Eltern gegen Schließung der GHS-Förderstufe – Kreis: "nicht genehmigungsfähig"„Die Schülerzahlen stimmen noch“
ALSFELD (aep). Es sind noch genügend Schülerinnen und Schüler da, die Einrichtung funktioniert, und es wurde in der jüngeren Vergangenheit erst mit Millionenaufwand saniert: Das sind die wesentlichen Argumente, mit denen Eltern und Schülerschaft der Alsfelder Gerhart-Hauptmann-Schule sich am Dienstagvormittag bei einer Demonstrationsveranstaltung für den Erhalt der Förderstufe einsetzten. Der Kreis präzisierte derweil gegenüber Oberhessen-live die Gründe für die geplangte Schließung. Kernpunkt: Den aktuell verbliebenen Kindern könne an der Geschwister-Scholl-Schule mehr geboten werden.
Zur Erinnerung: Im September hatte der Vogelsberger Bildungsdezernent und Erste Kreisbeigeordnete Peter Zielinski verkündet, dass mit Beginn des kommenden Schuljahrs zwei Förderstufen an Schulen und die Hauptschule in Angersbach jahrgangsweise schließen müssten. „Es ist nicht mehr aufzuhalten. Wir müssen uns der Wirklichkeit stellen“, begründete Zielinksi den Schritt, mit dem der Kreis letztlich nur die Vorgaben der Landesregierung mit Verspätung erfülle.
Eltern, Schüler und auch das Kollegium der betroffenen Gerhart-Hauptmann-Schule in Alsfeld wollen die Entscheidung allerdings nicht aktzeptieren. Die Förderstufe der GHS könne erhalten werden, lautet der Widerspruch. Die Eltern planten für Dienstag eine Demonstration mit den Kindern und der Lehrerschaft auf dem Marktplatz – was das Schulamt jedoch kurzfristig untersagte.
35 Schüler in der Klasse 5, 29 in der Klasse 6
Woraufhin das Ganze als Informationsveranstaltung auf dem Schulhof stattfinden sollte – und dann wegen des Regens kurzerhand in die Turnhalle umzog. „Die Schülerzahlen stimmen noch an der Gerhart-Hauptmann-Schule“, erklärt Rainer Feldpusch als Schulelternbeirat den Widerspruch der Eltern. 34 Schüler gibt es noch in der Klasse 5 und 29 in der sechsten Klasse. Damit, so schließt er, könne die GHS die Förderstufe auch noch zwei bis drei Jahre erhalten.
Es seien doch gerade 1,3 Millionen Euro in die Schulsanierung investiert worden, fügt Martin Zulauf vom Elternbeirat der Klasse 6 hinzu: „Die Schule wurde auf einen vorbildlichen Standard gebracht.“ Einig ist man sich: Es sei unsinnig, die Förderstufe an der GHS zu schließen, um eine neue an der Geschwister-Scholl-Schule zu eröffnen . Die Förderstufe der GHS funktioniere tadellos. Auch Kinder äußerten in wechselnden Sprechrollen den Wunsch, die Förderstufe der Schule zu erhalten.
In einer Stellungnahme eigens auf Anfrage von Oberhessen-live verteidigt die Kreisverwaltung allerdings die Entscheidung des Kreisausschusses, so wie der Bildungsdezernent Zielinski verlauten ließ. Der Erste Kreisbeigeordnete selbst war für eine Stellungnahme nicht ansprechbar: Er weilt in Urlaub.
Kreis: von 143 runter auf 65 Schüler
Dabei benennt die Kreisverwaltung auch einmal die Entwicklung, die der Entscheidung zugrunde liegt: 143 Schüler waren demnach im Jahr 2002 in der Förderstufe an der Gerhart-Hauptmann-Schule. 65 Schüler sind es jetzt, und in zwei Jahren werden es 52 Schüler sein. Bereits 2011 hätten die betroffenen Schulen und Förderstufen geschlossen werden sollen.
Ausführlich lässt Landrat Manfred Görig weitere Gründe darstellen, die zum Umschwenk der Förderstufe in Richtung Geschwister-Scholl-Schule (GSS) geführt hätten. Der Tenor: Die geringere Schülerzahl enge die Möglichkeiten der GHS ein, während die Kinder in der entsprechenden Stufe der GSS nicht nur mehr Förderung in Richtung Realschule erhalten könnten, sondern sogar noch in Richtung Abitur (siehe vollständigen Text unten anhängend).
Aber gerade als kleine Einheit sei die Förderstufe an der Gerhart-Hautmann-Schule wichtig für die Entwicklung der Kinder, betonte Manuela Frank, die Vorsitzende des Fördervereins in der Turnhalle: „Es hat den Kindern gut getan, erst einmal in einer kleinen Runde gefördert zu werden.“
Eine Halle voll Protest: alle Teilnehmer der informellen Demonstration in der Turnhalle (Das Bild wird größer beim Anklicken).
Stellungnahme der Kreisverwaltung „nicht mehr genehmigungsfähig“:
So lautet der einstimmige Beschlussvorschlag des Kreisausschusses für den Kreistag: „Die Förderstufe an der Gerhart-Hauptmann-Schule Alsfeld wird beginnend mit dem Schuljahr 2015/16 jahrgangsweise aufgehoben. Die Förderstufe an der Grund- und Hauptschule Angersbach wird beginnend mit dem Schuljahr 2015/16 jahrgangsweise aufgehoben. Die Hauptschule an der Grund- und Hauptschule Angersbach wird beginnend mit dem Schuljahr 2015/16 jahrgangsweise aufgehoben. Dem Kreistag wird eine gleichlautende Beschlussfassung empfohlen. Die Zustimmung des Kultusministeriums ist einzuholen.“
„Folgende Argumente sprechen für eine künftige Angliederung der bisherigen Förderstufe der Gerhart-Hauptmann-Schule an die Geschwister-Scholl-Schule:
· Die jetzige Schulorganisation mit einer Förderstufe an der GHS und einem schulform-bezogenen Angebot (5. u. 6. R-Klassen) an der GSS ist bei der geplanten Fortschreibung des Schulentwicklungsplanes in 2016 so mit Sicherheit nicht mehr genehmigungsfähig.
· Bedingt durch diese Zweigleisigkeit fehlt der Förderstufe an der GHS das Realschulpotential. Die Förderstufe hat sich somit in den letzten Jahren im Wesentlichen auf die Hauptschüler reduziert und ist deshalb eigentlich keine Förderstufe mehr im ursprünglichen Sinn.
· Schüler die trotzdem im Übergang von der Grundschule in die Sek. I zunächst die Förderstufe wählen und nicht aus der Grundschule der Gerhart-Hauptmann-Schule kommen (z. B. aus Romrod, Ruhlkirchen, Schwalmtal oder der Stadtschule Alsfeld) müssen nach zwei Jahren Förderstufe einen zusätzlichen Schulwechsel in Kauf nehmen. Dieser könnte bei einer Förderstufe an der GSS vermieden werden.
· Eine Förderstufe an der GSS könnte aufgrund der zahlenmäßigen Stärke theoretisch auch eine Dreierdifferenzierung „fahren“. Hieraus könnten sich auch noch zusätzliche Übergänge in das Gymnasium (Klasse 7) ergeben, die jetzt nach Rückkehr der ASS zu G 9 wieder möglich sind.
· Die Geschwister-Scholl-Schule bietet nach der erfolgten Erweiterung und Sanierung mit ihrem auf die Sek. I abgestellten Fachraumangebot optimale Rahmenbedingungen für den Unterricht.
· Alle Schülerinnen und Schüler der Sek. I (auch Gymnasium) wären räumlich am Standort Schillerstraße konzentriert.
Im Übrigen entspricht die Zuordnung einer Förderstufe an eine verbundene Haupt- und Realschule oder eine schulformbezogene Gesamtschule der Regelzuordnung nach dem Hess. Schulgesetz. Der größere Schüleranteil der Klassen 5 und 6 befindet sich bereits an der GSS in den R-Klassen (derzeit zwischen 80 und 90 Schüler/Jahrgang).“
Auch das sind leider Konsequenzen der Gentrifizierung!
In welcher Zeit ist die jetzige Elterngeneration großgeworden? In den 16 Jahren Kohl-Regierung = „Familienpartei“!
Diese seinerzeitigen Jugendlichen (wie zB meine eigenen Kinder) haben dadurch gelernt, daß eine Familie mit mehreren Kindern sich nix mehr wirklich leisten kann trotz Berufstätigkeit beider Eltern und immer „knapp auf Kante genäht“ ist und haben für sich die Konsequenzen gezogen, keine Kinder haben zu wollen.