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Industriegebiet "Am Weißen Weg"ALA: Alsfeld könnte sich „ohne Not gehörig überheben“

ALSFELD (ol). Mit den beiden weiteren Interessenten von DHL und Amazon, die um ein Grundstück im neuen Industriegebiet „Am weißen Weg“ in Alsfeld buhlen, verdichten sich die Dinge und streben ihrem Höhepunkt zu – so jedenfalls sieht es die ALA-Fraktion in der Alsfelder Stadtpolitik und betont, dass die Fraktion nicht gegen die Gestaltung von Gewerbeflächen und Unternehmensansiedlungen sei, wie es oft dargestellt werde. Außerdem habe man den Eindruck, dass sich die Stadt mit dem Projekt „ohne Not gehörig überheben könnte“.

Nachdem die erste große Teilfläche von der Mehrheit der Stadtverordneten an den Logistiker Nordwest Handel verkauft werden soll, buhlen jetzt Logistikunternehmen von DHL-Express und von Amazon-Sortierzentrum um eine weitere Teilfläche von bis zu 190.000 Quadratmetern.

„In der grundsätzliche Kontroverse um das große Gewerbegebiet bedient Bürgermeister Paule gerne das Märchen von denen, die mit der Ansiedlung großer Unternehmen die wirtschaftlich-gedeihliche Entwicklung der Stadt und die Mehrung ihres Wohlstandes im Auge hätten und auf der anderen Seite, da seien die Industrie- und Wirtschaftsfeinde, die Umwelt und Naturschutz auf Kosten der Zukunftsfähigkeit der Stadt betrieben“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung der ALA-Fraktion. Und weiter: „Natürlich sind er und die CDU die Vernünftigen und Modernen und die Leute von der ALA die Bösen.“

Amazon und Deutsche Post DHL wollen nach Alsfeld

Aber nichts an der Geschichte sei wahr: Weder sei die ALA gegen die Gestaltung von Gewerbeflächen, noch gegen Unternehmensansiedlungen in Alsfeld. Bei der ursprünglichen Idee für ein neues Gewerbegebiet sei es vor allem darum gegangen, innerstädtischen Unternehmen ein Angebot am Stadtrand zu machen.

Bei den gegenwärtigen Plänen zur Gewerbeansiedlung gebe es eine Menge Fakten und ebenso viele vage Hoffnungen. Zu den Fakten gehöre die Versiegelung von 440.000 Quadratmeter Ackerflächen, erheblich steigende Verkehrsbelastungen durch Lkw und Lieferwagen bei den Autobahneinfahrten und -ausfahrten und auf der B62 und zusätzlich noch die Pkw der Mitarbeiter. Immerhin sollen dort nach Plänen und Schätzungen schlussendlich mehr als 1.000 Menschen arbeiten. Ein erheblicher Anteil der zukünftig bei den Logistikern Beschäftigten würden, so heißt es weiter, aus der Umgebung mit dem Auto einpendeln.

ALA: CDU hofft auf Geldfluss aus Gewerbesteuereinnahmen

Besonders auf Seiten der CDU hoffe man über den reichlichen Geldfluss aus den Gewerbesteuereinnahmen hinaus auf positive Impulse für Alsfeld. Aber welche Reinigungskolonnen würden die riesigen Hallen säubern? Schon jetzt habe der Vogelsbergkreis beispielsweise Probleme, Reinigungsfirmen für die Schulen im Kreis zu finden. „Wer weiß nicht um die Verzögerungen bei Aufträgen, weil die Bau- und Handwerksbetriebe voll ausgelastet sind und auch hier über den Mangel an Beschäftigten klagen?“, fragt die Fraktion.

Für den Fall, dass die Ansiedlung der Logistiker auch den Zuzug in die Stadt verstärkt, stelle sich die Frage nach dem Wohnraum. Ein Angebot von Mietwohnungen in der Stadt gebe es so nicht. Das heiße auch, dass die Stadt sich in kurzer Zeit mit der Frage einer vernünftigen Stadtentwicklung beschäftigen müsste. „Weder die Attraktivität der Stadt noch die finanzielle Situation hängen davon ab, ob es gelingt, große Logistiker nach Alsfeld zu holen. Insgesamt verdichtet sich der Eindruck, dass Alsfeld sich mit dem Projekt am Weißen Weg ohne Not gehörig überheben könnte“, erklärt die Fraktion.

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DHL, Amazon oder keiner: Alsfeld muss sich entscheiden

11 Gedanken zu “ALA: Alsfeld könnte sich „ohne Not gehörig überheben“

  1. Der ungebremste Flächenfraß ist nicht nur unvernünftig, er verstößt auch noch gegen geltendes Recht. Seit Jahren wird versucht die eigenen Regeln umzusetzen um den Verbrauch an wertvollem Ackerboden einzuschränken. Leider ohne Erfolg. Was an einem Logistikzentrum volkswirtschaftlich sinnvoll sein soll erschließt sich mir nicht. Dort werden aus Fernost importierte Waren aus- und eingelagert zu Lasten unserer produzierenden Betriebe und des regionalen Einzelhandels. Hat sich schon einmal jemand angeschaut wer der Hauptaktionär von der Nordwest Handels AG ist. Es handelt sich um Rothenberger der die meisten seiner Produkte importiert. Die Arbeitsplätze bei Logistikunternehmen sind überwiegend schlecht entlohnt. Am Ende Ihres Berufslebens können diese Menschen von Ihrer Rente nicht leben und müssen staatliche Transferzahlungen erhalten. Warum also hält die Mehrzahl der Kommentatoren die Entscheidung des Alsfelder Parlament für sinnvoll? Deutschland verkommt immer mehr zum Tummelplatz von internationalen Finanzhaien die Kaufkraft abschöpfen wollen. Sie profitieren von der Naivität und dem bescheidenen Horizont von Provinzpolitikern, denen es an Kompetenz und Kreativität fehlt um gute Arbeitsplätze zu schaffen oder zu erhalten. Wenn einem selbst nichts einfällt dann bekommt man eben Logistiker, kreiert vom Regionalmanagement Mittelhessen. Deutschlandweit wehrt man sich zunehmend gegen diese Betriebe. Jeder weiss, dass diese Firmen ein hohes Verkehrsaufkommen generieren. Aber seit wann sorgen sich CDU Politiker um geplagte Bürger. Sie haben schließlich die Interessen ihrer Lobbygruppen im Blick.

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  2. Und was gibt’s mit dem „Bücking“Gelände. ?
    Steht schon ewig leer. .
    Ist wahrscheinlich mit zuviel Abrisskosten verbunden. .
    Lieber noch ein paar Ackerflächen versiegeln.
    Ist ja einfacher. .Ich fasse es nicht 😳

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    1. Der Überheber 🏋🏻‍♂️🏋🏼‍♂️🏋🏽‍♂️🏋🏾‍♂️🏋🏿‍♂️ schreibt:

      Was für ein geiler Vorschlag: Bücking Gelände.

      Erstens ist es für die geplanten Ansiedlungen viel zu klein, und zweitens wären sie doch die aller erste, die danach rumjammert, weil der gesamte Schwerlastverkehr immer durch Alsfeld müsste. Selten so einen weltfremden Vorschlag gelesen.

      Aber sie haben Recht, dieses Gelände sollte auch genutzt werden. Könnte man es nicht direkt nutzen, um die problematische Wohnungslage zu entlasten?

      Einfach mal eins und eins zusammen zählen und zwei erhalten, anstatt immer nur zu meckern ohne Vorschläge zu machen, Ursula Müller.

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    2. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Möchten Sie DHL oder Amazon das Bücking-Gelände anbieten?

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  3. Ich bin froh das ich in Elbenrod Wohne,und die Alsfelder werden sehen was sie bekommen LKWs LKWs LKWs LKWs LKWs am Tag hunderte und noch die PKWs da kommt Freude auf .Das mit den Arbeitsplätzen wird sich in grenzen halten
    aber lasst euch überraschen .Was brauchen wir Narur wenn wir nur genug Geld haben , es kennen doch alle den Spruch von den Indianern.

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    1. Der Überheber 🏋🏻‍♂️🏋🏼‍♂️🏋🏽‍♂️🏋🏾‍♂️🏋🏿‍♂️ schreibt:

      Ist doch okay Werner, dich vermisst in Alsfeld auch keiner. Ich vermute du bist auch froh, dass deine Enkel weggezogen sind, um einen Job zu erhalten.

      Ich hingegen finde, dass Alsfeld dringend Arbeitsplätze benötigt. Und hier geht es um Arbeitsplätze, die über Mindestlohn bezahlt werden. Also woher kommt diese unrichtige Schmutzkampagne, es würde sich nur um Niedriglöhne handeln?

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  4. Es ist immer einfach gegen etwas zu sein. Man muss sich dazu nur von der Giftliste die passenden „Argumente“ suchen. Das Klima wird als Modethema gerne genommen. Wenn selbst das nicht zieht, Flächenversieglung geht immer.

    Schwieriger ist es schon, ein Gewerbegebiet zu planen.

    Am Schwierigsten ist es aber, ein Gewerbegebiet umweltfreundlich zu gestalten. Das ist allerdings mit Arbeit und Kompetenz verbunden. Beides anscheinend Fremdwörter für die ALA.
    Die Verhinderung des Gewerbegebietes, davon träumt die ALA. Dumm nur, dass das Gewerbegebiet offensichtlich gebraucht wird und dann eben in 100km Entfernung die Fläche versiegelt wird.

    Wenn heutzutage große Blechhallen gebaut werden ohne PV-Anlage, dann ist das ein Skandal. Offensichtlich ist die Verteilung von Wegwerfartikeln so lukrativ, dass sich Logistiker keine Gedanken um die Nutzung ihrer Dachflächen und die damit verbundenen Einnahmen machen müssen. Hier mal den Mund aufzumachen, das wäre die Aufgabe von Kommunalpolitikern.

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  5. Amazon schröpft Alsfeld seit Jahren ab. Aber die Politiker machen sich die Taschen voll.

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  6. Der Überheber 🏋🏻‍♂️🏋🏼‍♂️🏋🏽‍♂️🏋🏾‍♂️🏋🏿‍♂️ schreibt:

    Alsfeld “überhebt” sich also, wenn man Arbeitsplätze schafft und eine Fläche entlang der Autobahn bebauen lässt?

    Also man darf das Industriegebiet aus umweltpolitischer sehr gerne kritisch sehen. Aber warum man sich “überlebt”, da hätte der ALA doch mal etwas besseres einfallen können um mal wieder einfach nur “dagegen” zu sein 😂

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  7. Man muss über die unfreiwillige Komik schon lachen, wäre es insgesamt nicht so erhellend traurig.
    Selbsterklärt haben ALA, Grünlinke et al natürlich gar nichts gegen Gewerbeansiedlung, kann man denen doch Gewerbesteuern erhöhen und ein paar Ökogutachten und Gleichstelllungsbeauftragte aufdrücken. Sie haben aber ganz entschieden was dagegen, dass für Gewerbeansiedlungen irgendwas mit Dach und Rangierflächen gebaut wird, dass irgendwer dorthin fährt, dann dorthin neue Mitarbeiter zwecks Arbeit anreisen, die eventuell auch noch hier wohnen wollen würden, und warnen das Handwerk und den Handel vor möglichen Neuaufträgen, die wohl kaum klimaneutral abgearbeitet werden können und daher von Übel sind.
    Stillstand und Leben wie anno 1750 bleibt der grüne Traum …

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  8. Vielleicht sollte die Stadtregierung mal versuchen, andere Firmen als Logistiker in das größte Gewerbegebiet der Stadt zu holen.
    Und vielleicht sollten die Überlegungen zur Weiternutzung des freiwerdenden Kamax-Geländes erstmal vorangetrieben werden, bevor wertvolle Flächenressoursen für Niedriglohnjobs verklingelt werden.

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