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Entscheidung im Kreistag soll im Januar fallenKKH Alsfeld: Neubau oder Sanierung, mit Geburtenstation oder ohne?

WARTENBERG (sd/ls). Ein Neubau des Alsfelder Kreiskrankenhauses oder doch eine grundhafte Sanierung des bestehenden Gebäudes? Damit beschäftigte sich der Vogelsberger Kreistag in seiner letzten Sitzung in diesem Jahr. Auch wenn die endgültige Entscheidung erst im Januar fallen soll, gibt es bereits Präferenzen bei den Kreistagsmitgliedern – und dabei wurde auch die Neueinrichtung der Geburtenstation wieder ins Spiel gebracht.

1982 wurde das Kreiskrankenhaus in Alsfeld mit 188 Planbetten, wovon sechs Betten für Intensivmedizin zur Verfügung stehen, und vier Operationssälen, in Betrieb genommen. Baulich hat sich seither nicht viel verändert, wenn man vom Anbau des Verwaltungsgebäudes und der Pflege sowie der Kernsanierung der physikalischen Therapie und der Dachsanierung absieht. Das Alsfelder Krankenhaus – es ist in die Jahre gekommen.

Der Vogelsbergkreis als Träger des Krankenhauses hat daher einen Sanierungsplan in Auftrag gegeben: In den nächsten gut 15 Jahren sollen rund 75 Millionen Euro investiert werden, um das Kreiskrankenhaus grundhaft zu sanieren. Akutmaßnahmen wie die Erneuerung der Brandmeldeanlage, der Druckluftanlage und der Telefonanlage stehen dabei auf dem Fahrplan, ebenfalls wie der Umbau des Funktionsgebäudes mit OPs, Intensivstation und Sterilisation, eine Sanierung der Dachfläche, der Küche und der Technikzentrale.

Landrat Manfred Görig im Kreistag. Fotos: sd

Dann stehen noch der Umbau und die Sanierung des Funktionsgebäudes im Erdgeschoss mit Notfallaufnahme, Funktionsdiagnostik, Endoskopie, Radiologie und Arztdienst auf dem Plan, genauso wie der Umbau des Restaurantbereichs und des Foyers. Außerdem sollen der Verwaltungsbereich und die einzelnen Stationen umgebaut und eine Isolierstation und ein autarker Pflegestützpunkt eingerichtet werden. Hinzu kommt noch die Sanierung der gesamten Gebäudetechnik.

Ein straffes Programm, was Landrat Manfred Görig den Kreistagsmitgliedern in der Beschlussvorlage vorstellte. „Ich möchte deutlich machen, dass wir schon seit vielen Jahren wissen, dass das Kreiskrankenhauses saniert werden muss, an manchen Stellen haben wir schon damit begonnen“, erklärte der Landrat. Mitgebracht hatte Görig zum Vergleich allerdings auch eine Kostenaufstellung für einen Neubau des Kreiskrankenhauses. Den nämlich hatte die Links-Fraktion des Kreistags ins Spiel gebracht und auch die Freien Wähler bevorzugten einen Neubau und brachten einen Änderungsantrag mit in den Kreistag.

Kostengegenüberstellung bei Sanierung und Neubau

Zunächst allerdings ein Blick auf Schätzungen, die der Landrat bezüglich eines Neubaus mitbrachte: Hier rechnet der Kreis mit Kosten von etwa 85 Millionen Euro und einer deutlich kürzeren Bauzeit als die 15 Jahre, die für die Sanierung eingeplant wurden. Hinzu würde das Rückforderungsrisiko aus der Förderung durch die Förderprogramme wegen einer nicht vertragsmäßigen Nutzungsdauer der bereits finanzierten Sanierungsmaßnahmen wie die Dachsanierung oder die neue Fassade in Höhe von etwa zwei Millionen Euro kommen.

Während also bereits eine Sanierung des Krankenhauses eine enorme finanzielle Belastung bedeute, seien auch die Kosten für einen Neubau nicht geringer, „was das am Ende für die Finanzen des Haushalts bedeutet sollte jeder im Kopf haben“, erklärte Görig. Dennoch gebe es auch bei einer Sanierung Vor- und Nachteile, die es abzuwägen gebe, denn auch die Sanierung im laufenden Betrieb stelle die Mitarbeiter vor Herausforderungen. Zudem sei nicht sicher, ob es bei den bisher veranschlagten 75 Millionen Euro bei der Sanierung bleibe.

SPD-Fraktionsvorsitzender Matthias Weitzel sprach in Zusammenhang mit der Sanierung von einer „historischen Entscheidung“, für die sich die Vogelsberger Sozialdemokraten immer stark gemacht hätten.

Bei den Fraktionen präferierten die Freien Wähler bereits im Ausschuss einen Neubau und bekräftigten das auch im Kreistag nochmal, doch eine Entscheidung für einen Neubau oder aber eine Sanierung soll erst in der Januar-Sitzung fallen. Bis dahin soll das beauftragte Beratungsunternehmen, das bereits die Untersuchung über die Sanierungsmaßnahmen vorgenommen hat, eine vergleichende Untersuchung für einen Neubau vornehmen, sodass die Vor- und Nachteile nochmals gegenübergestellt werden könnten.

Einrichtung einer Geburtenstation diskutiert

In der Kreistagsdiskussion war dann aber ein Thema, was nochmal für Diskussionen sorgte: Die Ende 2016 geschlossene Geburtenstation im Krankenhaus. Damals hatten die Belegärzte bekannt gegebenen, die Geburtshilfe zu schließen. Grund dafür sei einerseits die zu geringe Geburtenrate, durch die ein Weiterbetrieb unwirtschaftliche werde. Hinzu kamen steigende und ziemlich hohe Versicherungskosten für das Personal.

Geburtenstation des Alsfelder Krankenhauses schließt

Die AfD im Kreistag rollte das Thema nochmals auf. Holger Doktorowski sagte, dass die Fraktion eher zu einem Neubau tendiere, der auch über eine  Geburtshilfe- und Kinderstation verfüge. „Aus Sicht der AfD ist es unzumutbar und familienfeindlich, dass werdende Mütter und Väter im Ernstfall viele Kilometer in andere Landkreise zurücklegen müssen, bevor sie versorgt werden können“, heißt es im Antrag der AfD. Sollte in einen Neubau keine Geburtshilfe eingeplant werden, sei das ein Armutszeugnis. Dass Familien vergessen würden, sei ein fatales Zeichen, eine solche Station gehöre aus Sicht der AfD zur Grundversorgung.

Holger Doktorowksi stellte den Änderungsantrag der AfD vor, der dem Linke-Antrag ergänzt werden sollte. Der Antrag wurde allerdings abgelehnt.

Auch Michael Riese von den Linken stimmte zu, dass das Thema „Geburtenstation“ bei einem möglichen Neubau neu bewertet und diskutiert werden müsse, und auch die Grünen-Fraktion will das Thema noch nicht ganz ausschließen und in Debatten neu bewerten.

„Es ist nicht so dass wir der Meinung sind, wir bauen da jetzt irgendeine Abteilung dran und die steht dann leer, weil wir keine Ärzte finden. Wir wollen, dass die Möglichkeit optional weiterverfolgt wird, denn wir müssen davon ausgehen, dass sich die Rahmenbedingungen auch mal wieder verändern“, erklärte Udo Ornik von den Grünen. Gemeint sei damit, dass nicht sofort eine Geburtenstation gebaut werden soll, sondern nur die Möglichkeit für einen Anbau bestehen solle. Ein Änderungsantrag, der die Prüfung der Auswirkungen einer Geburtenstation bei einem Neubau vorsah, wurde abgelehnt.

Vor vier Jahren habe man viel über das Thema der Geburtenstation diskutiert, schon damals sei es um finanzielle Aspekte gegangen und es sei mit eine Entscheidung der Ärzte gewesen, erinnerte der Landrat und ergänzte, dass es nicht einfach ist, die Ärzte zu bekommen, die die Station betreiben. Es sei schwer vorstellbar, eine Geburtenstation so zu betreiben ist, wie es einmal war.

Dr. Udo Ornik von den Grünen erklärte, dass man die Möglichkeit einer Geburtenstation dennoch prüfen solle.

Entscheidung soll im Januar fallen

„Wenn wir die Diskussion – und die habe wir schon oft geführt – wie sich die ärztliche Versorgung entwickelt zugrunde legen, dann diskutieren wir zukünftig darüber, wie wir einen Facharzt überhaupt in ein Krankenhaus bekommen. Das ist jetzt schon ein Riesenproblem. Die Frage ist doch: Bekommen wir die Ärzte, unter der Anzahl der Geburten im Vogelsbergkreis hier her?“, sagte Görig. Aus seiner Sicht mache es wenig Sinn, über einen Neubau zu diskutieren und dabei etwas zu planen, was man am Ende nicht realisiert bekommt.

Trotz aller Diskussionen war man sich im Kreistag in einer Sache einig; Egal ob Sanierung oder aber Neubau: Man bekannte sich zum Erhalt des Kreiskrankenhauses. Eine Entscheidung, wie der Erhalt aussehen wird, soll im Januar erfolgen.

10 Gedanken zu “KKH Alsfeld: Neubau oder Sanierung, mit Geburtenstation oder ohne?

  1. Ich muss ehrlich sagen das ich mich sowohl bei den Frauenärtzen und bei der Geburt in Alsfeld sehr wohlgefühlt habe. Die Geburt unseres zweiten Kindes wirft da deutlich mehr Fragen auf und wir sind keine Vogelsberger. Auch finde ich es nicht gut das die Klinik den Mietvertrag der Ärtzte für die Praxisräume gekündigt hat. Für mich Versagen auf ganzer Linie.

  2. Neubau oder Sanierung? Nicht die einzige Alternative! Machen wir es doch so wie immer bisher: Eine schöne neue Fassade für das KKA! Der Rest findet sich! Siehe https://www.oberhessen-live.de/2020/12/20/mrt-am-kreiskrankenhaus-ist-umfangreich-modernisiert/. Da wird doch tatsächlich extra betont, dass ein MRT-Gerät „nicht nur optisch aufgewertet“ wurde. Warum? Weil der Vogelsberger genau davon ausgeht.
    Nehmen wir uns ein Beispiel an dem Fleischfabrikanten Tönnies. Der sorgt durch eine fröhliche Fassadengestaltung für ein perfektes Green- und Whitewashing seines Schlachtimperiums.
    Dichtung: https://toennies.de/
    Wahrheit: https://www.youtube.com/watch?v=ZNLBwrSA5j4
    Beratung: https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2020/Gekauft-Sozialdemokrat-Gabriel-beriet-Fleischmogul-Toennies,toennies138.html
    Fassadengestaltung: https://www.wochenblatt-dlv.de/media/styles/lightbox/public/2020-06/toennies-imago0101711826h.jpg?itok=HXUSOA64

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  3. Ich habe den Eindruck, dass man Ersteinmal die Ärzte fragen sollte, wie sie sich die Zukunft vorstellen und es scheint, das noch Personalfragen in der Klinik anstehen, weil immer wieder über fehlende Ärzte diskutiert wird. Ohne Fachkräfte und deren Planung kann ein Betrieb nicht richtig funktionieren. Mit Aktionismus kann man die Situation auch nicht verbessern, sondern nur mit Menschen, die sich für die Kranken und Patienten einsetzen.

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  4. In Alsfeld sehe ich sehr viele Kinderwagen die von Müttern afrikanischer Herkunft vor sich hergeschoben werden. Welche offensichtlich kein Führerschein/Auto besitzen. Die AFD hat somit absolut Recht, das solche Mütter und Väter im Ernstfall nicht viele Kilometer in andere Landkreise zurücklegen können.

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  5. Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber in diesem Fall hat die AFD völlig Recht!!! Und wenn wir aktuell doch was gelernt haben sollten, dann dass man bei der Gesundheit nicht sparen darf! Milliarden Steuergelder für Griechenland, misswirtschaftende Banken, TUI, Lufthansa usw. war doch auch da, wieso nicht für eine Geburtenstation im Vogelsbergkreis, auch wenn man damit vielleicht keinen finanziellen Gewinn erwirtschaftet? Den dadurch entstehenden Gewinn für die Region kann man nicht mit Geld aufwiegen!

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      1. Sehr gut, MIKE TYSON. So kennen wir dich, wuff wuff 🐶.

        Anstatt über einen Inhalt zu diskutieren ist es ja viel einfacher seine Stereotypen und Vorurteile rauszuhauen.

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      2. So ein Schwachsinn. Nur weil jemand bei der AFD ist(eine demokratisch gewählte Partei) so dumm zu schreiben. Herr Holger Doktorowksi hat recht.

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      3. Zeigen sich vielleicht bei Ihnen die Auswirkungen der Kopftreffer, die der echte Mike Tyson während seiner Laufbahn einstecken musste?

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    1. Marco, dass verstehen Sie nicht :-),so wie die meisten von uns. Das ist nun mal Politik. Es wird gemeckert am laufenden Band. Nächstes Jahr haben wir die Chance. Aber was machen wir. Wir wählen diese Kanarienvögel wieder und wieder. AFD darf natürlich keine Option sein. Aber es gibt auf dem Zettel so viele konservative Parteien. Die freuen sich.

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