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Grunderwerbsteuer wird in Lauterbach bearbeitet – Investitionen in MillionenhöheFinanzamtneubau bringt 82 neue Arbeitsplätze

WIESBADEN/LAUTERBACH (cdl/ol). Die Bearbeitung von Fällen der Grunderwerbsteuer soll zukünftig zentral für ganz Hessen im Finanzamt Alsfeld-Lauterbach, dort in der Verwaltungsstelle Lauterbach, erfolgen. Dort wird die Hessische Zentralstelle für Grunderwerbsteuer eingerichtet. Mit der Zentralisierung wird Arbeit für rund 100 Mitarbeiter nach Lauterbach verlagert.

„Das ist eine gewaltige Aufwertung für Lauterbach. Ein Gewinn für die gesamte Region. Wir werden in Lauterbach einen Neubau errichten für die bisherigen und die zukünftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagte Hessens Finanzminister Dr. Thomas Schäfer heute in Wiesbaden auf einer Pressekonferenz in Wiesbaden. „Eine Stelle für eine Steuer. Das macht eine noch effektivere Bearbeitung möglich. Es bündelt Fachwissen und bietet daher auch die Möglichkeit, höherwertige Stellen anzubieten. Lauterbach wird ein hochattraktiver Standort sein.“

Auf der Pressekonferenz am Dienstagnachmittag in Lauterbach führte Schäfer dann die Beweggründe des Ministeriums für diesen Schritt ausführlicher aus. Durch die Möglichkeiten des schnellen Internets könne man jetzt die Arbeit zu den Menschen bringen. Für den Standort Lauterbach bedeute dies deutlich mehr als Hundert neue Mitarbeiter, da viele Stellen in Teilzeit seien und somit eine Verdreifachung der bisherigen Arbeitsstellen vor Ort. Außerdem bringe man die Arbeit näher zu Menschen, die Interesse an der Arbeit in der Finanzverwaltung hätten. In den Ballungsräumen fänden sich nur sehr schwer geeignete Bewerber, was in den ländlichen Gebieten komplett anders sei. Auch das sei ein Grund für die Entscheidung gewesen, räumte Schäfer unumwunden ein. Zum 1. Juli sollen bereits 20 Mitarbeiter ihre Arbeit am Standort Lauterbach aufnehmen.

 

Grafik: Land Hessen – Hessisches Ministerium der Finanzen

Arbeitsplätze für den ländlichen Raum

„Die Arbeit in die Heimat und zu den Menschen bringen. Das ist mir ein wichtiges Anliegen. Unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und denen, die es noch werden möchten, sichere und attraktive Arbeitsplätze auch jenseits der großen Zentren anzubieten, ist deshalb ein Ziel der von mir angestoßenen Strukturreform der Hessischen Steuerverwaltung“, sagte Schäfer.

„In einem ersten Schritt werden wir rund 200 Arbeitsplätze raus aus den Ballungszentren in die ländlicheren Regionen Hessens verlagern. Dies soll natürlich im Einvernehmen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geschehen. Für viele entstehen neue Beschäftigungs- und Karrieremöglichkeiten. Ganz praktisch heißt das auch: Beschäftigte können oft näher am Wohnort einen attraktiven Arbeitsplatz finden und müssen weniger weit pendeln. Die Steuerverwaltung rückt damit noch näher an die Menschen heran“, sagte Schäfer.

Die Entscheidung auf Lauterbach sei gefallen, weil man davon überzeugt sei, dass das Einzugsgebiet auch noch in 20 Jahren attraktiv sei. Das gelte auch für mögliche Bewerber aus dem Raum Fulda.

Stärkung der Regionen und Stärkung der Steuerverwaltung

„Viele Hessinnen und Hessen möchten in ihrer Heimat an der Bergstraße, im Vogelsberg oder in der Schwalm arbeiten. Viele müssen aber weite Wege in Kauf nehmen, um zur Arbeit zu kommen oder sie kehren dem Land ganz den Rücken, um in den Städten zu arbeiten und zu wohnen. Das soll jeder machen, wie er möchte. Dazu gehört aber auch, dass der Staat Angebote macht, damit etwa junge Familien sich auch für ländliche Regionen entscheiden können. Krisensichere, verlässliche Arbeitsplätze gehören dazu. Arbeitsplätze mit Perspektive. Diese Angebote schaffen wir: zur Stärkung auch kleinerer Städte und vermeintlich abgelegenerer Regionen“, so der Finanzminister.

„Die Stärkung des ländlichen Raums ist natürlich nicht Kernaufgabe der Steuerverwaltung. Sie lässt sich aber erreichen mit einer Reform, die auch die Steuerverwaltung weiter stärkt“, erklärte Finanzminister Schäfer. „Aufgaben werden gebündelt und gezielt an Ämter abseits der Zentren vergeben. Die Verwaltung gewinnt durch die Zentralisierung der Bearbeitung bestimmter Sachverhalte an einzelnen Orten weiter an Effektivität, die auch den Bürgerinnen und Bürgern zugutekommt.“ „Die Präsenz in der Fläche hat für die Hessische Steuerverwaltung einen großen Stellenwert – sie ist eines unserer Erfolgsgeheimnisse“, sagte Schäfer.

Viel Lob für den Finanzminister der Vogelsberger Kommunalpolitiker

„Das ist eine tolle Entscheidung für den Vogelsberg“, so Landrat Manfred Görig. Er bedanke sich ausdrücklich für das Umdenken. Das Finanzministerium habe eine wegweisende Vorreiterrolle eingenommen, mit ihren Arbeitsplätzen in die Fläche zu gehen. Darüber hinaus sei das eine weitere Chance für die Jugendlichen im Vogelsbergkreis einen Ausbildungsplatz vor Ort zu finden.

Beim Finanzamt in Lauterbach entstünden dafür rund 100 neue Stellen (82 Vollzeit-Dienstposten), dazu werde das Amt einen Neubau erhalten, freute sich die Grüne Landtagsabgeordnete Eva Goldbach. „In Lauterbach entstehen attraktive und sichere Arbeitsplätze für qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das wird der Stadt und ihrer Umgebung einen nachhaltigen positiven Impuls geben“, so Goldbach, die auch Sprecherin ihrer Fraktion für den ländlichen Raum ist. Das sei aber auch großartig für die Beamten im Mittleren Dienst. Denn in Frankfurt seien mit ihren Einkommen Wohnungen kaum zu bezahlen und im Vogelsberg sei ihre Kaufkraft viel höher. Ebenso brächten die Beamten ihre Familien mit, was die Kaufkraft im ländlichen Raum weiter stärke. „Dauerhafte Verlagerung von Arbeitsplätzen hierher ist genau das was wir brauchen“, unterstrich Goldbach.

Der CDU-Landtagsabgeordnete sah mit der Entscheidung sein Anliegen bestätigt, für das er sich seit mittlerweile 13 Jahren eingesetzt habe. Vor einigen Jahren habe das noch nicht geklappt aufgrund der schlechten Internetverbindung. „Die Entscheidung zeigt auch, dass der Vogelsberg zentral in Hessen ist. Ich denke, das gibt uns im Vogelsberg zusätzlichen Aufschub“, so Wiegel. Darüber hinaus schloss sich Wiegel den Worten seiner Vorrednerin an. Lauterbachs Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller freute sich, dass die Entscheidung gerade auf Lauterbach gefallen sei. Auch er hob die Wichtigkeit für den Handel und die Steuereinnahmen hervor. „Ich bin mit Anglizismen vorsichtig, aber hier stellt sich eine Win-win-Situation für beide Seiten ein“, bekräftigte Vollmöller.

Standort für Finanzamtsneubau steht bisher jedoch noch nicht fest

Der Leiter des Lauterbacher Finanzamt Martin Leinweber hob hervor, dass erst im vergangenen Jahr die energetische Sanierung des Finanzamts in Alsfeld abgeschlossen wurde. Jetzt sei man froh, dass auch für Lauterbach etwas getan werde, „denn die Kollegen hier fühlten sich schon ein wenig abgehängt.“

Bei den Fragen, ob nun eine bestehende Liegenschaft erworben werde, oder an welchem Standort innerhalb Lauterbachs neue gebaut werden soll, hielten sich die Verantwortlichen bewusst bedeckt. „Das wird in den kommenden vier Monaten in Ruhe entschieden“, so Schäfer. „Ich habe einen ganzen Aktenordner mit möglichen Standorten“, so Vollmöller. Man müsse jetzt abwarten, welche konkreten Anforderungen vonseiten des Finanzministeriums gestellt werden. Die 20 neuen Mitarbeiter ab 1. Juli würden in einer Zwischenlösung durch Anmieten untergebracht. Dasselbe gelte auch für die Zeit der Bauphase, erklärte Michael Hohmann, zuständiger Abteilungsleiter im Finanzministerium. „Sehen Sie es mir nach, dass wir heute keinen Standort präsentieren können. Wir wollen das nach Möglichkeit außerhalb öffentlicher Debatten planen“, so Schäfer. Möglicherweise könne man innerhalb von einem bis zwei Jahren bauen.

Ab jetzt könne auch offen mit den Finanzbeamten gesprochen werden. Niemand werde jedoch gezwungen, seine Arbeitsstelle zu wechseln. Auf der anderen Seite gebe es so viele Menschen aus der Region, die nach Frankfurt pendelten. Viele davon würden immer schon auf den sogenannten Rückversetzerlisten stehen, erklärte Schäfer. Daher sei man sehr zuversichtlich, dass es mehr Beamte gebe, die sich gerne versetzen lassen wollen.

 

4 Gedanken zu “Finanzamtneubau bringt 82 neue Arbeitsplätze

  1. Herr Hofmann es wird Zeit das sich ihre Kommentare einfach sparen, vielen Dank ?

  2. Eine gute Entscheidung der Landesregierung und damit für Lauterbach und den Vogelsbergkreis zur Stärkung des ländlichen Raumes. Weiter so!

  3. Für obige Damen und Herren müssen wir alle freudigst unsere Abgaben entrichten, damit diese weiter lächeln können. Da kommt doch Freude auf, wenn diese künftig sogar im Vogelsgebirge errechnet werden, da macht das Steuerzahlen danach noch mehr Freude. Aus dem Vogelsberg kommt nur Gutes für ganz Hessen, druckfrisch auf den Schreibtisch.

  4. Auch als Alsfelder muss ich sagen: Top für unsere Heimat. Weiter so! (Aber nicht vergessen, Herr Dr. Schäfer: beim nächsten Mal ist auch Alsfeld dran :-)

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