US-Unternehmen sorgen für positive ÜberraschungenUS-Berichtssaison übertrifft Erwartungen, während deutsche Wirtschaft mit hohen Energiepreisen kämpft
ALSFELD (ol). Die US-Berichtssaison hat viele Unternehmen mit Gewinnrückgängen gebracht, aber dennoch überraschten sie positiv, indem sie die reduzierten Analystenerwartungen übertrafen. In Deutschland hingegen kämpft die Wirtschaft mit hohen Energiepreisen, die zu einem Wohlstandsverlust führen und Standortvorteile für ausländische Unternehmen bieten.
US-Berichtssaison konnte bei reduzierten Erwartungen positiv überraschen
Die meisten Unternehmen haben im Rahmen der US-Berichtssaison von Gewinnrückgängen berichtet. Allerdings sorgte die Mehrzahl trotzdem für positive Überraschungen, indem die reduzierten Analystenerwartungen übertroffen wurden.
Zuversicht nach „Jackson Hole“
An den Finanzmärkten setzte sich nach den Erkenntnissen des US-Notenbanktreffens in Jackson Hole Zuversicht durch. Zwar brachte die Rede des Notenbankpräsidenten Powell im Vergleich zur letzten Notenbanktagung kaum neue Erkenntnisse, jedoch hoffen Investoren nun auf eine Zinspause und rechnen mit einem nahen Zinsgipfel, der bereits im kommenden Jahr in einer Zinswende münden könnte.
Deutsche Wirtschaft kämpft mit hohen Energiepreisen
Die Chancen auf eine Zinspause der EZB nehmen ebenfalls zu, denn die europäischen Währungshüter sind wegen der schwachen Konjunkturaussichten zunehmend besorgt. Dies kann angesichts des im Vergleich zu den USA ungleich höheren ökonomischen, strukturellen und politischen Stresses auf dem alten Kontinent kaum verwundern. So stimmt die Wirtschaftsweise Prof. Dr. Veronika Grimm die Deutschen auf härtere Zeiten ein. Wichtig sei es ihr, „dass die Politik den Leuten reinen Wein einschenkt und deutlich macht: Der Umbau der Wirtschaft zur Klimaneutralität kostet etwas – auch den einzelnen Bürger“.
Vor allem die hohen Energiepreise in Deutschland sorgen für eine Erosion der deutschen Wirtschaft und Wohlstandsverlust, während andere Nationen deutsche Unternehmen mit deutlich günstigeren Energiepreisen und weiteren Standortvorteilen locken. Besonders erfolgreich agieren in diesem Zusammenhang die Vereinigte Staaten, indem sie mit Deutschland einen lukrativen Abnehmer für Energie gewonnen haben und zudem durch das milliardenschwere Förderprogramm „Inflation Reduction Act“ den hiesigen Unternehmen attraktive Anreize für eine Standortverlagerung bieten. Gleichzeitig sorgt die BRICS-Staatengruppe durch Aufnahme weiterer Mitgliedsstaaten für ein stärkeres Gegengewicht zum Westen.
BRICS-Gipfel: Erweiterung um 6 Länder zu BRICS+
Die BRICS-Gruppe hat sich auf die Aufnahme sechs neuer Mitglieder per 1. Januar 2024 geeinigt. Eingeladen werden Argentinien, Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Hier entsteht eine geopolitische und ökonomische Macht als Gegenpol zum Westen, reich an Energie und Rohstoffen. Die neue BRICS+-Gruppe vereint 46 Prozent der Weltbevölkerung sowie circa ein Drittel der Weltwirtschaftsleistung. Weitere 20 Anwärterländer könnten in Zukunft folgen. Die mögliche Etablierung einer neuen (eventuell goldgedeckten) BRIC-Leitwährung in Konkurrenz zum US-Dollar dürfte in Zukunft für viel Unterhaltung auf der weltpolitischen Bühne mit all seinen Chancen und Risiken sorgen.
Kapitalmarktsituation
Rückläufige Inflationszahlen und eine Beruhigung an der Zinsfront sorgen derzeit für Entspannung. Die Bewertungen am Aktienmarkt sind insbesondere im Vergleich zum Zinsniveau jedoch keinesfalls preiswert und die konjunkturellen Aussichten bleiben – insbesondere in Europa – eingetrübt, während der besonders für Deutschland und Europa wichtige Wachstumsmotor China ebenfalls schwächelt. Zugleich herrscht am Aktienmarkt immer noch hoher Optimismus: drei von vier Fondsmanagern erwarten für die USA entweder keine Rezession oder ein „Soft Landing“ und halten ihre Barreserven untergewichtet.
Wir rechnen im verbliebenen Jahr mit erhöhter Volatilität und raten nach der guten Aktienmarktentwicklung der letzten 12 Monate zu einer defensiveren Depotausrichtung. Das Renditeniveau ausgewählter Anleihen erscheint insbesondere vor dem Hintergrund einer zukünftigen Zinswende attraktiv und auch Gold ist nach dem Kursrückgang seit Mai und der Perspektive einer möglicherweise goldgedeckten BRICS-Währung einen strategischen Blick wert. Zwischenzeitliche Rückgänge auf niedrigere Bewertungsniveaus könnten im weiteren Zeitverlauf wieder Gelegenheit zum Aufbau solider Aktienpositionen bieten.
Disclaimer: Der obige Marktkommentar gilt nicht als Finanzanalyse i.S.d. § 34 b WpHG und spiegelt lediglich die Meinung des Verfassers wider. Insbesondere stellt der Marktkommentar weder eine Anlageberatung noch eine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung von Finanzinstrumenten dar. Er dient ausschließlich zu Informationszwecken.
Anmerkung der Redaktion: Die Kolumne spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung von Oberhesssen-Live wider. Der Verfasser und redaktionell Verantwortliche ist: Aurum Vermögensmanagement GmbH, Ralf Scheuer, Bürgermeister-Haas-Str. 5, 36304 Alsfeld, Telefon 06631/ 8018-444.
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