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Arbeitsgemeinschaft 60plus informierte sich über Chancen für den Vogelsberg durch den BreitbandausbauSpatenstich zum Breitbandausbau kommende Woche

ALSFELD (cdl). Kommende Woche ist der offizielle Spatenstich zum Breitbandausbau im Vogelsbergkreis durch die Telekom in Alsfeld. In Leusel und in Schlitz haben die Bauarbeiten bereits begonnen.

„Der Spatenstich findet mitten auf dem Alsfelder Marktplatz statt“, scherzte Landrat Manfred Görig, der einer Einladung der Arbeitsgemeinschaft 60plus der SPD-Vogelsberg gefolgt war, um im Hotel Klingelhöffer über Chancen für den Vogelsberg durch den Breitbandausbau zu sprechen. Genau habe er nicht im Kopf, wo der Spatenstich stattfinden werde, räumte er schließlich ein.

Bekanntlich gehe es mit Alsfeld, Schlitz, Lauterbach und Romrod los. Danach werde nahtlos ohne Unterbrechungen weitergebaut, bis der ganze Vogelsbergkreis ausgebaut sei. Am Ende erreiche man einen Ausbaustand von 95 Prozent. Davon bekämen mindestens 85 Prozent 50 Mbit/s und 60 Prozent sogar 100 Mbit/s. Die restlichen fünf Prozent wie Gehöfte außerhalb bekämen ebenfalls eine bessere Anbindung jedoch 30 Mbit/s abwärts.

Breitbandausbau für Betriebe und Wohnstandort von Bedeutung

„Der Breitbandausbau ist für die wirtschaftliche Entwicklung des Vogelsbergkreises von eminenter Bedeutung“, so Görig. Bei der wirtschaftlichen Entwicklung liege der Vogelsbergkreis 1,5 Prozent über dem Landesdurchschnitt und der kommende Breitbandausbau sei ein weiterer Wachstumstreiber. Parallel zum eigentlichen Ausbau sei ein Sonderweg für Schulen und Gewerbegebiete erarbeitet worden. Es gebe viele Firmen im Landkreis, die europaweit und weltweit unterwegs seien. „Die brauchen die Bandbreiten. Selbst Handwerker sind heute schon darauf angewiesen“, so Görig. Insgesamt gebe es im Vogelsberg über 4.000 Unternehmen. Auch Einzelunternehmen wie Architekten und Marketingleute seien auf schnelles Internet angewiesen.

Ebenso sei der Breitbandzugang auch von siedlungspolitischer Bedeutung. Beispielsweise suchten viele Menschen aus dem Raum Gießen ein Haus oder eine Wohnung in Mücke. Wenn es dann aber heiße, dass es keine schnelle Internetverbindung gebe, würde sofort von dem Vorhaben Abstand genommen. Immobilien ohne Breitbandanschluss würden weiter an Wert in ländlichen Gebieten verlieren. Daraufhin kam Görig, auf die neuen 82 Arbeitsplätze in Lauterbach durch die Umstrukturierung der hessischen Finanzämter zu sprechen. Ausführlicher schilderte er den Zuhörern seine Eindrücke von der Pressekonferenz am Mittag. Das schnelle Internet sei ein ganz entscheidender Faktor gewesen. Für den Vogelsbergkreis seien 82 Arbeitsplätze ein mittleres Unternehmen. Eine öffentliche Verwaltung könne heute überall sein, wenn die entsprechende Infrastruktur gegeben sei.

Telepräsenz-System mögliche Anwendung für Senioren

In seinem Vortrag sollte es auch darum gehen, dass mittlerweile auch die Senioren in einigen Bereichen nicht mehr um einen schnellen Internetanschluss umhin kommen. Als Beispiele führte Görig das im Februar von der Hochschule Fulda vorgestellte Telepräsenz-System an. Ein gemessen am heutigen Stand der Technik einfaches Gerät, das durch Sprachsteuerung zur Videotelefonie genutzt wird. So könnten Pflegebedürftige auf einfache Art und Weise Kontakt mit Familienangehörigen halten, sogar wenn sie im Bett lägen. Zukünftig wären vielleicht sogar „Arztbesuche“ vorstellbar. Jedoch brauche man für solche Techniken die entsprechende Internetverbindung mit einer hohen Bandbreite.

Kürzlich sei er zu Besuch bei der Firma FFT in Mücke gewesen, die Robotersysteme weltweit an verschiedenen Standorten produziere. Dort habe man erzählt, dass man nicht auf reines Homeoffice der Mitarbeiter setzte. Wenn jedoch beispielsweise 35 Mitarbeiter aus Alsfeld kämen, würde man dort für sie ein Büro anmieten. In Echtzeit könnten die Entwicklungsteams weltweit miteinander an Projekten arbeiten und die Daten austauschen, wenn die benötigte Bandbreite zur Verfügung stehe. „Durch den Breitbandausbau sind wir in der Lage Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen. Die Chance für den ländlichen Raum ist mit dem Breitbandausbau zu wachsen“, schloss Görig seinen Vortrag.

Die Arbeitsgemeinschaft 60plus der SPD-Vogelsberg informierte sich über die Chancen des Breitbandausbaus für den Vogelsberg.

Ausbau erfolgt nach Ortsnetzen über die Grenzen des Vogelsberges hinweg

In der anschließenden Diskussionrunde hatte die SPD Senioren einige Fragen zum Ausbau, beispielsweise ob man dann zwingend Telekomkunde sein müsse, an welchen Stellen und von wem neue Leitungen durch den Vogelsberg gelegt werden und wie man erfahre, dass jetzt schnelles Internet im eigenen Haushalt verfügbar sei. Görig machte deutlich, dass die Telekom zwar ausbaue, aber freie Anbieterwahl garantieren müsse. Das wäre im Fall der bigo nicht so gewesen. Deshalb sei es auch ein Vorteil, dass der Konzern übernommen habe. Auch die deutschlandweiten Tarife der unterschiedlichen Anbieter für den Endkunden hätte die bigo nicht anbieten können. Für den Tiefbau habe die Telekom überwiegend Vogelsberg Unternehmen gewonnen, die Glasfaser müssten dann aber Spezialisten verlegen.

Der Ausbau erfolge immer sternförmig nach Ortsnetzen. Daher komme es in den Ausbaugebieten immer auf die Vorwahl und nicht die Kommune an. Die Telekom kenne auch keine Landkreise, daher gebe es Überschneidungen. So sei er von einem Bewohner aus der Wetterau mit Schottener Vorwahl angesprochen worden, ob er denn jetzt im Niemandsland lebe. Da habe Görig gleich mitteilen können, dass wenn Schotten ausgebaut werde, er ebenso mit schnellem Internet versorgt werde. Der Landrat nannte dann auch Vorwahlen, wie 06639, 06698, 06692, 06625, 06653 die allesamt aufgrund von Überschneidungen mit im Ausbaugebiet liegen würden. Die einzigen Sonderfälle seien Antrifttal und drei Ortsteile von Alsfeld. Dort habe sich vor Jahren ein anderes Unternehmen die Ausbaurechte gesichert. Jetzt sei man aber in Verhandlungen mit offenem Ausgang, weil man gerne eine Lösung aus einer Hand anbieten wolle.

Die Bürger würden durch Werbung der Telekom über die zur Verfügung stehenden Breitbandanschlüsse informiert. Außerdem habe der Kreis in Absprache mit den Kommunen zugesagt, dass die Ortsvorsteher jeweils zeitnah vor finalisiertem Ausbau in einer Bürgerversammlung informieren werden.

Für was braucht man schnelles Internet?

Als sehr technikaffine Pensionäre erwiesen sich die ehemaligen Bürgermeister Jürgen Ackermann (Grebenau) und Jürgen Adam (Schwalmtal). Beispieslweise nutzen beide wie Landrat Görig und ein weiterer Besucher regelmäßig das Smart-TV zum Streamen von TV-Sendungen. Ackermann beschrieb den Anwesenden die Steuerung des Routers für das Smart Home. Er steuere damit unter anderem seine Rasensprenkleranlage und Jalousien. Am Beispiel vom Smartphone machte Ackermann deutlich, dass erst die Technik auf den Markt komme und schließlich die Anwendungen. Für immer ausgereiftere Anwendungen werde die benötigte Bandbreite stetig zunehmen.

Abschließend griff Görig das Thema Smartphone auf, dass alle als Helfer gefeiert hätten. Heute sei man bereits zur Geißel des Smartphones geworden, wie man kürzlich anschaulich bei einem Vortrag erfahren konnte. Es gebe sicherlich viele Anwendungen, die man kritisch betrachten müsse, aber ebenso werde viel Nützliches entwickelt. Insbesondere Anwendungen im Gesundheitssektor für den ländlichen Raum hatte Görig im Blick.

Die Entwicklung in den vergangenen Jahren aus Sicht des Landrats
Im Oktober 2014 habe er den Vorsitz der Breitbandinfrastrukturgesellschaft Oberhessen (bigo) übernommen, mit dem Ziel den Breitbandausbau mit Glasfaser im Vogelsbergkreis und in der Wetterau „am besten Glasfaser bis ins Haus“ auf den Weg zu bringen. Im vergangenen Jahr habe es dann endlich losgehen können, aber dann sei die Telekom auf den Plan getreten und es musste eine neue Lösung gefunden her.

Er sei dann selbst dreimal in Berlin zu Verhandlungen gewesen, bis es zu der „legendären Sitzung“ in Wiesbaden gekommen sei. „Ich bleibe jetzt hier sitzen, bis es morgen früh wird. Wir wollen eine Lösung für den Vogelsberg“, habe er dort gesagt, als es schon spät geworden sei und immer noch keine Lösung in Sicht war. Dann habe es ein Agreement gegeben. Glücklicherweise habe er auch die Unterstützung durch das Ministerium von Alexander Dobrindt in Berlin gehabt.

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