die Altenburger wohl noch auf die Freigabe warten müssen, bleibt offen.

Auch vor dem Sport machten die Skandale in diesem Jahr keinen Halt: Im April klagte der Schiedsrichter Jürgen Weilmünster nach dem A-Liga-Spiel zwischen Hattendorf und Schwalmtal, er sei von einem Vereinsverantwortlichen des SV Hattendorf körperlich attackiert worden sein. Der Verein allerdings wies die Vorwürfe zurück. Letztendlich landete der Skandal vor dem Sportgericht.

Im August ging es ebenfalls um eine Geschichte mit körperlicher Gewalt, die von OL aufgeschrieben für Gespräche in der Stadt sorgte und sogar Fernsehteams anlockte: „Wenn der eigene Nachbar zur Gefahr wird“ hieß der Artikel. Ein psychisch kranker Mann sorgte in Alsfeld für Ärger und bedrohte seinen Nachbarn. Die Polizei schien machtlos. Oberhessen-live zeigte auf, wie schwer und langwierig es ist, in solchen Fällen eine Lösung zu finden.

Ruhiger wurde es auch gegen Ende des Jahres nicht: Kurz vor Weihnachten dann der letzte große Skandal des Jahres: Rund 8.000 Liter Altöl liefen auf dem Gelände des Alsfelder Entsorgungsbetriebs Altöl Bär-Kessel aus. Das Öl verschmutzte die örtliche Krebsbach und trat in den frisch sanierten Erlenteich über. Zehn Tage lang waren die Alsfelder Feuerwehr und das Technische Hilfswerk mit der Reinigung und der Aufarbeitung der Geschehnisse beschäftigt.

Unwetter sorgten für Verwüstung

Wegen heftiger Unwetter hielt die Region im Juni den Atem an. Unterlaufene Keller, überschwemmte Straßen, eine große Schlammlawine, starke Regenschauer, heftige Windböen und umgestürzte Bäume sorgten damals vielerorts für einen unermüdlichen Einsatz der örtlichen Feuerwehren und der Bevölkerung.

„Es kam jede Hilfe zu spät“, war in diesem Jahr leider nicht selten die traurige Zusammenfassung von Verkehrsunfällen in der Region. Wie bei dem tragischen Unfall zwischen Lauterbach und dem Schlitzer Stadtteil Willofs, bei dem auf der Geraden der Landesstraße zwei Autos frontal zusammenprallten. Eine 27-jährige Autofahrerin und ein 34-jähriger Autofahrer verloren noch am Unfallort ihr Leben.

Unfälle gehören gehören bedauerlicher Weise genau so zum Nachrichtenalltag wie Einbrüche. Und davon gab es dieses Jahr etliche. Mit brachialer Gewalt brachen beispielsweise im Mai Unbekannte in die Alsfelder Tankstelle in der Grünberger Straße ein und sorgten dort für ein Bild der Zerstörung. Besonders tragisch war auch ein Wohnhausbrand in Eudorf nur einen Monat später: Lichterloh in Flammen stand das Haus damals und sorgte für einen Großeinsatz mit über 100 Feuerwehrleuten. Der 80-jährige Hausbesitzer hatte Suizid begangen und das Feuer selbst gelegt.

Auch einen Werkstattbrand mit Explosionsgefahr gab es für die Feuerwehr der Stadt Alsfeld in Schwabenrod zu bekämpfen. Dort war eine mit Acetylen gefüllte Gasflasche in Brand geraten.

In Schwabenrod kam es zu einem Brand in einer Werkstatt. Zahlreiche Feuerwehrkräfte vor dem betroffenen Werksgelände. Foto: privat

Wenn die Polizei von eine „Bedrohungslage“ spricht, ist das immer erstmal eine sehr vage Bezeichnung für eine meist unübersichtliche Situation, bei der jemand sich oder andere bedroht. In Alsfeld meldeten die Beamten zwei solcher Lagen in diesem Jahr. Eine ging glimpflich aus. Im Juli drohte ein Mann in der Innenstadt damit, sich umzubringen. Die andere eskalierte leider und sorgte damit für eine der traurigsten und krassesten Nachrichten, die die Stadt in diesem Jahr zu bewältigen hatte.

Im Oktober kam es zu einem Schusswechsel, bei dem ein 54-jähriger Alsfelder von der Alsfelder Schutzpolizei tödlich getroffen wurde.  In einer gelungenen Reportage am Tag danach gelang es OL-Redakteurin Luisa Stock aufzuzeigen, wie die Stadt und ihre Bewohner mit dem Ereignis fertig wurden. Für besonders großes Aufsehen – und herbe Kritik – sorgte ein Kommentar von Chefredakteur Juri Auel, der nach dem Schusswechsel fragte, ob man die Polizei grundsätzlich kritisieren dürfe. Der Text zog – nicht zuletzt wegen seiner zugespitzten Überschrift – große Diskussionen auf der Facebookseite von Oberhessen-live mit sich.

Im Oktober gab es aber auch eine sehr erfreuliche Nachricht von der Polizei. 18 Jahre nach dem Tot von Johanna Bohnacker ist es den Ermittlern gelungen, einen Tatverdächtigen festzunehmen. Er soll die damals Achtjährige ermordet haben, deren Leiche 1999 bei Lingelbach gefunden wurde.

2017 als Jahr der Entscheidungen?

Am 24. September wurde in Deutschland gewählt – natürlich auch im Vogelsberg. Hier sogar doppelt. Zum einen war da die Bundestagswahl, zum anderen ging es im Vogelsberg um einen neuen – oder alten – Landrat. Zur Wahl standen dabei der amtierende SPD-Landrat Manfred Görig und der parteilose Friedel Kappes. Oberhessen-live stellte beide Kandidaten in einem aufwendigen Porträt vor. Der Amtsinhaber gewann schließlich, OL berichtete live aus dem Kreishaus.

Wahlverlierer Friedel Kappes (rechts) gratuliert dem alten und neuen Landrat Manfred Görig. Foto: jal

Wahlverlierer Friedel Kappes (rechts) gratuliert dem alten und neuen Landrat Manfred Görig. Foto: jal

Der eigentliche Verlierer dieser Wahl war aber nach Ansicht des OL-Chefredakteurs Juri Auel nicht Friedel Kappes, das betonte er im Nachzug nochmal in einem Kommentar. Auch die Ergebnisse der Bundestagswahlen gaben wir auf Oberhessen-live bekannt und damit den – für manche unverständlichen – Wahlerfolg der AfD im Vogelsberg.

Entscheidungen wurden auch gegen Ende des Jahres noch getroffen, wie die von Romrods Bürgermeisterin Dr. Birgit Richtberg, die sich neben Michael Ruhl, Alexander Heinz und Dieter Boß für die Kandidatur um den CDU-Landtag aufstellen ließ. Oberhessen-live veröffentlichte die Nachricht noch exklusiv vor der offiziellen Bekanntmachung Ende November.

Eine weitere einschneidende Entscheidung traf der Pfingstmarkt Festzeltwirt Thomas Bronswyk: Er hat als Festzeltwirt gekündigt. Auch hier berichtete Oberhessen-live exklusiv. Besonders brisant: die Stadt wusste das schon lange – und sucht erst jetzt einen Nachfolger. Bürgermeister Stephan Paule war allerdings trotz Zeitnot optimistisch: Ein Festzelt werde es im nächsten Jahr sicher geben.

Festwirt Thomas Bronswyk und seine Frau Ute. Foto: privat

Festwirt Thomas Bronswyk und seine Frau Ute. Foto: privat

2017 als Jahr der Veränderungen?

Auch wenn man oft sagt, dass sich in Alsfeld nicht viel tut, tut sich irgendwie doch sehr viel – besonders in den vergangenen 12 Monaten. Das Casino Carré beispielsweise, seines Zeichen der neue „Eyecatcher“ und (wegen seiner Optik, nicht wegen der Kosten, wie er betonte) die „Elbphilharmonie“ Alsfelds, wie Investor Eberhard Unger es einst beschrieb, wurde im August endlich eröffnet. Nicht, ohne vorher nochmal für etwas Aufsehen zu sorgen. Erst wenige Wochen vor der Eröffnung wurde bekannt, dass die italienische Modemarke Upim absprang. Schnell suchte man Ersatz und fand den auch in Alsfeld: Kik zog in das neue Einkaufszentrum in der Stadtmitte mit ein.

Das neue Casino Carré in Alsfeld. Foto: archiv/privat

Fastfootfreunde werden sich bestimmt besonders gern an diese Nachricht erinnern: Burger King kommt nach Alsfeld. Auch das meldete OL im Mai exklusiv. In der direkten Nachbarschaft zu der Agip Tankstelle und in Sichtweite zur Autobahn A5 im Dirsröderfeld soll es entstehen. Mittlerweile haben die Bauarbeiten begonnen und das Schnellrestaurant ist in seiner Form schon zu erkennen. Anfang 2018 soll es eröffnen. Eröffnet wurde 2017 auch die neue Wache der Alsfelder Feuerwehr. Rund zehn Millionen Euro kostete das Projekt.

Mit einer symbolischen Shclüsselübergabe sowie einem Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Alsfeld wurde die neue Feuerwache offiziell eröffnet. Von links: Vizestadtbrandinspektoren Kevin Planz und Carsten Schmidt, Kreisbrandinspektor Dr. Sven Holland, Stadtbrandinspektor Daniel Schäfer, Landrat Manfred Görig, Landesbranddirektor Harald Uschek und Bürgermeister Stephan Paule. Fotos: privat

Eine weitere Veränderung gab es bereits zum Anfang des Jahres: Damals berichteten wir darüber, dass das Hafu in den alten Thomas-Pilipps-Markt in der Straße An der Hessenhalle ziehen wird. Aber nicht nur das: Nur zwei Monate später machten wir bekannt, dass aus Hafu zu einem  Jawoll wird. Im Mai eröffnete der Markt. Auch Ende des Jahres gab es in Alsfeld weitere Veränderungen zu verzeichnen: Das ehemalige Adel.es, das zur Zauberhaften Nacht seine Türen schloss, hat einen neuen Besitzer: Kenan Günay, der Besitzer der Cocktailbar Caribbean 13, wird das Restaurant im Alsfelder Weinhaus übernehmen und ihm im kommenden Jahr neues Leben einhauchen.

Wenn sich neue Türen öffnen, schließen sich bekanntlich auch alte. Verabschieden musste man sich vom ehemaligen Textilgeschäft Kristen in der Grünberger Straße. Es wurde abgerissen. Schließen wird im kommenden Jahr außerdem der Alsfelder Rockkeller und das Plan B am Alsfelder Bahnhof.

2017 als Jahr des Zusammenhalts?

2017 war aber nicht nur eim Jahr geprägt von Unfällen, Bränden, Skandalen oder Veränderungen. 2017 war auch geprägt von Zusammenhalt. Dem Zusammenhalt einer ganzen Region. Das zeigte sich besonders im Fall der kleinen Summer aus Kirtorf, bei der in diesem Jahr ein bösartiger Gehirntumor festgestellt wurde und die damit vor einem der schwersten Kämpfe ihres noch so jungen Lebens stand. Ausgelöst durch einen Facebookpost und anschließende Berichte rückten zig fremde Menschen zusammen und sammelte Spenden für das kranke Mädchen. Mit Flohmärkten, Spendenaktionen und Sammelboxen in fast jedem Geschäft zeigte die Region Mitgefühl und Herz.

„Wir halten fest zusammen“ – Mama Janine Czmer, Bruder Jason und die kleine Summer. Foto: Stefanie Wittich by Merci Photography

Ob 2017 nun ein Jahr der Veränderungen, der Skandale, der Katastrophen, des Zusammenhalts oder der Entscheidungen war, das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Wir freuen uns zumindest, unsere Region auch im nächsten Jahr für Sie im Blick zu behalten. In diesem Sinne: Einen guten Rutsch! Auf das 2018 das beste Jahr von allen werde.

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