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Spitzenkandidaten-Vorstellung: Jan Philipp Mettler, CDU Ulrichstein„Um eine Region zukunftssicher zu machen, muss man sie auch modern gestalten“

ULRICHSTEIN (akr). Ohne ihn würde vermutlich auch in diesem Jahr die CDU nicht zur Kommunalwahl in Ulrichstein antreten: Der 22-jährige Jan Philipp Mettler aus Ober-Seibertenrod hat sich dafür eingesetzt, die Christdemokraten in Ulrichstein wieder zu mobilisieren und führt nun die Liste an. Wer ist der junge Mann und was sind seine Ziele? Oberhessen-live hat mit ihm gesprochen.

Nach fünf Jahren Abwesenheit tritt die Ulrichsteiner CDU wieder für die Wahl des Stadtparlamentes an. Gab es bei der Kommunalwahl 2016 noch zu wenige Bewerber, konnten die Christdemokraten in diesem Jahr wieder eine Liste für die Stadtverordnetenversammlung aufstellen. Angeführt wird diese von Jan Philipp Mettler aus Ober-Seibertenrod. Der 22-jährige Lehramtsstudent ist neu in der Kommunalpolitik. „Ich interessiere mich schon seit meiner Kindheit für Politik. Es ist einfach wichtig, sich über Politik Gedanken zu machen, weil sie ja auch das öffentliche Leben mitbestimmt“, erzählt Mettler.

Jetzt will Mettler sich aber nicht mehr nur Gedanken machen, sondern sich politisch aktiv einbringen. „In der Kommunalpolitik hat man deutlich vor Augen, was man verändern kann und man ist auch den Bürgern sehr nah“, betont Mettler, der 2019 der CDU beigetreten ist, nachdem er sich auf einer Informationsveranstaltung über die Partei der Christdemokraten informierte.

„Ich wollte mir einfach mal anhören, was sie dort so zu erzählen hatten und ich bin begeistert vom Abend weggegangen“, erzählt er. Die CDU würde seine Interessen und Vorstellungen miteinander verbinden. Die Christdemokraten setzen seiner Meinung nach zwar auf altbewährtes, seien aber nicht rückständig. „Ich würde mich aber nicht als altmodisch bezeichnen, sondern als modernen Menschen mit einem konservativen Background“, lacht der 22-Jährige.

Auf der Suche nach Kandidaten

Da es in Ulrichstein aber keinen CDU-Stadtverband mehr gab, nahm er zunächst Kontakt zu Dr. Jens Mischak auf, dem Vogelsberger CDU-Chef. „Ich wusste schließlich nicht, ob man überhaupt eine Kandidatenliste stellen kann, wenn es keinen Stadtverband gibt“, erzählt er. Doch es war möglich und so machte sich Mettler auf die Suche nach potentiellen Kandidaten. „Anfangs hat sich das dann doch ziemlich schwierig gestaltet“, gibt er zu. Er hatte ein paar Leute gefragt, die bereits früher für die CDU im Stadtparlament saßen, die meisten davon hatten aber quasi damit „abgeschlossen“ sich aktiv politisch zu engagieren. „Sie haben gesagt, dass sie uns gerne unterstützen, aber sich nicht mehr für fünf Jahre verpflichten wollen“, erzählt er.

Also fragte Mettler bei den jüngeren Menschen in Ulrichstein nach – dieses Mal mit Erfolg. Gemeinsam mit anderen ging er auf die Suche nach weiteren Kandidaten und konnte schlussendlich eine Liste mit sieben Bewerbern stellen. „Wir haben neue Leute und auch welche mit Erfahrung. Es ist eine gute Mischung, eine dynamische Gruppe“, erzählt er. Dass er als Spitzenkandidat keine Erfahrung in der Kommunalpolitik hat, sieht er nicht als Nachteil. „Jeder hat irgendwo mal angefangen, ich mache mir keine Sorgen, dass es schief gehen könnte“, sagt Mettler selbstsicher. Das sei hier eben die kleinste Ebene um in der Politik anzufangen und da müsse man eben reinwachsen.

Ziele für Ulrichstein

Mettler hat klare Ziele, die er gemeinsam mit den Ulrichsteiner Christdemokraten erreichen will. Für ihn steht eine transparentere Informationspolitik ganz oben auf der Agenda. „Die Stadt macht einfach ihr Ding, und das mit einer Selbstverständlichkeit, ohne die Bürger mit einzubeziehen“, sagt er. „Wir haben uns mit allen Ortsvorstehern getroffen und einfach mal nachgefragt, was ihnen so fehlt. Alle haben gesagt, dass die Stadt die Ortsbeiräte nicht einbezieht, sie aber gerne gehört werden würden“, erzählt der Lehramtsstudent.

Nach Ansicht von Mettler müsse die Stadt die Bevölkerung auch direkt mehr übers Netz informieren. Wobei Mettler aber auch klar ist: Das Netz ist auch technisch in seiner Heimat noch ausbaufähig. „Der Digitalausbau muss weiter vorangetrieben werden, er ist noch lange nicht abgeschlossen“, betont er. Der Glasfaserausbau müsse so schnell wie möglich vonstattengehen. Ebenso müsse sich etwas in Sachen Mobilfunknetz ändern, ein Problem, das er nur zu gut kennt, denn zuhause in Ober-Seibertenrod mit dem Handy telefonieren? Kaum möglich. „Die Internet- und Mobilfunkverbindung darf kein Nachteil sein“, betont Mettler. Eine angemessene Verbindung mache die Region viel attraktiver.

Darüber hinaus möchten Mettler und seine CDU-Kollegen auch das „Digitale Rathaus“ weiter ausbauen, denn aktuell könne man nur wenige Behördengänge digital erledigen. Das soll sich künftig ändern, das Angebot soll erweitert werden. Dazu zählt beispielsweise, das Beantragen von Urkunden und Pässen, das An- und Abmelden von Gewerbe, das Vereinbaren von Terminen mit der Stadtverwaltung oder das Mieten von öffentlichen Räumen. Gestärkt werden müsse aber auch das öffentliche Verkehrsnetz, denn viele Ziele könnten nur von der Haltestelle in der Kernstadt Ulrichstein erreicht werden und das auch nur zu sehr eingeschränkten Zeiten. „Hier könnte man zum Beispiel schauen, wie rentabel ein Bürgerbus wäre, das Potential etwas zu verbessern ist auf jeden Fall da“, sagt Mettler.

Für den Lehramtsstudenten ist es auch wichtig, dass die Jugend mehr gehört wird, damit man etwas dagegen unternehmen kann, dass immer mehr Jugendliche den ländlichen Raum verlassen. „Seit Jahren haben wir hier sinkende Einwohnerzahlen“, und ergänzt: „Um eine Region zukunftssicher zu machen, muss man sie modern gestalten.“

8 Gedanken zu “„Um eine Region zukunftssicher zu machen, muss man sie auch modern gestalten“

  1. Unsere Kommunalpolitiker sind doch gar nicht selbständig. Wenn man die Wahlwerbung liest, hat die CDU quer durch Hessen die Stärkung der Ortsbeiräte auf dem Programm. So auch in Homberg. Das trifft für andere Themenbereiche ebenfalls zu. Es wirkt so, als ob von der Parteizentrale festgelegt wird um was man sich zu kümmern hat und was gut ankommt. Das trifft sinngemäß allerdings auch auf die SPD zu. Vor Jahren hatte Herr Görig eine Aktion gestartet „Direkt zu Landrat Görig“. Ich hatte ihn gefragt „wie soll die Zukunft unserer Dörfer gestaltet werden, wie soll es weitergehen“ ? Antwort sinngemäß: „Das Problem ist uns bekannt, wir arbeiten an Lösungen“. Geschehen ist, welch eine Überraschung, natürlich nichts. Herr Mischak ist ein noch größerer Sprücheklopfer und angepasster Politiker.

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    1. grüßt täglich das E-Murmeltier.

      „Vor Jahren hatte Herr Görig eine Aktion gestartet ‚Direkt zu Landrat Görig‘. Ich hatte ihn gefragt ‚wie soll die Zukunft unserer Dörfer gestaltet werden, wie soll es weitergehen?‘ Antwort sinngemäß: ‚Das Problem ist uns bekannt, wir arbeiten an Lösungen.‘ Geschehen ist, welch eine Überraschung, natürlich nichts.“

      Da lachen Lachs und Lachmöve, neben dem E-Murmeltier und dem Wolf zwei heimische Vogelsberger Tierarten, sich den letzteren. Ihr Kommentar berichtet aus der Zeit der E-Fakes des Landrats. Überall kam ein „E“ davor, und schon brach Vulkanistan auf in eine intergalaktische Zukunft. Hallihallo wir fahren, wir fahren in die Welt (ohne Geld – https://youtu.be/0W8zdCZRJl0?t=84). Auch ich habe damals etwas geschrieben. Nämlich das: https://internatinternateno2.beepworld.de/files/epartizipationgrig.pdf

      Fazit: „Many-to-one“ + „Money for nothing“ = Manni für alle.

  2. liegt natürlich in der jungen, vor Energie sprühenden Mannschaft und der Magie des von der Vergangenheit unbelasteten Neuanfangs. In den letzten Jahren konnte man beobachten, dass sich auch außerhalb des linken Spektrums Menschen engagieren, die man als Intellektuelle ansieht. Damit einher geht natürlich eine Neubesinnung auf konservative Werte, zum Teil aber auch deren Neubestimmung. Mich hat es fasziniert, dass der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU im Bundestag, Ralph Brinkhaus, im Zusammenhang mit der Bewältigung der Pandemiekrise eine grundlegende Reform („Jahrhundertreform“) des deutschen Staatswesens – vielleicht sogar eine Revolution für notwendig hält. Solche Töne hat man von konservativer Seite bisher noch nie gehört. Und wie die Wortwahl verrät, steckt dahinter mehr als nur eine Modernisierung der Verwaltungsstrukturen durch Digitalisierung. Und wie im Staat als ganzem muss natürlich bereits auf der kommunalen Ebene ein innovativer Schub einsetzen, insbesondere dort, wo schon vor Corona Aufgaben liegen geblieben sind. Der CDU-Kreisvorsitzende Dr. Mischak hat in dem Wahlprogramm zur Kreistagswahl das Ziel vorgegeben, den VB „in der Fläche“ zu einem „Modellkreis für ein Leben im ländlichen Raum“ zu machen. Das klingt zunächst ambitioniert, ist aber durch die doppelte Botschaft entschärft, die letzten vier Jahre GroKo seien „gute Jahre für den Vogelsberg“ gewesen, und man wolle „dafür sorgen, dass das so bleibt“. Nach Jahrhundertreform oder gar Revolution klingt dies nicht.
    Ulrichstein steht in besonderer Weise für die Probleme vernachlässigter ländlicher Regionen. Der einstige Traum von der Windkraftgemeinde mit eigenem Innovationszentrum ist geplatzt. Zuvor schon brach der Tourismus im einstigen Hauptort mit den höchsten Übernachtungszahlen des Kreises kläglich in sich zusammen, nachdem mehrere Gastronomiebetriebe und das Feriendorf als Publikumsmagneten ausgefallen waren. Vom Zuzug ansiedlungswilliger Neubürger in die Städte und Gemeinden entlang der Hauptverkehrswege kann Ulrichstein nur träumen. Selbst im Stadtzentrum gibt es ungenutzte Bauplätze, der neue Tourismus-Hotspot am Hoherodskopf bringt Gäste eher nach Schotten, mit dem auch das zersiedelt wirkende Ortsbild nicht konkurrieren kann. Die topografische Lage als Hessens höchstgelegene Stadt erweist sich mehr und mehr als Fluch. In der aktuellen Trockenperiode wurde das Trinkwasser knapp. Der Streit um den Ausverkauf der Ressourcen des Vogelsberg an die Metropolregion Frankfurt kumulierte in Ulrichstein. Selbst von den umliegenden Ortsteilen fährt man lieber bergab als bergauf und kauft in Schotten, Grünberg, Mücke oder Alsfeld ein. Da ist viel Luft für neue Ideen, aber auch viel Skepsis gegenüber neuen großen Versprechungen. Wer da konservative Politik machen will, muss fast schon ein Regionalentwicklungs-Revolutionär sein.

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    1. „Um eine Region zukunftssicher zu machen, muss man sie modern gestalten.“

      Könnte zutreffen, wenn der Satz so gemeint wäre, wie er gemeint sein müsste. Oder es ist nur eine Plattitüde. Zukunftssicher ist eine Region nur dann, wenn die Wertschöpfung vor Ort ausreicht, die wichtigen Zukunftsinvestitionen aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Aber trifft das auf den Vogelsberg und speziell auf die Stadt Ulrichstein zu?
      Vor reichlich 10 Jahren gab es eine Workshopreihe mit Bürgerbeteiligung (ähnlich IKEK), deren Ergebnisse unter dem Titel „Demografischer Wandel im ländlichen Raum – Perspektiven für Ulrichstein“ im Jahr 2009 veröffentlicht wurden (https://www.iwu.de/fileadmin/publikationen/wohnen/2009_IWUetAl_Greiff_Demografischer-Wandel-im-l%C3%A4ndlichen-Raum-Perspektiven-f%C3%BCr-Ulrichstein.pdf). Das wäre eine Grundlage gewesen, um zusammen mit den damals beteiligten Bürgergruppen daran zu arbeiten, die Region „modern“ und zukunftssicher zu gestalten. Aber die Stadtväter ließen die Studie im Aktenarchiv verschwinden. Als man sie acht Jahre später hervor holte und engagierte Bürger suchte, die den roten Faden wieder aufnahmen, fand sich niemand mehr. Auch der Versuch, mit Unterstützung des Landkreises einen Nachbarschaftshilfe-Verein zu gründen, scheiterte 2015 kläglich am Desinteresse der Bevölkerung und der Uneinigkeit der Vorbereitungsgruppe (https://generationenhilfevogelsbergkreis.hpage.com/ulrichstein-3.html).
      Damit ist in etwa angedeutet, welche Sisyphus-Aufgabe die jungen CDU-Aktivisten sich vorgenommen haben.

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      1. Viel Glück Jan Philipp.
        Und Toi Toi, Toi, dass es Dir gelingt, die Fascho- Liste am Einzug zu verhindern.

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      2. @ Roher Zeterer
        Es kann doch jeder wählen was er will. Ind niemand lässt sich aufstellen, damit ein anderer nicht gewählt wird und er Applaus von der falschen Seite bekommt. Aber es ist schon interessant, ob diejenigen mehr überzeugen, die aus Dummheit reaktionär sind, oder diejenigen, die aus Einsicht (wert-)konservative Standpunkte vertreten.

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  3. Dass die alten Ulrichsteiner CDU-ler sich alle desillusioniert aus der Politik zurückgezogen haben, ist dem jungen Herrn Mettler keine Warnung. „Jeder hat irgendwo mal angefangen…“. Ja, ja. Und zwar immer wieder bei Null.
    Und noch ’ne Warnung:
    „Die Stadt macht einfach ihr Ding, und das mit einer Selbstverständlichkeit, ohne die Bürger mit einzubeziehen“, sagt er. „Wir haben uns mit allen Ortsvorstehern getroffen und einfach mal nachgefragt, was ihnen so fehlt. Alle haben gesagt, dass die Stadt die Ortsbeiräte nicht einbezieht, sie aber gerne gehört werden würden“, erzählt der Lehramtsstudent.
    Er erzählt von der Quelle der Frustrationen. Wisst ihr was, CDU? Ich werde euch wählen! Aus Sadismus. Ich möchte euch dabei zusehen, wie ihr die Stadt Ulrichstein modern gestaltet, um die Region zukunftssicher zu machen. Und was das dann mit euch macht.

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    1. „In der Kommunalpolitik hat man deutlich vor Augen, was man verändern kann und man ist auch den Bürgern sehr nah“, betont Mettler, der 2019 der CDU beigetreten ist, nachdem er sich auf einer Informationsveranstaltung über die Partei der Christdemokraten informierte.

      Dass man in der Kommunalpolitik viel verändern kann, wird aber aus dem obigen Beitrag nicht gerade deutlich. Eher das Gegenteil. Und die Nähe zum Bürger scheint mir auch nicht immer erfreulich zu sein. Die, die derzeit im Ulrichsteiner Rathaus quasi autokratisch regieren und eine „transparente Informationspolitik“ bislang schuldig bleiben, sind schließlich auch Bürger, aber eben keine Unterstützer der CDU. Ob es sehr angenehm sein wird, diesen Mitbürgern sehr nah zu sein, wenn sie zum Beispiel den Spitzenkandidaten, der offen zugibt, keine Erfahrung in der Kommunalpolitik zu haben, bei jeder Gelegenheit auflaufen lassen?

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