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Projektarbeit von Studierenden der Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit zum Thema „City-Marketing, Innenstadt Alsfeld“Wie Alsfelder ihre Stadt bewerten

ALSFELD (akr). Wie ist Alsfelds Innenstadt aufgestellt? In welchen Bereichen gibt es Handlungsbedarf? Wie steht es um die Angebote für die Jugend? Das sind nur einige Fragen, mit denen sich Studierende der Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit in einer Projektarbeit beschäftigt haben. So viel vorab: Große Neuigkeiten blieben aus.

Die Corona-Pandemie hat in vielen Innenstädten ihre Spuren hinterlassen. Viele Geschäfte und Restaurants mussten schließen und haben Leerstände hinterlassen. „Das ist ein echtes Problem und wirft die Frage auf, wie man die Innenstädte zukunftsfähig machen kann“, betonte Angelika Eimer, Dozentin an der Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit am Mittwochabend im Ausschuss für Wirtschaft und Stadtmarketing.

Sie hat gemeinsam mit ihrem Kollegen Steffen Reichmann die Studierenden bei ihrer Projektarbeit begleitet, deren Ergebnisse dem Ausschuss nun präsentiert wurden. Initiiert wurde die Projektarbeit durch die Wirtschaftsförderung der Stadt Alsfeld, mit dem Ziel herauszufinden, wie die Stadt attraktiver gemacht werden kann. „Wie ist Alsfeld aufgestellt? Wo besteht Handlungsbedarf? Wie nimmt die junge Generation die Stadt wahr?“ – das waren nur einige Fragen, mit denen sich die insgesamt 21 Studierenden der Hochschule von Oktober 2021 bis Mai 2022 auseinandersetzt haben.

Der Titel der Arbeit „Alsfeld – einfach unverbesserlich?“ wählten die Studenten dabei ganz bewusst, denn im Vorfeld ihrer Untersuchung sei ihnen nicht viel eingefallen, was man in Alsfeld verbessern könne. So viel vorab: Das sahen die Alsfelder anders. Neue Erkenntnisse gab es an diesem Abend aber nicht.

Insgesamt zehn Studierende haben am Mittwoch ihre Ergebnisse der Projektarbeit dem Ausschuss für Wirtschaft und Stadtmarketing präsentiert, beziehungsweise einen Teil davon, damit der zeitlich gesetzten Rahmen von einer Stunde nicht überschritten wird.

Um herauszufinden, ob und in welchen Bereichen Alsfeld Nachholbedarf hat, um attraktiver zu werden, formulierten die Nachwuchswissenschaftler Hypothesen zu verschiedenen Bereichen wie beispielsweise gesellschaftliches Leben, Infrastruktur oder Handel und Wirtschaft und führten in zwei Projektgruppen zwei Umfragen durch, an denen rund 400 Menschen teilnahmen. Eine davon richtete sich dabei an die Altersgruppe 16 bis 30, die andere an die Menschen ab 30 Jahren. Aufgrund der Corona-Pandemie musste die zunächst geplante „Face-to-Face“-Umfrage ebenfalls online stattfinden.

Eine der Hypothesen der Ü30-Umfrage lautete „Alsfeld bietet genügend Möglichkeiten im gesellschaftlichen Leben“, untergliedert wurde sie in die Bereiche Musik- und Kulturevents, Gastronomie, Freizeitangebote und Vereinsleben. Die Musik- und Kulturevents in Alsfeld bewerteten dabei 260 der 364 Befragten als „positiv“. Besonders hervorgehoben wurden hierbei die große Auswahl an Märkten, das Stadtfest, die Veranstaltungen in der Hessenhalle sowie das Engagement der Ehrenamtlichen und der Stadt, wie die Befragten in den freien Textfeldern schrieben. Kritisiert wurden vor allem die fehlenden Ausgehmöglichkeiten für Jugendliche und der Mangel an Parkplätzen bei Veranstaltungen.

Gastro- und Freizeitangebote überwiegend positiv

Auch die Gastronomie erfuhr eine überwiegend positive Bewertung. Der Wunsch nach generellen Ausgehmöglichkeiten sowie Cocktailbars wurde hierbei des Öfteren genannt, angemerkt wurde aber unter anderem auch die geringe Auswahl an deutscher, regionaler Küche, zu wenig Außengastronomie am Marktplatz und der Mangel an vegetarischen/ veganen Angeboten.

„Alsfeld bietet genügend Freizeitangebote“ – diese Hypothese bewerteten 314 der 384 befragten Personen als positiv, hervorgehoben wurden hierbei unter anderem das Schwimmbad, die Lasertag-Arena, der Escaperoom und die Stadtführungen. Die Kinderspielplätze hingegen seien „ausbaufähig“ und auch der Wunsch nach einem Indoorspielplatz, einer Bowlingbahn, einer Kletterhalle oder einer Minigolfanlage kam öfter auf.

In Sachen Infrastruktur wurden die Teilnehmer zu den Bereichen ÖPNV, Verkehrsanbindung, Wohnen, Grünflächen, Digitalisierung sowie Gesundheit und Soziales befragt. Zu den Kritikpunkten zählten unter anderem: zu wenige Parkplätze in der Innenstadt, die Ampelschaltung, die Koordination von Bus und Bahn, die Bahnhofssituation, die Radwege, hohe Mieten und Grundstückspreise, fehlende Grünflächen, der Mangel an Fachärzten, die Behandlung im Kreiskrankenhaus, die Schließung der Geburtenstation oder der Breitbandausbau.

Die Meinungen gingen jedoch auseinander. Die Behandlung im Kreiskrankenhaus, die Mieten und Grundstückspreise, die Parkplatzsituation, die Radwege, die Bahnverbindungen oder den Breitbandausbau bewerteten andere wiederum als positiv. Gelobt wurden auch die Anzahl an Apotheken, die Qualität der Pflegedienste, die ländliche Lage oder die Wanderwege, um einige Beispiele zu nennen.

Unterschiedliche Ansichten gab es auch hinsichtlich der Einkaufsmöglichkeiten. Rund 60 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass Alsfeld attraktive Optionen im Bereich des Einzelhandels bietet. Mehr negative Rückmeldungen gab es eher in den Freitexten, wie die Studierenden erklärten. So merkten Teilnehmende an, dass Bekleidungsgeschäfte für junge Menschen fehlen und auch der bereits bekannte Wunsch nach größeren Modeketten wie H&M und C&A wurde erneut geäußert.

Jüngere Generation sieht größtenteils zu wenig Shopping-Möglichkeiten

Wie die jüngere Generation, also die Altersgruppe von 16 bis 30 Jahren, die Angebote in der Innenstadt sowohl quantitativ als auch qualitativ bewertet, war Gegenstand der zweiten Umfrage. Dabei kamen die Studierenden dieser Projektgruppe unter anderem zu dem Ergebnis, dass von 83 Befragten 21,7 Prozent die Qualität der Einkaufsmöglichkeiten (Shopping etc.) als „schlecht“, 15,7 Prozent als „sehr schlecht“ und 20,5 Prozent als „gut“ bewerteten, die meisten gaben eine „neutrale“ Bewertung ab. Fast 60 Prozent waren der Meinung, dass es zu wenig Shopping-Möglichkeiten in Alsfeld gibt, 37 Prozent bewerteten die Anzahl der Läden als „angemessen“.

Nachholbedarf gibt es unterdessen in Sachen Wohnangebot/Bauplätze. Von 86 Befragten gaben hier fast die Hälfte an, dass es in diesem Bereich zu wenig Angebote gibt. Doch auch fast 40 Prozent machten keine Angabe, was daran liegen könnte, dass sich viele in dieser Altersgruppe noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt, beziehungsweise noch keine Berührungspunkte haben, denn das zeigte sich auch bei den Ergebnissen zur Qualität, wo ein Großteil ebenfalls keine Angabe machte.

Eher schlecht abgeschnitten haben beispielsweise auch die Angebote für Jugendliche – also beispielsweise Freizeit- und Ausgehmöglichkeiten, Treffpunkte, Bars und vieles mehr. Von 86 Befragten waren knapp 72 Prozent der Meinung, dass es zu wenige Angebote gibt. Und das was es gibt, wurde nicht gerade gut bewertet. 29,8 Prozent entschieden sich für die Antwortoption „schlecht“, 20 Prozent sogar für „sehr schlecht“. Lediglich 2,4 Prozent stimmten für „sehr gut“, 6,0 für „gut“.

Die Mehrheit der Befragten spricht sich auch für mehr Parkplätze aus.

Verbesserungsbedarf gibt es in Alsfeld also schon – und das teils in Bereichen, die bereits seit Untersuchungen wie beim ISEK bekannt sind. Vergessen darf man bei der Projektarbeit der Studierenden aber nicht, dass die Ergebnisse die subjektive Wahrnehmung der Befragten widerspiegeln und man auf diese nun aufbauen könne, wie der Dozent Steffen Reichmann abschließend betonte.

„Dass wir für Jugendliche und junge Erwachsene in Alsfeld ein Defizit haben, ist nochmal deutlicher geworden, obwohl wir es eigentlich wussten“, erklärte Bürgermeister Stephan Paule, der sich bei den Studierenden herzlich für die Arbeit bedankte. Die Stadt werde sich nun damit weiter beschäftigen. Doch klar sei, dass Alsfeld nicht ein Angebot wie eine 800.000 Einwohner-Stadt haben könne. „Natürlich kann aber mehr geboten werden, das wird eine Herausforderung, der wir uns stellen werden“, betonte der Rathauschef.

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