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Online-Aufführung des Alsfelder Wintermärchens ab Samstag, den 18. DezemberEine schlafende Regentrude, ein tanzender Feuermann und junges Gemüse

ALSFELD (ls). Sonne satt pur, dauerhaft warme Temperaturen und weit und breit kein Regen in Sicht: Was schön klingt, wird im diesjährigen Wintermärchen zur Belastung für Mensch und Natur – und schlägt gleichzeitig eine zeitkritische Brücke in die Gegenwart. Kindgerecht, modern und locker-leicht macht sich die Alsfelder Marktspielgruppe auf den Weg, die Regentrude zu wecken. Ein Vorgeschmack in Bildern.

Regen ist Silber und Sonne ist Gold? Auf den ersten Blick mag das umformulierte Sprichwort zwar auf Zustimmung stoßen, welche Belastungen das auf Dauer allerdings auf Mensch, Tier und Natur hat, das zeigt das diesjährige Alsfelder Wintermärchen ziemlich eindrucksvoll und schlägt dabei auch noch eine kindgerechte, zeitgemäße Brücke zur Gegenwart. Aufgeführt wird das Kunstmärchen „Die Regentrude“ von Theodor Strom – allerdings anders, als es normalerweise geplant war.

Alle Fotos: ls

Bereits im vergangenen Jahr musste das geplante Wintermärchen durch die hohen Coronazahlen und dem unübersichtlichen Infektionsgeschehen abgesagt werden, für dieses Jahr war es eigentlich geplant – kurzfristig wurde das Märchen nun aber doch abgesagt, Präsenzaufführungen wird es also auch in diesem Jahr nicht geben. Stattdessen gibt es ein digitales Alternativ-Pogramm: Das Märchen wurde aufgenommen und wird ab dem morgigen Samstag online ausgestrahlt.

Doch kein Wintermärchen in Alsfeld

Regisseurin Johanna Mildner zeigt sich enttäuscht über die Absage: „Wir haben bis zuletzt gehofft und sind jetzt natürlich sehr enttäuscht über die Entscheidung“. Mitunter liege das daran, dass im kommenden Jahr drei der jungen Schauspieler nicht mehr am Märchen teilnehmen können – und auch daran, dass die Gruppe das Stück eigentlich schon für das letzte Jahr vorbereitet hatten. Einen ersten Wechsel gab es dann schon in diesem Jahr, denn eigentlich war Vicky Gabriel für die Rolle der Mutter Stine geplant, doch in diesem Jahr hatte es zeitlich einfach nicht gepasst. Kurzerhand ist Anni Sander eingesprungen.

Und zwischen den bekannten Gesichtern der altbekannten Besetzung findet sich in diesem Jahr auch allerhand „junges Gemüse“, das erstmalig sein schauspielerisches Talent auf der Bühne präsentiert. 13 Schauspieler sind es insgesamt, die nicht nur mit schauspielerischem Talent, sondern auch mit Pyrotechnik, Gesangs- und Tanzeinlagen und einigen Überraschungen aufwarten.

Eine dieser Überraschungen hat Jenny Wagner gemeinsam mit Dirk Lindemann vorbereitet, denn die beiden Musiker haben eigens für das Märchen Musikstücke komponiert, die das Theater musikalisch umrahmen. „Man hört die Wiese, man hört aber auch den Regen und vor allem hört man die unterschiedlichen Emotionen, die im Stück in ihrer unterschiedlichen Ausprägung vorkommen“, sagt Wagner.

Bereits im vergangenen Jahr ist die Idee dazu in dem Musiker-Duo gereift, seit September wurde intensiv an den Melodien gefeilt. „Da sind schon einige Samstage ins Land gegangen für“, erklärt Wagner.

Die Mühe und Arbeit, die die Schauspieler in das Kunstmärchen gesteckt haben, wird schon bei den Proben sichtbar: Text und Kostüme sitzen, die Kulissen stehen und die Musik ertönt – fast so, wie es vor 33 Jahren schon einmal war, als die Regentrude als Kommunaloper aufgeführt wurde. „Das Stück weckt Erinnerungen an 1987, passt aber auch mit seiner Message hervorragend in diese Zeit“, sagt Mildner. Die nämlich sagt, dass die Menschheit mit der Natur und der Umwelt etwas an der Hand habe, worauf man aktiv Einfluss nehmen könne – oder sie eben durch falsches Handeln kaputt machen kann.

„Wir bleiben dieses Mal bewusst mit der Sprache nah am Storm-Original“, erklärt Mildner. Doch wer das Regie-Team kennt, der weiß, dass man sich auf einige moderne Elemente freuen kann – und das wird nicht nur in den passend nachhaltigen Kostümen von Ruth Henkel sichtbar, hierzu wurden übrigens alte Kostüme per Upcycling wieder genutzt und aufgewertet, sondern auch in den nachhaltigen und wie gewohnt kunstvollen Bühnenbildern aus Pappe, die Inge Zuschlag eigens für das Stück als Kulissen angefertigt hat.

Schon den kleinen Kindern müsse man zeigen, dass die Menschen die Umwelt nicht links liegen lassen dürfen, so wie es spielerisch im Stück geschieht, wo die Regentrude schlichtweg vergessen wird und scheinbar eingeschlafen ist, denn immerhin hat es dort seit Monaten nicht mehr geregnet. Ob die Protagonisten um das verliebte Pärchen Andrees und Maren diesen Konflikt lösen und die Regentrude aufwecken können? Das könnte gut ausgehen, aber wer weiß das schon.

Darum geht es in dem Stück

So viel sei jetzt schon einmal verraten: Während sich der reiche Wiesenbauer ins Fäustchen lacht, weil seine Wiesen am Fuße der Hügel im Schatten liegen und trotz Dürre eine gute Ernte einbringen, klagen Mutter Stine und ihr Sohn Andrees über die Hitze und Trockenheit, die ihren Schafen zusetzen. Selbst die Sonnenfrau vor dem Wetterhäuschen stöhnt und streitet sich um den Regenschirm des Regenmanns, der ein wenig Schatten spenden soll.

Die Regentrude muss eingeschlafen sein, überlegt Mutter Stine verzweifelt und erinnert sich, dass ihre Urgroßmutter sie vor langer Zeit schon einmal geweckt hat. Mit einem Sprüchlein. Nur – wie ging das nochmal? „Dunst ist die Welle, Staub ist die Quelle. Stumm sind die Wälder, Feuermann tanzt über die Felder“ – und wie geht es weiter? Wie gut, dass der Feuermann Ekke Nekkepenn, der seine Gluthitze übers Land verteilt, in seinem Eifer nicht nur das Sprüchlein, sondern auch den Weg zur Regentrude ausplaudert.

So machen sich Andrees und Maren zusammen mit dem Maulwurf auf den langen und gefährlichen unterirdischen Weg zur Regentrude – ganz so einfach wird es ihnen der Feuermann aber nicht machen.

Ob sie die Regentrude finden, sie wecken können und es endlich wieder einmal regnet, das kann man am Samstag ab 18 Uhr in der Online-Aufführung des diesjährigen Wintermärchens sehen, was auf der Homepage der Stadt Alsfeld und auch hier auf OL zu sehen sein wird.

Viele weitere Eindrücke aus den Proben

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