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Zwei Wochen nach dem Doppelbrand: Bewohner ziehen umKeine Rückkehr an den Ort des Schreckens

ALTENBURG (aep). Zwei Wochen nach dem großen „Doppelbrand“ steht fest: Von den Bewohnern des schwer beschädigten Hauses in Altenburg wird wohl keiner wieder in die Wohnung zurückkehren. Fast alle Betroffenen haben auch bereits neue Behausungen gefunden – nur eine Frau sucht noch. Derweil wird an dem Gebäudekomplex aufwendig gebaut.

Die Menschen in sieben der insgesamt 14 Wohnungen des Flachdachgebäudes hatten von einer Stunde auf die nächste ihr Zuhauses verloren, als am 16. Januar ein lauter Knall den ersten der beiden Brände in Alsfeld ankündigte. Der Mieter der achten bewohnten Wohnung hatte – so der Ermittlungsstand der Polizei – Benzin verschüttet und entzündet, worauf eine heftige Verpuffung die rückwärtige Wand heraussprengte. Während die Alsfelder Feuerwehr versuchte, den heftig qualmenden Großbrand zu löschen, wurde für die vor dem Feuer geflüchteten Mieter eilends eine Notunterkunft im Altenburger Dorfgemeinschaftshaus eingerichtet.

„Die Leute hatten kein Dach über dem Kopf“

„Die Leute hatten kein Dach über dem Kopf. Wir wollten ihnen damit erst einmal helfen“, erzählt Altenburgs Ortsvorsteher Heinz Heilbronn auf Anfrage von Oberhessen-live. Diese Unterkunft wurde am Ende nicht gebraucht, da die geflüchteten Bewohner eigene Möglichkeiten für vorübergehenden Unterschlupf fanden – doch stellte sich schnell heraus: Sie würde vorerst nicht in das Haus an der Lauterbacher Straße zurückkehren können.

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Aufräumungsarbeit: Container stehen vor den Türen für Schutt bereit. Ausgeräumtes Inventar stapelt sich auf dem Parkplatz.

 

Der Grund liegt in der Konstruktion und dem dadurch nötigem Löscheinsatz. Denn die Flammen, die zunächst nur in der einen Eckwohnung wüteten, konnten sich unter dem Flachdach weit ausbreiten. Die Brandschützer waren gezwungen, überall Löcher in die Konstruktion zu schlagen und auch die Schürze an der Gebäudevorderfront auf ganzer Länge aufzubrechen, um den vordringenden Brand zu bekämpfen – mit viel Löschwasser, das so auf der ganzen Länge des Flachdaches von oben durchs Haus sickerte. Alle Wohnungen, so stellte sich schnell heraus, waren vorerst nicht mehr bewohnbar. Baufirmen sind derzeit dabei, die Schäden zu beheben – doch das werde noch Wochen dauern, erklärt ein Mitarbeiter vor der Tür. Danach sieht es auch aus: Ein Gerüst umgibt das gesamte Gebäude vor dem große Container voller Schutt stehen. Die abgesprengte Rückwand ist durch ein Provisorium ersetzt.

„Die Leute haben inzwischen neue Wohnungen gefunden.“

Und die einstigen Bewohner? „Die Leute haben inzwischen neue Wohnungen gefunden“, erklärt Ortsvorsteher Heilbronn. Er stehe seit dem Feuer in ständigem Kontakt zu den Opfern und lud auch alle einmal alle einstigen Mietparteien zu einem Treffen ein, um das Befinden zu erkunden – mit der Frage nach Hilfebedarf.

Es gibt Bedarf: Zum Teil, weil sie nach dem Schrecken nicht an den Ort des Brandes zurückkehren wollten, aber auch einfach, weil die Sanierung zu lange für ein Provisorium dauert, haben die Menchen sich neue Wohnungen gesucht, erläutert der Ortsvorsteher. Er ist mit ihnen in ständigem Kontakt – und half am Wochenende auch schonmal beim Umzug mit. Wer jetzt erst einmal umgezogen ist, der mag auch nicht in ein paar Wochen wieder komplett umziehen. Nur eine Bewohnerin, eine alleinerziehende Frau, suche noch nach einem geeigneten Zuhause: Es müsse eine größere Wohnung sein.

Wie es letztlich weitergeht mit dem Gebäude, wie lange die Sanierung dauert, ist derzeit  nicht bekannt. Von der Eigentümerin, einer Berliner Holding, die das Gebäude erst kürzlich übernahm, kam erst einmal keine Auskunft: Der Chef, so hieß es, sei derzeit in Urlaub.

Keine weiteren Erkenntnisse gibt es derzeit auch von der Staatsanwaltschaft, erklärt deren Sprecherin Ute Sehlbach-Schellenberg – auch nicht hinsichtlich des Motivs des mutmaßlichen Brandstifters. Stand der Dinge sei: „Die Polizei hat die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen.“ Danach werde die Statsanwaltschaft prüfen, ob und in welcher Art eine Anklage erhoben wird. Bis es zu einer Hauptverhandlung kommt, könne es März oder April werden.

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So war es: Schreck in der Altstadt. Dieses brennende Auto hatte der Mann in die Wand des Tchibo-Geschäftes gesteuert.

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Herausgesprengt: Durch eine Verpuffung verlor das Gebäude einen Teil der Rückwand.

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Erst einmal abgedichtet: die zerstörte Rückwand heute.

 

 

 

 

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