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Alsfelder Kulturtage mit Ausstellung von Bodo Runte und Meta Perschel offiziell gestartetWerke der Erinnerung

ALSFELD (ls). 17 Tage Kunst und Kultur in Alsfeld sind gestartet – mit gleich drei Premieren, Werken der Erinnerung und einer ganz besonderen Ausstellung: Einer gemeinsamen Retrospektive der beiden verstorbenen Alsfelder Künstler Meta Perschel und Bodo Runte, die zugleich eine würdevolle Erinnerung an deren Wirken auf Stadt und Kunst ist.

Es waren drei Premieren, die sich am Freitagnachmittag in der Alten Molkerei in Alsfeld abspielten: Zum einen wurden die 6. Alsfelder Kulturtage feierlich eröffnet, zum anderen wurde nach Jahren des Leerstands der Raum der Alten Molkerei wieder bespielt, und zu guter Letzt findet erstmals eine gemeinsame Retrospektive der Alsfelder Künstler Meta Perschel und Bodo Runte statt.

Zu Beginn der Vernissage, die zugleich der offizielle Start der sechsten Alsfelder Kulturtage war, zitierte Walter Windisch-Laube einen Satz, der in der Kunstwelt gerne zitiert wird und dem Künstler Pablo Picasso zugeschrieben wird: ‚Kunst wasche den Staub des Alltags von der Seele‘. „Dieser Satz trifft Meta Perschel und Bodo Runte sicher nicht, denn für beide war Kunst existentiell bis zum auch bitteren Ende“, sagte Windisch-Laube. Und auch aus diesem Grund sei es „sinnig, stimmig und sinnbringend, Bodo und Meta postum in der Alten Molkerei auftreten zu lassen“.

Musikalisch wurde die Vernissage und Eröffnung der Alsfelder Kulturtage von Anka Hirsch und Ulrike Schimpf begleitet. Die Musikerinnen waren den beiden Künstlern verbunden und hatten melancholische Stücke für die Vernissage ausgewählt. Alle Fotos: ls

Und so sollte der kurzfristig gewechselte Ausstellungsort als solches dann irgendwie doch passen: In der Alten Molkerei, wo vor vielen Jahren einmal Lebensmittel hergestellt wurden, wartet sie nun, die Memoriam-Ausstellung mit Werken der beiden lokalen Künstler, die das kulturelle und vor allem künstlerische Wirken der Stadt in den vergangenen Jahren prägten: Bodo Runte und Meta Perschel. Beide verstarben im vergangenen Jahr.

Nun widmet sich eine ganze Ausstellung der beiden Künstler, deren Werke dabei miteinander verbunden werden und doch jedes für sich steht. „Ich lüfte den Hut vor Meta Perschel und Bodo Runte, hänge ihn zum Gruße hier hin“, sagte Windisch-Laube. Er selbst habe die Ausstellung kuratiert, ausgewählt, zusammengestellt und aufgebaut und dabei viel Wert auf die Vielfalt der Werke und der Beziehungen gelegt.

Walter Windisch-Laube eröffnete mit einer Laudatio auf die verstorbenen Künstler nicht nur die Ausstellung, sondern auch die 6. Alsfelder Kulturtage.

Abgesehen von zwei Portraits – eines zeigt Meta Perschel, fotografiert von Bodo Runte -, gebe es in der Ausstellung keine Einzelwerke, sondern nur Werkreihen oder repräsentative Auswahlen davon.

Mit Bezug auf das Motto der diesjährigen Alsfelder Kulturtage – „Die ganze Stadt ist Bühne“ – zitierte Windisch-Laube ein ähnlich klingendes Shakespeare-Zitat. aus dem Bühnenstück „As you like it“, das beiden sicher gefallen hätte: „All the world’s a stage, And all the men and women merely players: They have their exits and their entrances; And one man in his/her time plays many parts, The acts being seven ages“.

Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule, Schirmherr der Alsfelder Kulturtage, erinnerte in seiner Rede daran, dass die Kulturtage seinerzeit als Ersatz für den ausgefallenen Hessentag ins Leben gerufen wurde und freute sich, dass sie nach de Corona-Pause nun endlich wieder stattfinden können. „Diese Bereicherung des kulturellen Lebens, getragen von den Menschen vor Ort, macht die Stadt stolz“, sagte Paule.

Literaturdurstig sei Meta Perschel gewesen, „und Bodo war ein Bühnengänger auf den Pflastern, die die Stadt bedeuten“, sagte Windisch-Laube. Die Werke von Perschel seien Bilder voll gezeichneter, ineinanderfließender Anspielungen und philosophisch-literarischer Gedanken. Es seien Ergebnisse eines Arbeitens im „Zwischenreich von Intellektualität, Kraft des Zufalls und Automatismen aus dem Off des Unbewussten“.

Recht anders seien die Fotografien von Bodo Runte, der intuitiv erfassende, „sehende und ideenreich gestaltende Fotograf“, der sowohl Landschaften, Gesichter und Dinge als Charaktere vermittle, dabei aber auch auf ihre Fragilität und ihren Verfall aufmerksam machen und die „Melancholie der Endlichkeit“ zeige, sowie das Fortlaufen der Zeit.

Performancekünstler J. Michael Ruhl verlas in seine Hommage an Bodo Runte einige Ausschnitte aus E-Mails von Runte selbst, in denen er dessen Blick auf die Stadt offenbarte.

„In und hinter den ausgestellten Werken erahnen wir die Persönlichkeiten zweier künstlerischer Menschen in ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit, aber auch ihres Bezugs auf- und zueinander, nicht in Worte und konzise Sätze zu kleiden“, sagte Windisch-Laube. So sollen und wollen die Bilder vor allem für sich selbst sprechen, auch miteinander und mit dem Betrachter. Sie hätten Geheimnisse, Subtexte und Tiefendimensionen, die man immer wieder neu entdecken könne.

„Meta Perschel und Bodo Runte: Sie haben das Gesicht dieser Stadt mitgeprägt; allerdings nur so weit, wie die Stadt sie ließ. Eine auch widerständige, künstlerischen und kulturellen Neuerungen nicht immer offene Stadt“, schloss Windisch-Laube seine Laudatio, ehe Ursel Arndt und J. Michael Ruhl in ganz persönlichen Erinnerungen an die verstobenen Künstler schwelgten und die Gäste mit auf die Reise durch ihre Freundschaft, die Kunst, dem Hass und der Liebe zu der Stadt nahmen. Geöffnet hat die Ausstellung in der Alten Molkerei täglich von 15 bis 18 Uhr.

Walter Windisch-Laube erläutert eine Werkreihe von Meta Perschel. Foto: Traudi Schlitt

Weitere Eindrücke der Ausstellung „In memoriam an Bodo Runte und Meta Perschel“

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