Gesundheit0

Roboland: Telepräsenz-Systeme im häuslichen Lebens- und PflegearrangementWenn die Tochter in Nürnberg mit am Kaffeetisch sitzt

VOGELSBERGKREIS (ol). Walter Müller aus Romrod wirft einen Blick auf den Kalender: Ja, der Tag stimmt. Für heute hat sich seine Tochter Heike aus Nürnberg zum Kaffeetrinken angesagt. Sie müsste jeden Moment kommen.

Da klingelt auch schon „Double“ und Müller drückt auf den grünen Knopf. „Hallo Papa, da bin ich“, begrüßt Heike ihn von einem Bildschirm und rollt zu ihm an den Tisch. Heike kann in Nürnberg mit ihrem Smartphone „Double“ steuern, ihn durch die Wohnung bewegen. Vater und Tochter unterhalten sich bei einer Tasse Kaffee, Heike kann sehen, dass es ihrem Vater heute gut geht. So oder ähnlich könnte ein Szenario aussehen, bei dem ein Telepräsenz-System wie „Double“ im häuslichen Umfeld eines älteren pflegebedürftigen Menschen zum Einsatz kommt. Das berichtete die Pressestelle des Vogelsbergkreises im Rahmen einer Live-Demonstration im Kreishaus in Lauterbach.

„RoboLand“ heißt das kooperative Projekt, an dem neben der Hochschule Fulda (Fachbereich Pflege und Gesundheit) auch die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (Fachbereich Informatik) beteiligt ist. Die Projektleitung obliegt Professor Dr. Helma M. Bleses von der Hochschule Fulda, die im Vogelsbergkreis schon seit 2014 studentische Projekte zum Thema „Gutes Leben mit Demenz“ durchführt. „Bei unserer Forschung geht es um soziale Innovationen für Lebensqualität im Alter. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung“, erklärt die Professorin, „erstmals soll im häuslichen Setting eruiert werden, ob, wie, wozu und mit welchen Resultaten Personen mit Demenz und ihre Angehörigen Telepräsenz- Roboter in ihrer Lebenswelt annehmen, einsetzen und nutzen.“

Der Einsatz der Telepräsenz-Robotik soll dabei dem Erhalt der Selbstbestimmung, der Mobilität und sozialer Teilhabe dienen. Darüber hinaus soll auch der Frage nachgegangen werden, inwieweit diese Systeme eine Entlastung für pflegende Angehörige darstellen können und ob sie einen Beitrag zur effizienten Vernetzung der Gesundheits- und Pflegeversorgung darstellen. „Wir haben in der Vergangenheit gut mit der Hochschule Fulda zusammengearbeitet und von den Studienprojekten profitiert. Für dieses Projekt haben wir gerne unsere Unterstützung als Projektpartner zugesagt und sind gespannt auf den Fortgang“, so Landrat Manfred Görig und Gesundheitsdezernent Dr. Jens Mischak zu Beginn der Präsentation.

Projektleiterin Professor Dr. Helma M. Bleses von der Hochschule Fulda stellte das Forschungsvorhaben „RoboLand“ vor.

Vor den Augen von Landrat und Vizelandrat, den Mitarbeiterinnen des Pflegestützpunkts, der Kreisseniorenbeauftragen und des Vorsitzenden des Kreisseniorenbeirats sowie Dr. Sigrid Stahl von der Fachstelle Gesundheit und weiteren Mitgliedern der Lenkungsgruppe Gesundheit im Vogelsbergkreis gab es eine Live-Demonstration des Roboters: Professor Dr. Erwin Praßler von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg schaltete sich als Gast ein und sprach zu den Anwesenden. Sein Fachbereich Informatik sei innerhalb des Konsortiums für den technischen Bereich zuständig. So handele „Double“ noch nicht autonom, sondern er wird von einem Menschen gesteuert.

„Was wir auf gar keinen Fall wollen, ist es, Menschen durch Robotik zu ersetzen“, betonte Dr. Bleses, „diese Technik soll nur eine Ergänzung und Hilfe sein. Wir wollen untersuchen, welche Arrangements aus Angehörigen, Pflegenden und Ärzten möglich sind, wie die Robotik in den Alltag älterer Menschen sinnvoll integrierbar ist.“ Seit mehreren Jahren arbeiten Bleses und ihr Team zusammen und widmen sich dem Thema Mensch-Maschine-Interaktion. „Wir haben keine Berührungsängste beobachtet, da war vielmehr Neugier“, sagte Bleses und ergänzte: „Wir dürfen den älteren Menschen dahingehend mehr zutrauen.“

Im nächsten Schritt sollen Haushalte oder auch Pflegedienste für einen Praxistest gefunden werden. In den kommenden drei Jahren können die Telepräsenz-Systeme in bis zu zwölf Haushalten eingesetzt und  getestet werden.

Informationen und Kontakt: Fachstelle Gesundheitliche Versorgung, Dr. Sigrid Stahl, 06641 977-1717, fachstelle.gesundheit@vogelsbergkreis.de.

Gemeinsam mit Kollegen und Studenten wurde das Projekt vorgestellt.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren