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Fünf Beschuldigte stehen unter Verdacht mit Produktplagiaten und Betäubungsmitteln Handel betrieben zu habenDie Hintergründe zur Hotel-Razzia im Überblick

ALSFELD (ol). Am Dienstagvormittag wurde Alsfeld zum Schauplatz von mehreren großen Polizeieinsätzen. An fünf Stellen im Stadtgebiet fanden großangelegte Hausdurchsuchungen statt – mit dabei ein Hotel in der Schillerstraße und die Gaststätte „Schänke im Grund“ nahe der Gerhart-Hauptmann-Schule. Wie kam es dazu und was wurde gefunden? Der Tag im Rückblick.

Kurz nach 9 Uhr, Dienstagmorgen. Vor einem Hotel in der Alsfelder Schillerstraße stehen mehrere große Mannschaftsbusse der Polizei. Gäste verlassen das Hotel neben der Sekundarstufe I der Albert-Schweitzer-Schule mit Koffern in der Hand. Polizeibeamte stehen vor der Tür und mindestens zwei Spürhunde werden in das Hotel gebracht.

Szenenwechsel. Auch vor der Gaststätte „Schänke im Grund“ – das ehemalige Pomodoro – in der Landgraf-Hermann-Straße in Alsfeld stehen Mannschaftsbusse der Polizei. Auf der Terrasse sitzen Polizeibeamte und befragen verschiedene Personen. Wie sich später herausstellen wird, sind das nur zwei der insgesamt sechs Durchsuchungen, die zeitgleich in Alsfeld und Raum Gießen stattfinden – fünf Objekte im Raum Alsfeld, eines im Raum Gießen.

Staatsanwalt Rouven Spieler spricht von „Domino-Effekt“

Was genau die Beamten suchten oder vielleicht sogar gefunden haben, wollte die Beamten aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen. Ein Polizeisprecher verwies auf eine gemeinsame Pressemitteilung der Polizei mit der Staatsanwaltschaft Gießen, die am Nachmittag herausgegeben werden soll. Bis dahin wurden bereits die ersten Informationen über Drogenfunde laut. Bestätigt wird das zu dem Zeitpunkt nicht. Unterdessen meldet sich der Besitzer des Hotelgebäudes bei Oberhessen-live und stellt klar, dass er nichts mit dem Polizei-Einsatz zu tun hat. Das Hotel, so erklärt er, gehöre zwar ihm, doch er fungiere als Vermieter. Derzeit sei das Hotel vermietet. Der Einsatz richte sich an die Mieter, erklärt er.

Gegen 15.30 Uhr die angekündigte Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft. Darin zu lesen: nach umfangreichen Ermittlungen waren ein 38-Jähriger als mutmaßlicher Haupttäter und weitere vier Mitbeschuldigte im Alter zwischen 29 und 42 Jahre in den Fokus der Ermittlungen gerückt. Eine Durchsuchung wegen des Verdachtes des illegalen Rauschgifthandels bei dem 38-Jährigen hatte zum zufälligen Auffinden der mutmaßlichen Produktfälschungen geführt. Der Gießener Staatsanwalt Rouven Spieler spricht gegenüber Oberhessen-live von einem „Domino-Effekt“.

Rückblick in einen anderen Fall

Rückblick: Angefangen hatte es am 30. März – und zwar in München. Im Stadtteil Ismaning wurde ein 48-Jähriger aus Schwabenrod festgenommen, der seine in München wohnhafte 41-jährige Freundin beleidigte und bedrohte. Die Münchner Beamten fanden bei ihm eine  nicht geringe Menge Kokain und mehrere Schlagwaffen. Bereits am nächsten Tag wurde das Anwesen des 48-Jährigen in Schwabenrod in einer groß angelegten Durchsuchung durchsucht. Eine größere Anzahl an Waffen, Betäubungsmitteln, verbotene Pyrotechnik und Utensilien zum Verkauf von Drogen wurden gefunden.

Dort, so erklärt es der Staatsanwalt, sei man auf Hinweise auf den 38-Jährigen gestoßen, auf dem der Fokus der jetzigen Ermittlungen liege. Am 2. April ergab sich ein Tatverdacht wegen unerlaubten Handelns mit Betäubungsmitteln gegen den damals noch 37-Jährigen aus Alsfeld. Bei der damaligen Hausdurchsuchung wurde eine nicht geringe Menge Betäubungsmittel und eine niedrige fünfstellige Bargeldsumme sichergestellt. Der damals 37-Jährige wurde vorläufig festgenommen, allerdings wieder auf freien Fuß gesetzt.

Festgenommen wurde am Dienstag niemand

„Bei der Hausdurchsuchung damals haben wir Hinweise gefunden, die auf die vier Mitbeschuldigten führen“, erklärt Staatsanwalt Spieler. Von möglichen Plagiaten war damals noch nicht die Rede. Jetzt stehen der 38-Jährige und vier weitere Mitbeschuldigte in Verdacht, mit Produktplagiaten und Betäubungsmitteln Handel betrieben zu haben. Bei den Durchsuchungen stellen die Beamten über 200 Paar Schuhe und über 100 Bekleidungsstücke sowie verschiedene Betäubungsmittel – knapp 200 Gramm Amphetamin und knapp 40 Gramm Cannabis – sicher. Ob es sich bei den sichergestellten Schuhen und Kleidungsstücken um Fälschungen handelt, wird noch überprüft. „Die Untersuchungen dauern hier noch an“, sagt Spieler.

Während der 38-jährige Hauptverdächtige bereits im April auffällig wurde, wurde auch eine 39-jährige Mitbeschuldigte in der Vergangenheit bereits wegen Wirtschaftskriminalität, beispielsweise Steuerhinterziehung, auffällig. Die anderen drei Mitbeschuldigten, ein 42-Jähriger, ein 41-Jähriger und ein 28-Jähriger, seien bislang noch nicht polizeilich auffällig gewesen. Festgenommen wurde am Dienstag niemand. Dazu, sagt der Staatsanwalt, gibt es vorerst keine Veranlassung.

Dennoch: sollte sich der Verdacht gegen den Hauptbeschuldigten und die vier Mitbeschuldigten bewahrheiten, so spreche man beim Strafmaß von Geld- bis Haftstrafen. „Das kommt am Ende immer auf eine Einzelbetrachtung an“, sagt Spieler. Die Ermittlungen in dem Fall dauern an.

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