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Protest gegen A49: Aktionsbündnis Autokorrektur stellt sich vor„Ziviler Ungehorsam“ für den Klimaschutz

DANNENROD (akr/ls). „Wir kündigen unseren Protest an, dafür sind wir hier – und der Protest hier wird groß werden“: Im Oktober sollen die Rodungen für den Bau der A49 beginnen, die Gegner des Projekts bereiten sich auf Widerstand vor und wollen künftig als Aktionsbündnis Autokorrektur gemeinsam auftreten. Mit ihren Körpern wollen sie sich der Räumung entgegensetzen. 

Die Namen der Mitgliedsgruppen des Bündnisses sind schon etwas länger bekannt. Die internationale Schülerbewegung Fridays for Future gehört ebenso dazu wie die lokale Gruppe Keine A49, die seit Jahrzehnten den Kampf gegen die Autobahn führt und Aktivisten, die in Nordrhein-Westfalen gegen Kohleabbau und den Erhalt des Hambacher Forsts gekämpft haben. Oberhessen-live hat die verschiedenen Akteure hier vorgestellt.

Die Gegner der Autobahn mussten am Donnerstag erneut eine juristische Schlappe einstecken. Ein Eilantrag für den Aufschub der Bauarbeiten bis ins Jahr 2022 wurde vom Gießer Verwaltungsgericht abgelehnt. Hier geht es zur Meldung dazu.

Um kurz vor 10 Uhr an diesem Freitagmorgen war es noch ruhig in dem Teil des Dannenröder Waldes, den Klima- und Umweltaktivisten besetzt haben. Die Bühne zur Pressekonferenz war bereits aufgebaut.

Kurz vor der Pressekonferenz im Dannenröder Wald. Fotos: akr

„Wir kündigen unseren Protest an, dafür sind wir hier – und der Protest hier wird groß werden“, sagte Moritz Vögel von der Waldbesetzung zu Beginn der Pressekonferenz. Aus verschiedenen Bündnissen habe man sich deshalb zusammengeschlossen, um das Aktionsbündnis Autokorrektur zu gründen und mit „Aktionen des zivilen Ungehorsams“ gegen die Räumung und den Bau der A49 zu protestieren.

Schlemmer: „Ohne Wasser, kein Leben“

„Wir sprechen hier von einem Zusammenschluss verschiedener Akteure, der gegründet wurde, um die Rodung des Dannenröder Walds und die Räumung der Besetzung zu verhindern. Aktivisten von Fridays For Future Deutschland, Sand im Getriebe, Ende Gelände und Aktion Schlagloch arbeiten mit der Waldbesetzung und der Bürgerinitiative ‚Keine A49‘ zusammen, um massive Proteste und vielfältigen Widerstand zu organisieren“, erklärte Barbara Schlemmer vom Aktionsbündnis „Keine A49“. Dazu wolle das Aktionsbündnis alle rechtlichen Mittel nutzen, um öffentlichen Druck auf die Verantwortlichen auszuüben.

Für Deutschland wird, so erklärte es Schlemmer, in zehn Jahren Wasserknappheit vorausgesagt. Im Vogelsberg können die ersten Kommunen ihre Bürger im Sommer schon jetzt nicht mehr mit Trinkwasser versorgen. „Ohne Wasser, kein Leben. Daher können wir keine weiteren Eingriffe in Trinkwasserschutzgebiete rechtfertigen“, erklärte Schlemmer. Der Notstand sei bereits erreicht. Schlemmer, die selbst für die Grünen im Homberger Stadtparlament sitzt, äußerte sich kritisch gegenüber dem Mitwirken der Grünen-Partei an dem Projekt: Es sei eine Katastrophe, dass die Grünen in Wiesbaden unter ihrem Verkehrsminister Tarek Al-Wazir daran beteiligt seien.

Im Wald wird eine Verkehrswende gefordert. Foto: akr

„Leute, besinnt euch auf die Urgrünen Wurzeln. Wir sind angetreten für Natur- und Umweltschutz und für Klimagerechtigkeit. Es muss hier an dieser Stelle ein Stop gemacht werden“, appellierte sie. Wenn die Grünen so weitermachen würden, dann seien sie aus ihrer Sicht nicht mehr wählbar. Sollte es unter Al-Wazir und den ganzen grünen Ministern tatsächlich zu einer Räumung kommen, bei denen dann auch auf Menschen eingeprügelt werde, die unsere Lebensgrundlagen bewahren wollen, dann stehe die Welt auf den Kopf, „dann sind die Grünen politisch nicht mehr tragbar“.

Wirtschaftliche Interessen oder Klimaschutz?

Beteiligt ist auch die Fridays for Future Bewegung, die sich ebenfalls aktiv für den Erhalt des Dannenröder Waldes einsetzen will und zwar mit den für die Bewegung üblichen Mitteln – sprich Demos und Streiks. „Es ist absolut nicht tragbar, einen Jahrhunderte alten Mischwald zu zerstören. Die Bedeutsamkeit der Wälder sollte mittlerweile allen klar sein“, sagte Sprecher Leonard Diez. Zerstörung sei die falsche Herangehensweise, denn es brauche keine weiteren Autobahnen, sondern zukunftsfähige Verkehrskonzepte, eine sozialökologische Verkehrswende. „Wirtschaftliche Interessen stehen hier vor Klimaschutz und das trotz einem Grünen Verkehrsminister. Klimaschutz sieht anders aus. Der Danni muss bleiben“, erklärte er.

Dem schloss sich auch Paula Eisner von der Kampagne Ende Gelände an, die bislang noch nicht im Dannenröder Wald vor Ort und extra aus dem Süden Deutschlands angereist war : „Wenn wir die Klimazerstörung und die Ungerechtigkeit stoppen wollen, dann müssen wir besetzen. Gemeinsam haben wir die Kraft, um einen Wandel herbeizuführen“. Der Dannenröder Wald könne ein Symbol für eine gerechte Verkehrswende sein, doch das fordere ein sofortiges und konsequentes Handeln. Einmal mehr werde man selbst die Autokorrektur sein, um den Wald zu retten. Auch eine Aktivistin die sich Lola Löwenzahn nennt vom erst kürzlich gegründeten Bündnis Aktion Schlagloch erklärte, dass man sich der Verkehrspolitik in de Weg stellen wolle. Im Dannenröder Wald zeige sich, dass die Politik nicht Menschen oder Lebewesen gelte, sondern profitorientiert sei.

„Ziviler Ungehorsam“ für den Klimaschutz

„Es ist unsere Chance und unsere moralische Pflicht in Form des zivilen Ungehorsams für den Klimaschutz einzutreten“, sagte sie und kündigte an, dass man zu Tausenden in den Wald strömen wolle, um mit den Körpern die Räumung zu blockieren. So wolle man sich der Zerstörung des Waldes entgegenstellen, weitere Autobahnen brauche es nicht – auch wenn man dabei gegen Gesetze verstoße. „Gemeinsam sind wir das Schlagloch, was das Getriebe des Kapitalismus lahm legt, das Unkraut, was immer wieder kommt, und die Autokorrektur des Systems“, sagte sie.

Kim Lauterbach aus der Dannenröder Waldbesetzung machte darauf aufmerksam, dass die Klimakrise bereits Realität sei, denn überall auf der Erde würden bereits viele Wälder brennen. „Es ist ein Skandal, dass ein gesunder Mischwald gerodet werden soll. Das kann ich nicht zulassen“, sagte sie. Den Wald zu beschützen heiße ihn zu besetzen. In einem aktiven Widerstand wolle man gegen die veraltete Verkehrspolitik kämpfen – und jeden Tag würden sie mehr werden. „Wir sind noch hier und wir werden hier bleiben“, kündigte sie an und rief dazu auf, gemeinsam und flächendeckend für den Erhalt des Waldes zu kämpfen.

Ein Blick auf das, was bereits im Dannenröder Wald errichtet wurde. Foto: akr

Derzeit seien etwa 100 Aktivisten im Dannenröder Wald, doch man gehe davon aus, dass während der Rodung noch mehr Aktivisten im Wald sein werden. Geschätzt wird, so informierten die Aktivisten bei der Pressekonferenz, eine Anzahl im vierstelligen Bereich. So sei beispielsweise die Kampagne Ende Gelände derzeit noch in den eigenen internen Vorbereitungen und werde erst Ende September in den Wald kommen. Immer wieder sprachen die Aktivisten von Aktionen des „zivilen Ungehorsams“, die zum Widerstand genutzt werden sollen. Auf Rückfrage, was genau das zu bedeuten habe, erklärte man, dass die Räumung mit den „Körpern blockiert“ werden solle. All das soll im Wald und rund um den Wald stattfinden. Man wolle sich, so erklärte es Moritz Vogel von der Waldbesetzung, auch an Bäume ketten und schon jetzt werde fleißig das Klettern geübt.

Man gehe aber davon aus, dass – wenn es zu Gewalt bei der Räumung kommen sollte – die von der Polizei ausgehe. Vogel rechne damit, dass sich ein ähnliches Bild zeigen werde, wie im Hambacher Forst. Ihre Protestform sei es lediglich zu besetzen und den Wald mit den Körpern zu schützen. Immer wieder betonten die Aktivisten, dass von ihnen keine Gewalt ausgehen werde. „Die Gewalt kommt von den Kettensägen“, erklärte Lauterbach von der Waldbesetzung. Im Oktober diesen Jahres sollen die Rodungsarbeiten für die künftige Trasse beginnen. Bei den Besetzern geht man allerdings davon aus, dass die Räumung schon vorher beginne, das hätten Erfahrungen aus dem Hambacher Forst gezeigt. „Wir werden also aufmerksam bleiben und schauen, wie sich die Lage entwickelt“, erklärte Eisner. Einige Maßnahmen seien bereits getroffen worden.

Die Pressekonferenz zum Nachschauen

13 Gedanken zu “„Ziviler Ungehorsam“ für den Klimaschutz

  1. Danke dass ihr den Boden verdichtet das ist gut für die A49. Was sind das für Leute mit den ganz Kopfmasken? Das sollte sich OL auch mal fragen. Wo kommen die her. Wer hat so viel Zeit. Wer bezahlt sie ??? Bin mal gespannt ob darüber auch mal geschrieben wird.

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    1. @A49 Kommt:

      Absolut richtig!!
      Wenn das doch alles legal ist, was diese sogenannten „Aktivisten“ da so treiben – warum wird sich dann vermummt?

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  2. Am besten Handschellen angelegt und alle in den knast stecken die Nerven derbe 🙄
    Ist nicht so das unser Steuergelder wegen solche Leute die nicht arbeiten wollen und Aufmerksamkeit suchen flöten gehen und dann noch Brandstiftung was stimmt mit solchen Leuten nicht 🙄

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  3. Wir brauchen die Autobahn nicht, ein Umdenken wäre nötig.Aber neues Denken mit alten Menschen ist kaum möglich.Die Geschichte der Menschheit zeigt das es nicht geht, ich Glaube unsere Natur bleibt auf der Stecke.

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  4. Schlag nach bei Shakespeare, da steht was drin… Da gibt es doch im 4. Akt von Macbeth, dieser Urfabel über Machtgier, Tabubruch, Selbstüberschätzung und die sich fortsetzende Gewalt, die Prophezeiung der drei Hexen/unheimlichen Schwestern, die sich auf den Wald von Birnam (an der A9 gelegen, hahaha) beziehen. Die Vision: Ein gekröntes Kind mit einem Baum in der Hand, verspricht Macbeth, er habe nichts zu fürchten, solange nicht der Wald von Birnam nach Dunsinane (seinen Landsitz) komme. Passt irgendwie zu der irrealen Szenerie im Danneröder Forst. „Jede Räumung hat ihren Preis“, ist da auf ein Bettlaken gepinselt. Fragt sich nur welchen. Noch besser eine Art improvisierter Suppenküchen-Kiosk mit dem Wirtshausschild: „Vegan gegen die Autobahn!“ Da kämpfe ich doch lieber „Mit markigen Sprüchen für Suppenküchen“. Welche von den „Tafeln“ hatte jetzt nochmal den eigenen Gleisanschluss?

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    1. steht wirklich was drin! Bei dem „gekrönten Kind mit dem Baum in der Hand“ denkt man an Greta Thunberg oder andere – oft noch sehr junge und von den Medien hoch gejubelte – Protagonist*innen wie Luisa Neubauer, die aber immerhin „schon“ 22 ist.
      Ich bewundere die exzellenten Fachkenntnisse und die erstaunliche Eloquenz dieser jungen Leute. So gut waren unsere „Studentenführer“ aus der 68er-Bewegung in aller Regel nicht und dazu noch recht bemooste Häupter. Aber auch an den jungen Talenten unter den Umweltaktivist*innen zeigt sich eine fatale Entwicklung in unserer Gesellschaft: Es bilden sich zwar immer noch Eliten mit exzellenten Führungseigenschaften heraus. Gleichzeitig wird aber die Zahl der von Bildung abgehängten, die ihre Meinung kaum noch artikulieren können, immer größer. Sogar bei den OL-Kommentaren lässt sich die Spaltung der Gesellschaft sprachlich identifizieren. Und die pandemiebedingte Bildungskatastrophe macht es ja nicht besser. Corona versetzt nicht nur der Chancengleichheit den Todesstoß (siehe: https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2020/Homeschooling-Das-Ende-der-Chancengleichheit,chancengleichheit122.html). Dies gilt auch für die gesellschaftliche Aufklärung und die Innovationsfähigkeit unserer Gesellschaft. Immer weniger Menschen verstehen die komplexen Zusammenhänge, die unsere Welt bestimmen. Übrig bleibt die Herrschaft des Pöbels: Immer mehr Trump-Anhänger oder AfD-Wähler!

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    2. …dass Veganismus auch eine Vorstufe zu rechtsradikaler Gesinnung und einer Vorliebe für Verschwörungstheorien sein kann? Ich weiß es aus meiner eigenen Familie: Je regider die Ernährungsregeln, desto größer die Heuchelei. In etwa so, als wenn Sigmar Gabriel (SPD) sich gegenüber den kleinen Leuten aus seinem Wahlkreis ganz vehement gegen Subunternehmen und Sklavenarbeit in der Fleischwirtschaft bzw. sich für Tier- und Menschenwohl bei der „Stallhaltung“ einsetzt, und dann bei Tönnies einen Beratervertrag mit 10.000 Euro Monatssalär unterschreibt. Würde ein aufrechter Sozialdemokrat natürlich nie machen (zwinker, zwinker, Fingerstinker, siehe https://www.tagesschau.de/inland/gabriel-toennies-103.html). Merke: Veganer sind nicht immer die Guten! Deine Rede sei: So,so, ja, ja. Aber hüte dich vor Sojaquark aus Alu-Gefäßen!

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    3. @Blick in die Subkultur

      Aber, aber Herr Doktor,

      Ich bin erstaunt. Wie können Sie sich als kultivierter und gebildeter Mensch zu so einem unqualifizierten Kommentar verleiten lassen. Bewahren Sie Haltung;

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      1. Dann staunen Sie ruhig weiter. Und während Sie staunen, bleibt weiterhin rätselhaft, wieso der Kommentar „Blick in die Subkultur“unqualifiziert sein soll. Man schreibt das einfach mal so hin. Und wer soll da wen wodurch verleitet haben? Weiß auch niemand. Nur dass der Kommentator sich hat verleiten lassen, tz, tz, tz. Und deshalb muss er aufgefordert werden, Haltung zu bewahren. Wo fehlte es an der notwendigen Haltung? Bleibt auch offen. Mit Verlaub: Kulturdezernent ist ein Hohlschwätzer. Schade um die Zeit.

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  5. Das wird sicher spannend…. da durch Corona keine Bundesliga-Spiele stattfinden, fehlt es den Bereitschaftspolizeien vielleicht an Sparringspartner_innen. 💪🏻🥊

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