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KOMMENTAR zur Wahl in RomrodSchmehls Kampagne hat den richtigen Ton getroffen

MeinungROMROD (jal). Das Ergebnis ist dann doch sehr eindeutig: Mit 65,13 Prozent setzt sich Hauke Schmehl gegen seine beiden Kontrahenten durch und wird neuer Bürgermeister von Romrod. Das dürfte zum einen an seiner Parteizugehörigkeit liegen – und zum anderen, weil er die beste Kampagne hatte, kommentiert OL-Chefredakteur Juri Auel.

Es gibt mehrere Wege, wie sich versuchen lässt, den Erfolg von Hauke Schmehl zu erklären. Einer davon muss wohl auch ins Archiv mit den früheren Wahlergebnissen führen. Romrod ist – zumindest in jüngerer Zeit – eine CDU-Stadt. Bei der Kommunalwahl dieses Jahr kamen CDU und FWG auf 58 Prozent, die SPD auf 42. Bei der letzten Bürgermeisterwahl 2016 gewann Amtsinhaberin Birgit Richtberg mit stolzen 72,21 Prozent, ihr Gegner Joachim Lubrich von der SPD schaffte es auf 27,79.

Das sind keine Voraussetzungen, die einen Sieg Schmehls unausweichlich gemacht hätten. Sie geben jedoch Hinweise auf eine politische Tendenz in der Stadt, die man bei der Betrachtung auch nicht gänzlich unter den Tisch fallen lassen sollte.

Nichtsdestotrotz dürfte der gewichtigere Punkt für Schmehls Durchmarsch ein anderer gewesen sein: Schmehl hatte eine klare Botschaft, die bei den Romrödern verfangen hat. Der Polizist hat sich als jemand in Szene gesetzt, der bereits sein ganzes Leben lang in Romrod wohnt und dort wie kein anderer seiner beiden Kontrahenten Ingo Schwalm (SPD) und Holger Feick (parteilos) verwurzelt ist – in den Vereinen, im Ehrenamt, in der Gemeinschaft. Hinzu kam eine gut funktionierende PR-Kampagne, die Schmehl auf mehreren Kanälen geschickt einzusetzen wusste.

Feick wirkte weniger wie ein Teamplayer, Schwalm zu dünnhäutig

Dass Holger Feick, obwohl aus Leusel, dennoch auf einen respektablen zweiten Platz kam, dürfte mit seinem Versprechen zusammenhängen, die Stadt Romrod ein bisschen mehr wie ein Unternehmen zu führen. Feick sagte zwar, dass auch er ein Teamplayer sei, doch Schmehl nahm man diese Aussage im Wahlkampf wegen seiner Verbindung zu den Menschen vor Ort besser ab. Sie wirkte nicht nur authentischer, sie war es auch.

Feicks Kompetenz beim Thema Finanzen und sein Engagement in Sachen Landhotel (er gab an, mit dem Besitzer der Ruine im Austausch zu stehen) klangen durchaus interessant, frei nach dem Motto: Hier kommt ein Macher, der Praxiserfahrung und Netzwerke mit sich bringt, die es zur Lösung dieses Problems braucht. Am Ende blieben die Ankündigungen und umrissenen Aussichten einigen Menschen vermutlich jedoch zu vage, um überzeugen zu können.

Feick, Schmehl und Schwalm posieren am Wahlabend zusammen fürs Foto.

Das Abschneiden Ingo Schwalms ist besonders bitter. Zum einen, weil es mit der Ehrlichkeit des Kandidaten zusammenhängen könnte. Schwalm hatte öffentlich zugegeben, sich auch aus finanziellen Gründen um das Bürgermeisteramt beworben zu haben. So erfrischend diese Ehrlichkeit auch ist, so abschreckend kann sie wirken, wenn man jemanden sucht, der den Reichtum einer ganzen Stadt vergrößern soll – und eben nicht vordergründig den im eigenen Geldbeutel.

Hinzu kam eine gewisse Ungeschicklichkeit Schwalms im Umgang mit der Öffentlichkeit. Schwalm fühlte sich in der OL-Talkrunde zur Wahl benachteiligt, beschwerte sich über die angeblich unvorteilhafte Sitzordnung und ließ daraufhin Fragen für einen Artikel über die Zukunftsvisionen der Kandidaten für Romrod unbeantwortet. Ihm wurde daraufhin vorgeworfen, wegen seiner Dünnhäutigkeit ungeeignet für das Bürgermeisteramt zu sein. Hinzu kamen Stimmen, die behaupteten, dass ihm der Rückhalt der eigenen Partei vor Ort fehle – auch wenn Schwalm dies mit dem Verweis auf sein Nominierungsergebnis zurückwies.

Dabei hatte der SPD-Mann einen sehr wichtigen Punkt zu einem seiner zentralen Wahlkampfthemen gemacht: Er warb vehement für mehr Transparenz, die bisherige Informationspolitik der Stadt Romrod nannte er „gruselig“. Und damit hatte er recht.

Wenn Hauke Schmehl es vielleicht schafft seine Verbundenheit zu den Romrödern zu kombinieren, zum einen mit Feicks Tatendrang, zum anderen mit Schwalms Streben nach mehr Transparenz, dann dürften die Romröder sehr zufrieden sein mit ihrem zukünftigen Bürgermeister.

Bürgermeisterwahl in Romrod: Alle News im OL-Liveticker

6 Gedanken zu “Schmehls Kampagne hat den richtigen Ton getroffen

  1. Wahlen auf kommunaler Ebene werden auf Personenebene entschieden – nicht nach Parteiprogramm. Dabei ist zufälligerweise Hauke Schmehl Mitglied der CDU – er wäre vermutlich auch gewählt worden, wenn er keiner Fraktion angehören würde.
    Alles Gute für das Amt – und jeder der kritisiert kann sich gerne selbst nonimieren;-)

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  2. Sorry Herr Auel, aber mit Ihrer Wahlanalyse liegen Sie falsch. Der Wahlsieg hatte hier überhaupt nichts mit der Parteizugehörigkeit zu tun. Von 1972 bis 2004 gab es in Romrod nur SPD-Bürgermeister mit einer überlegenen SPD-Mehrheit im Parlament. Erst durch die Wahl der bis 2018 parteilosen Birgit Richtberg zur Rathauschefin in 2004, konnte die CDU/FWG (!) Fraktion erstmals in 2006 nach 34 Jahren eine Mehrheit stellen. Und auch nur, weil bei der Kommunalwahl ab diesem Zeitpunkt mehr als nur eine Listenwahl möglich war. Von 2011-2016 stellte die SPD wieder die Mehrheitsfraktion. Wie Knupero absolut richtig schreibt, holte die SPD in Romrod erst im September diesen Jahres bei der Bundestagswahl wieder deutlich mehr Stimmen als die CDU. Romrod ist keine CDU-Stadt!! Genau so wenig wie Alsfeld.
    Der Wahlsieg liegt in der Persönlichkeit Hauke Schmehls. Und genau so sollte es auch bei einer Bürgermeisterwahl sein. Er konnte ein großes Wahlteam hinter sich bringen. Diese ganzen Menschen dienten als Multiplikatoren. Und warum konnte er das? Weil er eben wirklich ein Teamplayer ist, wie er es auch immer betont hat. Die Romröder haben das gespürt. Es gibt etliche „SPD-Häuser“ die sich offen dazu geäußert haben, Hauke Schmehl zu wählen. Und daran ist nicht eine Kampagne Schuld.
    Ich hoffe, Sie lernen Herrn Schmehl mal persönlich kennen und machen sich ein Bild außerhalb der Kommentarfunktion hier…

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    1. Das ist absolut richtig!
      Es war KEINE Wahl der Parteien, es war eine Wahl der Persönlichkeiten, Sympathien und Charaktere.
      Herr Schmehl hat durch seine offene und zugängliche Art viele Wähler überzeugt.
      Deswegen ist zu hoffen, dass genau diese Wähler zukünftig nicht enttäuscht werden.
      Und was die SPD betrifft, so hatte sich diese schon lange Zeit vor der Wahl einen „Kratzer eingefangen“…

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  3. Bei der Landtagswahl 2018 kam die CDU in Romrod auf 32,4 Prozent der Zweitstimmen, die SPD kam auf einen Zweitstimmenanteil von 31,3 Prozent. Ein knappes Ergebnis für die CDU.

    Bei der Bundestagswahl 2021 obsiegte in Romrod die SPD mit 35,0 Prozent der Zweitstimmen weit vor der CDU mit 23,2 Prozent der Zweitstimmen. Die SPD lag mit 574 Zweitstimmen dabei einige Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt, die CDU lag mit 381 Stimmen einige Prozentpunkte unter dem Landesdurchschnitt. Ein klares Ergebnis für die SPD.

    Angesichts des desaströsen Bundestagswahlkampfes der Union kann man wohl davon ausgehen, dass die 381 Zweitstimmen für die CDU bei der Bundestagswahl recht genau die schwarze Basis in Romrods abbilden, also die Zahl derer, die aus innerer Grundüberzeugung und Parteiverbundenheit auf jeden Fall und komme was wolle bei der CDU oder einem Kandidaten der CDU ihr Kreuz setzen.

    Bei der Bürgermeisterwahl schaffte Hauke Schmehl es nun jedoch, 947 Bürger dazu zu bringen, ihn zu wählen. Ingo Schwalm schaffte es, lediglich 182 Bürger für sich zu begeistern, der freie Kandidat Holger Feick brachte es immerhin auf respektable 325 Stimmen.

    947 Stimmen für Hauke Schmehl bei Bürgermeisterwahl gegenüber 381 Stimmen für die CDU bei der Bundestagswahl. Wenn Sie, lieber Herr Aurel, daher im Kopf ihres Kommentars schreiben, dass dieses Wahlergebnis zum einen an Hauke Schmehls Parteizugehörigkeit gelegen haben dürfte, dann ist das wenig überzeugend. Die Romröder wählten Hauke Schmehl, obwohl er Mitglied der CDU ist. Die große Mehrheit derjenigen, die Hauke Schmehl wählten, wählten bei der Bundestagswahl vor wenigen Monaten definitiv nicht die CDU sondern eine andere Partei.

    Wir leben mittlerweile in einem Staat mit einem 6-Parteien-System, doch im Romröder 2-Parteien-System verliert die SPD immer mehr ihre Relevanz. In die Stadtverordnetenversammlung gewählte SPD-Kandidaten nehmen ihre Wahl nicht an; der SPD Ortsverband ist noch nicht einmal in der Lage, alle Vorstandsämter zu besetzen; ein altgedienter aber als Stadtverordneter abgewählter Genosse wird in höchster Not zum Vorsitzenden gewählt. Und der Fraktionsvorsitzende Ingo Schwalm, also der SPD-Kandidat, der bei der Kommunalwahl im Frühjahr aus dem Nichts noch die meisten Stimmen aller SPD-Kandidaten erhielt, hat sich bei dieser Wahl erstmals ausführlicher den Romröder Bürgern vorgestellt und ist so eindeutig für seine Positionen und seinen lustlosen und uninspirierten Wahlkampf abgestraft worden, dass man sich schwer vorstellen kann, wie er noch eine führende Rolle in seinem Ortsverband spielen kann.

    Demokratische Wahlen brauchen echte Alternativen, und so hat es mich gefreut, dass nicht nur zwei sondern drei sehr unterschiedliche Bewerber antraten.

    Dem siegreichen Kandidaten Hauke Schmehl kann man nur gratulieren – wenn er im neuen Amt auch nur halb so viel Engagement zeigen wird wie im Wahlkampf, dann wird er ein guter Bürgermeister werden.

    Und von der Romröder SPD wünsche ich mir, dass sie sich endlich aufrafft und versucht, dem Wähler wieder überzeugende Alternative anzubieten.

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  4. „Es gibt mehrere Wege, wie sich versuchen lässt, den Erfolg von Hauke Schmehl zu erklären.“

    Oft findet die Erklärung statt
    Allein schon durch das Resultat
    Das der siegreiche Kandidat
    Beim Wahlgang eingefahren hat

    Der Kommentar zieht schlau den Schluss
    Dass der gewonnen haben muss
    Der aus dem Jackpot aller Stimmen
    Den dicksten Batzen konnt‘ gewinnen.

    Doch manchem scheint sie zu banal
    Die Analyse N A C H der Wahl
    Verrät man früh schon die Prognose
    Geht die womöglich in die Hose

    Der Mittelweg ist immer gut
    Man sagt erst das, was sich grad tut
    Und dann kreiert man Hypothesen
    Was hätte wäre wenn gewesen

    War es der richtige Kandidat?
    War’s falsch, was er im Wahlkampf tat?
    Hätt‘ er nicht dies besser gelassen
    Um besser jenes anzufassen?

    Am Schluss der Leser wird versöhnt
    Durch Harmonie, die alles schönt
    Denn hätt‘ der dies und jener das
    Hätte jeder von jedem was

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    1. Die Wahl wär‘ zwar entschieden
      Doch jeder wär zufrieden
      Selbst knapp vorbei ist auch daneben
      Das macht nichts, denn so ist das Leben!

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