Kultur0

Poetry Slam der Alsfelder Kulturtage im Alsfelder Güterbahnhof sorgt für tosenden ApplausVon Jugendsprache, dem Anruf an Mama und der Selbstfindung

ALSFELD (tsz). Im Sport wird gemessen in Zeit, Länge oder Kraft. Wie aber funktioniert ein Wettstreit, wenn es um Worte und Poesie geht? Beim Poetry Slam im Alten Güterbahnhof konnten die Alsfelder genau das herausfinden – und vergaben dabei gleich zweimal den Titel Alsfelds bester Slammer.

Poetry Slam, der Wettstreit der Poeten, Dichter und Geschichtenerzähler. Seit vielen Jahren erfreut sich der literarische Wettstreit einer immer größeren Beliebtheit und füllt Eventhallen in den verschiedensten Städten der Welt. Auf dem Land fand man ihn allerdings bisher meist nur in den Schulen. Im Rahmen der Alsfelder Kulturtage veranstaltete der Verein am vergangenen Mittwoch einen außerschulischen Poetry Slam im Alsfelder Güterbahnhof. Mit namenhaften „Slammern“ wie Stella Jantosca, May Luchs und Lea Weber fanden sich sechs Poeten aus verschiedenen Ecken Deutschlands ein, um sich im Wettstreit der Worte zu messen – und zeigten ein Kulturformat auf, dass Alsfeld in dieser Form selten gesehen hat.

Dichterschlacht füllt Alsfelder Güterbahnhof

Aber was ist ein Poetry Slam? Ein Poetry Slam ist ein Wettbewerb zwischen verschiedenen Autoren, die als Poeten ihre selbstgeschriebenen Texte einem Publikum vortragen. Worum es in den Texten geht, ob sie gereimt oder prosaisch verfasst sind, ob sie traurig oder humorvoll sind, das spielt dabei keine Rolle. Auf der Bühne sind dabei Requisiten oder Gesang verboten, einzig das Spiel mit der Stimme und den Worten ist erlaubt. Damit muss der Poet versuchen, alleine mit der Kreativität seiner Worte die Emotionen seiner Texte zu vermitteln und das Publikum mitzunehmen. Gewertet wird entweder über eine Jury, oder über das Publikum selbst.

Die Homberger Slammerin Stella Jantosca stimmte das Publikum auf einen Abend voller Poesie ein. Fotos: tsz

Beim Poetry Slam der Alsfelder Kulturtage hatte das Publikum die Qual der Entscheidung, welcher der sechs Teilnehmer den Titel des besten Slammers Alsfelds für sich beanspruchen durfte. Während beim Sport oft in Zeit, Weite oder Kraft gemessen wird, wurde im Alten Güterbahnhof mit der Stärke des Applauses entschieden. Die sechs Slammer traten in der ersten Runde in Eins-gegen-Eins-Duellen an. Welcher Dichter den stärker Applaus erntete, der kam in die Finalrunde. Moderiert wurde der Abend von der Homberger Slammerin Stella Jantosca, die bereits mehrere Dichterschlachten moderiert hat und mit eigenen Texten, außerhalb der Wertung, das Publikum auf einen Abend voller kreativer, sprachgewandter und energiegeladener Poesie einstimmte.

Mitgebracht hatte Jantosca verschiedene Slammer aus Frankfurt, dem Wetteraukreis, Marburg und anderen Städten Deutschlands. Im ersten Duell des Abends trat dabei Lea Weber, mit einem emotionalen Text über ein Telefonat mit der eigenen Mutter an, der das Publikum rührte und von vielen als eine „Odé an Mama“ bezeichnet wurde. Gegen sie trat die hessische Vizemeisterin von 2021, May Luchs an, die mit ihrem Text über das Reisen und die Entdeckung der Welt und der Freiheit eine Sehnsucht nach Fernweh weckte. Schon hier merkte das Publikum, wie schwierig das vergleichen von so grundverschiedenen Texten sein kann, applaudierte dann aber Lea Weber in die Finalrunde.

Finale mit Raffinesse, Witz und tief gehenden Fragen

Das zweite Duell, ein „Duell zwischen Männern“, wie Jantosca es nannte, fand zwischen dem Friedberger Andreas Arnold und Wehwald Konslovsky statt. Konslovsky präsentierte sein vielfältiges, poetisches Repertoire mit einem Text über einen Baum, der sich an dem Lärm einer Fichte störte und damit weit tiefere Fragen stellte, als man von einem Baum vermuten könnte. Entschieden hat sich am Ende das Publikum jedoch für Andreas Arnold, der die Absurdität der Jugendsprache und des Worts „lolig“ humorvoll darstellte.

Atmosphärisch gestaltet und gut gefüllt war der Alte Güterbahnhof in Alsfeld.

Emotional und witzige wurde es nochmal im dritten Duell zwischen Pauline Phuze und Tim Kuppler, deren Texte kaum unterschiedlicher hätten sein können. Während Phuze mit ihrem Slam „Kratzeis im Sommer“ die Schmerzen der Entfremdung und dem Enden einer Beziehung in poetische Worte fasste, erzählte Tim Kuppler humorvoll von einem Wochenende zu Besuch auf dem Land und davon, wie sein holzsägender Nachbar ihn in die Ruhe der Großstadt trieb. Gewonnen hat das letzte Duell des Abends Phuze und zog somit in die Finalrunde mit ein.

Im Finale hatten die drei Duell-Gewinner nochmal die Möglichkeit, mit einem weiteren Text das Publikum zu überzeugen. Am Ende entschieden sich die Alsfelder nicht nur für einen Gewinner, sondern gleich für zwei: Lea Weber, mit ihrem Text über Sprichwörter und warum diese manchmal inhaltslos sein können, sowie Pauline Phuzer, mit ihrem Slam über Selbstfindung, Sexualität und die Frage, warum man sich bei der Liebe zwischen Kaffee und Tee entscheiden müsse, konnten die Alsfelder überzeugen und holten sich beide den Titel als Alsfelds beste Slammer. Tosenden Applaus erhielten am Ende doch alle Slammer und ein kleines, regionales Präsent gab es für Alle.

Weitere Eindrücke des Poetry Slams

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren