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KOMMENTAR zur Alsfelder BürgermeisterwahlPaules Erfolgsrezept ist seine Unsicherheit

MeinungMEINUNG |ALSFELD (jal). Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule hätte die Füße hochlegen können, so ganz ohne Gegenkandidat. Aber das hat er nicht. Stattdessen simulierte er für sich selbst Wahlkampf – und zwar, weil er Angst hatte. Angst, als faul zu gelten. Diese Strategie hat sich nun ausgezahlt.

Zuhörtour nannte Paule seine Wahlkampftourne, die Mangels Gegner nicht so heißen sollte. Ein Kampf mit nur einem Kämpfer im Ring klingt für jeden doch gleich irgendwie langweilig, gespielt – und überflüssig.

Dennoch wollte Paule Präsenz zeigen, mit dem Volk in Kontakt kommen, so, als müsse er mit einem Mitbewerber um jede einzelne Stimme konkurrieren. Die Leute sollten bloß nicht auf den Gedanken kommen, dass ihr Bürgermeister, weil ohne Gegenkandidat, schlapp im Rathaus rumsitzt. Dass er denkt, diese Wahl habe er eh in der Tasche.

Manchmal hatte man fast den Eindruck, Paule wäre es lieber gewesen, tatsächlich einen Kontrahenten zu haben. Denn gegen einen Mitbewerber zu verlieren lässt sich dann doch noch leichter verkraften als ohne Gegner gerade mal so 50 Prozent zu holen.

Paule ist kein Hau-Drauf-Polit-Macho, der sich für unfehlbar hält. Es ist seine Unsicherheit über die Frage, ob er wirklich beliebt ist, die ihn in diesem Wahlkampf ohne Gegner angetrieben hat, sein Bestes zu geben – und der er nun seinen Erfolg zu verdanken hat. Der CDU-Politiker holte 83,65 Prozent laut vorläufigem Ergebnis.

Paule kann Fehler zugeben

Der Alsfelder Rathauschef versteht es so gut wie wenige Bürgermeister in der Region, geschickt mit der Öffentlichkeit umzugehen. Er ist sich nicht zu fein dafür, Fehler öffentlich einzugestehen, wenn dem so sein sollte. Das hat die Posse um die Lindenfällung am Ludwigsplatz gezeigt.

Paule kann durchaus auf Bürgerpoteste eingehen, auch das haben die Linden gezeigt. Und dennoch konnte er es nicht allen Bürgern recht machen. Eltern fühlten sich beim Kita-Neubau übergangen, Behindertenvertreter fühlen sich nun beim Umbau des Marktplatzes nicht genügend gehört. Hier gilt es für Paule weiter zu moderieren – ohne Basta-Politik auf der einen, und der Methode „sein Fähnchen in den Wind hängen“ auf der anderen Seite.

Paule nimmt am Wahlabend Glückwünsche entgegen.

Alsfeld geht es ganz gut, auch dank der vergangenen sechs Jahre Bürgermeister Paule. Aber der Stadt könnte es durchaus noch besser gehen. Der Leerstand in der Obergasse, einer zentralen Flanierstraße im Herzen der Stadt, ist optisch wie wirtschaftlich ein Graus. Bessere Verkehrsplanung im Sinne von Radfahrern. Und dann wäre da noch dieses Internet und das Handynetz, was doch irgendwann mal überall schnell sein sollte, und nicht nur in der Kernstadt.

Seine Unsicherheit sollte Paule sich behalten. Und sie als Antrieb nehmen, den Alsfeldern und sich selbst zu beweisen, dass er diese Probleme anpackt und es wirklich verdient hat, weiterhin Alsfelds Bürgermeister zu sein.

4 Gedanken zu “Paules Erfolgsrezept ist seine Unsicherheit

  1. Gute Ratschläge auf Glückskeks-Niveau braucht kein Mensch. Das dilettantische Psychologisieren sollte man neurotischen Studenten-WGs überlassen. Und Sätze wie „Seine Unsicherheit sollte ich Paule behalten.“ sollte man vielleicht einfach nur für sich behalten.
    Wie es in Herrn Paule aussieht, ginge mich nur dann etwas an, wenn er in Ausübung seines Amtes gravierende Schwächen seiner Persönlichkeit (Stichwort: Persönliche Zuverlässigkeit) zeigte. Das ist aber nicht der Fall.
    Wieso wird hier die durchaus löbliche Eigenschaft, offenkundige Fehler öffentlich eingestehen zu können, nur als besonderes Geschick im Umgang mit der Öffentlichkeit gewertet? Alles nur „gef… eingeschädelt“, ein PR-Trick?
    Und was soll in diesem Zusammenhang das „Problematisieren“ von Banalitäten? Nein, auch ein Bürgermeister Paule kann es nicht jedem recht machen. Weil’s „eine Kunst ist, die niemand kann“, wie das bekannte Sprichwort es behauptet.
    Vom Problematisieren des Banalen zur Kunst des banalen Hineingeheimnissens:
    Simulierte Paule mangels Gegenkandidaten eine Art Schattenboxen im Wahlkampf? Das angeführte Beispiel der „Zuhörtour“ wäre hierfür jedenfalls kein überzeugender Beleg. Zuhören können sollte jeder in einer Leitungsposition bzw. überhaupt jeder Mensch. Einen Amtsbewerber zeichnet es grundsätzlich aus, wenn er diese Fähigkeit unter Beweis stellt, egal ob mit oder ohne Gegenkandidaten.
    Nein, „Paule ist kein Hau-Drauf-Polit-Macho, der sich für unfehlbar hält.“ Hat aber auch noch nie jemand behauptet. Und hätte Paule selbst zu dieser Einschätzung je Anlass gegeben. Nö. So what?
    Er ist fraglos ein Mann, der sein Bestes gibt. Und zwar nicht nur im Wahlkampf, sondern vor allem im Rathaus-Alltag. Dem verdankt er jetzt seinen neuerlichen Wahlerfolg. Weil die Wähler das erkennen und anerkennen. Warum sollen wir jetzt überflüssigerweise nachgrübeln, ob sein professionelles Engagement nur „seine Unsicherheit über die Frage“ widerspiegele, „ob er wirklich beliebt“ sei? Alles hat seine Grenzen.

    1. Nur die Ruhe, „Sowohl als auch nicht“,

      Ich lese hier nicht heraus, dass der Autor irgendwie gegen Herrn Paule schießt. Im Gegenteil, ich finde, er lobt ihn sogar. Herr Paule hat sich bemüht Wahlkampf zu machen und sich zu zeigen, obwohl niemand gegen ihn angetreten ist. Und warum das so war, muss ja einen Grund haben. Dazu sagt der Artikel, Paule wollte halt nicht als faul da stehen. Meiner Meinung nach ist die Schlussfolgerung richtig und legtitim.

      1. Der Kommentar „Sowohl als auch nicht“ kritisiert nicht die vermeintlich bösen Absichten des Verfassers Juri Auel, liebe(r) Fixi, sondern das negative Ergebnis eines vollkommen überflüssigen Versuchs, sich in die inneren Beweggründe des Alsfelder Bürgermeisters „einzufühlen“.
        Für Paule war es nie ein Problem, der einzige offiziell nominierte Kandidat für die Bürgermeisterwahl zu sein. Weil es eben auch kein Problem ist oder bestenfalls eines derer, die einen Gegenkandidaten hätten ins Rennen schicken können und dies unterlassen haben. Vielleicht hätte man mal deren Psyche einer Nachbetrachtung unterziehen sollen.
        Aber jetzt – ohne den geringsten Hinweis und Anknüpfungspunkt – irgendeine „Schwäche“ zu erfinden, um zu erklären, dass jemand, der erkennbar Spaß an seinem Amt hat und neben kommunalpolitischer und menschlicher Kompetenz zudem noch jede Menge Elan für seine Aufgabe mitbringt, nur von der Angst getrieben sei, nicht beliebt zu sein oder als faul zu gelten, ist doch einfach hanebüchen. Paule hat sich für eine weitere Amtszeit be-worben und in diesem Sinne für seine Person ge-worben. Das ist – Gegenkandidatur hin oder her – das Naheliegendste und Normalste der Welt. „Warum das so war, muss ja einen Grund haben“? Klar, einen ganz nahe liegenden und nicht aus dem küchenpsychologischen Arsenal hervor gekramten: Der Mann wollte schlicht und einfach nun auch gewählt werden. Reicht das als Grund nicht völlig aus?

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