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Wirt Bronswyk bestätigt: Keine Teilnahme am nächsten Markt - Stadt unter ZeitdruckGibt es nächstes Jahr ein Pfingstmarkt-Festzelt?

EXKLUSIV| ALSFELD (jal). Es ist ein Paukenschlag, der da gestern im Alsfelder Magistrat besprochen und aus der nichtöffentlichen Sitzung nach außen gesickert ist. Thomas Bronswyk, der Festwirt des Pfingstmarktes, wird kommendes Jahr nicht das Festzelt betreiben. Besonders brisant: die Stadt weiß das schon lange, versuchte mehrfach Bronswyk umzustimmen – und steht bislang wie es aussieht ohne wirkliche Alternative da.

Man erreicht Bronswyk per Telefon, er ist gerade in seinem Stand am Braunschweiger Weihnachtsmarkt. Ja, es stimmt, was da aus dem Magistrat nach außen gedrungen ist, sagt er. Er werde das Festzelt am nächsten Pfingstmarkt nicht betreiben.

Eines stellt er gleich danach klar. Er mache Niemandem einen Vorwurf. Weder Bürgermeister Stephan Paule, den er als Person sehr schätze, noch den Alsfeldern oder der Stadthalle, die am Pfingstmarkt ebenfalls geöffnet hat und in gewisser Weise in Konkurrenz mit dem Festzelt steht. Alle Parteien hätten sich ihm gegenüber stets fair Verhalten. Dass er aufhöre, liege einzig und allein an ihm selbst – und der Struktur, die sein Betrieb mitbringe.

Festwirt Thomas Bronswyk und seine Frau Ute. Foto: privat

Festwirt Thomas Bronswyk und seine Frau Ute. Foto: privat

„Andere Festwirte kommen mit dem Umsatz sicher gut aus, aber ich tue es nicht“, sagt der 47-Jährige. Bronswyk ist ein echter Schausteller, wie er sagt. Das bedeutet: Er reist mit Sack und Pack quer durch die Republik. Wenn er in Alsfeld sein Festzelt aufschlägt, kommt der Braunschweiger gerade vom Schützenfest in Wolfsburg, 270 Kilometer entfernt. 15 Fahrzeuge hat er dabei. Darunter sind Wagen, in denen sein Stammpersonal übernachten kann, das mit ihm und seiner Frau Ute von hier nach da fährt. So etwas kostet viel Geld.

Dazu kämen zum Beispiel die Kosten für Aushilfskräfte, die in Herbergen untergebracht werden müssten. „Das sind alles Ausgaben, die andere Wirte aus der Region gar nicht haben“, sagt Bronswyk. Eigentlich ist er spezialisiert auf kleinere Imbissbetriebe. Mit seiner Bratwurstbude ist er am Alsfelder Pfingstmarkt schon seit gut zehn Jahren vertreten – und das soll auch so bleiben. Vor einigen Jahren habe er beschlossen, sich in der Bewirtschaftung von größeren Festzelten zu probieren. Drei Jahre hatte er sich vorgenommen, das Zelt in Alsfeld zu betreiben. Am Ende wurden es vier. Ein fünftes wird es aber nicht geben. Lesen Sie hier einen Vorbericht zu Bronswyks erstem Jahr als Festwirt in Alsfeld.

„Keine leichte Entscheidung“

„Glauben Sie mir, wenn ich sage, das war keine leichte Entscheidung. Da hängt Herzblut dran, ich habe es gerne gemacht und bin eng mit dem Alsfelder Pfingstmarkt verbunden“, sagt Bronswyk. Er wisse, sagt der Schausteller, dass er am Anfang Fehler gemacht habe. „Im ersten Jahr ging mein Wertmarkensystem nicht auf, dann haben wir auch noch Pfand genommen. Das war nicht gut.“ Ihn freue es allerdings sehr, dass man Seitens der Stadt und der übrigen Verantwortlichen des Pfingstmarktes jüngst sehr zufrieden gewesen sei mit ihm.

Dass das so stimmt, bestätigt zum Beispiel Heiner Distel, der Generalpächter des Alsfelder Pfingstmarktes. „Das ist ein herber Verlust“, sagt er. Bronswyk habe ein prima Job gemacht und im Festzelt ein ordentliches Programm geboten. „Es wird schwer, in so kurzer Zeit einen adäquaten Ersatz zu finden“, sagt Distel. Er gehe aber davon aus, dass der Pfingstmarkt schon stattfinden werde.

Auch Torsten Schneider, Betreiber der Stadthalle und Inhaber von Oberhessen-live, bedauert, dass Bronswyk geht. „Er war eine echte Bereicherung für den Pfingstmarkt, er hat das Festzelt auf Vordermann gebracht, es toll geschmückt und etwas auf die Beine gestellt“, sagt Schneider. Er fügt an: „Die Zeit wird knapp, normalerweise steht im Januar bereits das Konzept des ganzes Marktes.“

Blick zu den Musikanten im Pfingstmarkt-Festzelt 2014.

Blick zu den Musikanten im Pfingstmarkt-Festzelt 2014.

Die Frage, warum die Zeit überhaupt knapp wird, ist hoch brisant – und könnte politischen Sprengstoff bergen. Denn Bronswyk bestätigte Informationen von Oberhessen-live, wonach er bereits zwei Tage nach dem letzten Pfingstmarkt die Stadt darüber informiert habe, dass er aus dem bestehenden Vertrag aussteigen wolle. Dass dem so war, erfuhren aber selbst Mitglieder des Pfingstmarkt-Organisationsgremiums erst nach der gestrigen Magistratssitzung. Demnach ist die Stadt jetzt erst darin begriffen, die neue Ausschreibung für den Festwirt auf die Beine zu stellen. Mehrfach habe man ihn seitens der Stadt seit der Kündigung versucht zum Bleiben zu überzeugen, sagt Bronswyk. Das letzte Mal vor einigen Wochen. Mitunter habe er geschwankt, letztlich sei er aber bei seiner Entscheidung geblieben.

Doch warum hielt die Stadt Bronswyks Vorhaben so lange geheim, sodass sie nun unter Zeitdruck gerät? Generalpächter Distel kann nur Vermutungen anstellen: „Die Stadt wird so wie ich zunächst vermutet haben, dass der Wirt seinen Vertrag kündigt, um nach zu verhandeln. Das ist so üblich,“ sagt er. Bronswyk bestreitet gegenüber OL, dass er solche Hintergedanken gehabt habe. Er habe aber durchaus mitbekommen, dass zeitweise der Eindruck entstanden sei, er habe genau das vorgehabt.

Gerne hätten wir gewusst, was Alsfelds Bürgermeister zu alledem sagt. Doch Stephan Paule wollte sich zunächst nicht äußern. Er verwies lediglich auf die Stadtverordnetenversammlung am heutigen Abend in der neuen Alsfelder Feuerwache. Dort wolle er über das Thema berichten. Beginn ist um 19.30 Uhr.

Von Juri Auel

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