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Wie ist das Radfahren in der Stadt? Ergebnisse des 8. ADFC-Fahrradklima-Tests sind daRadfahren in Alsfeld leicht verbessert, in Lauterbach deutlich verschlechtert

ALSFELD (ls). Das Radfahren in Alsfeld hat sich in den letzten beiden Jahren verbessert. Das jedenfalls geht aus den Ergebnissen des 8. Fahrradklima-Tests des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) hervor, der mittlerweile zum 8. Mal der Frage auf den Grund gegangenen ist, wie sich in den deutschen Städten Radfahren lässt. Während sich für Alsfeld also eine leichte Verbesserung zeigt, schneidet die Kreisstadt Lauterbach schlechter ab: hier zeigt sich eine deutliche Verschlechterung.

Ob Menschen aufs Rad steigen, ist nicht in erster Linie eine Sache des Wetters, sondern eine Sache des Sicherheitsgefühls. Wenn sich das Radfahren also nicht gut anfühlt, lassen es viele einfach sein oder fahren nur ganz selten. Wie der Fahrradclub ADFC bekannt gibt, sei das aus Studien bekannt.

Aus diesem Grund hat der ADFC schon 1988 den Fahrradklima-Test als „Zufriedenheitsindex der Radfahrenden“ erfunden, um Städten Anhaltspunkte zu geben, wie sie den Radverkehr besser fördern können. Gefördert vom Bundesministerium wurde der Test im vergangenen Herbst bereits zum 8. Mal durchgeführt – und auch die Vogelsberger Städte Alsfeld und Lauterbach sind dabei. Gefragt wurde also: macht Radfahren in der Stadt Spaß oder bedeutet es Stress?

Leichte Verbesserung, aber uneinheitliche Ergebnisse für Alsfeld

Die Stadt Alsfeld hat dabei in der Stadtgrößenklasse mit unter 20.000 Einwohnern und einer Teilnehmerzahl von 102 Teilnehmern, mindestens 50 Teilnehmer waren bei der Stadtgröße vorgeschrieben, sodass das Ergebnis gewertet werden kann, etwas besser abgeschnitten, als noch vor zwei Jahren und steht auf Rang 137 von insgesamt 186 Städten im Bundesgebiet. In Hessen steht die Stadt allerdings weiterhin im unteren Feld der Rangliste: Platz 20 von 25. Dennoch: es ist damit eine leichte Verbesserung zu sehen. Allerdings macht der Klimatest in seinem Ergebnis auch darauf aufmerksam, dass die Ergebnisse in Alsfeld im Vergleich zu den meisten anderen Städten relativ uneinheitlich sind.

Bemängelt wurde dabei vor allem das Angebot an öffentlichen Fahrrädern, die Führung an Baustellen, die Breite der Radwege, der Winterdienst für Radwege und auch die Ampelschaltung für Radfahrer. Auch die Abstellplätze, das Sicherheitsgefühl im Allgemeinen und das Fahren im Mischverkehr mit de Autos sei einer der Schwächen im Alsfelder Radverkehr. Dem gegenüber stehe der Fahrraddiebstahl, der gut abgeschnitten habe, die Wegweisungen für Radfahrer, die Mitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln, die Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer und die wenigen Konflikte mit Fußgängern.

Auch die Fahrradförderungen in jüngster Zeit schnitten gut ab. Immerhin: allein im vergangenen Jahr wurden im Stadtgebiet sieben Einbahnstraßen für den Radverkehr geöffnet. Zehn waren zu diesem Zeitpunkt schon offen. Damit reagierte die Stadt auf die Forderungen der Fahrradkampagne „Alsfelder Radbegehren“, die die Umwelt- und Mobilitätsverbände ADFC, BUND und VCD ins Leben riefen und dafür über 1.000 Unterschriften sammeln konnten. „Die Stadt hat uns wahrgenommen und unsere Belange ernst genommen. Man muss auch sagen, das sich etwas getan hat, es ist also etwas passiert. Wir sind aber noch nicht am Ende, es muss sich weiter etwas tun“, erklärte Philipp Balles vom BUND, als Mitinitiator des „Alsfelder Radbegehrens“.

„Die Ergebnisse zeigen in etwa das, was wir auch empfinden. Es hat sich etwas getan in Alsfeld, aber es geht sehr langsam voran. In Alsfeld wurden ein paar Einbahnstraßen dem Radverkehr geöffnet, aber die Verbindungswege fehlen noch, um alles gut zu erreichen. Es ist aber schön zu sehen, dass der Radverkehr mehr in das öffentliche Interesse gerückt ist“, erklärte Mirjam Kneußel vom ADFC Vogelsberg.

Ein Wermutstropfen bleibt am Ende allerdings doch: die Erreichbarkeit des Stadtzentrums, häufige Umwege und die kleine Gruppe an Radfahrern bleibt im Vergleich zu anderen Städten noch immer als Schwäche. „Für uns waren in diesem Jahr die Zusatzfragen in Sachen Familienfreundlichkeit sehr wichtig. Da hat Alsfeld mit dem Thema ‚Sicherheit auf dem Weg zur Schule‘ nicht gut abgeschnitten und das wird für uns in diesem Jahr sicherlich ein großes Thema werden“, ergänzte Balles.

Kreisstadt mit weniger Teilnehmern und starker Verschlechterung

Weniger erfreulich ist das Ergebnis des Tests für Lauterbach. Die Kreisstadt zeigt in Sachen Fahrrad-Klima eine starke Verschlechterung im Vergleich zu 2016: von 3,7 ist man auf die Note 4,1 gefallen, in der gleichen Stadtgrößenklasse wie Alsfeld. Dort belegt Lauterbach bundesweit de 140. Rang von 186 Städten und steht hessenweit auf dem 21. Platz. Besonders die Mitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln, die wenigen Fahrraddiebstähle und die gute Wegweisung für Fahrradfahrer wurden von den 69 Teilnehmern als positiv bewertet.

Im Gegensatz dazu steht der Winterdienst auf Radwegen und die kaum vorhandene Fahrradförderung in der vergangenen Zeit. Aber auch die Falschparkerkontrollen auf Radwegen, die Ampelschaltung und das Angebot an öffentlichen Radwegen wurde in der Gesamtbetrachtung als negativ gewertet. Die Fahrradmitnahme im öffentlichen Nahverkehr, die Erreichbarkeit des Stadtzentrums und der Spaßfaktor beim Radfahren werden hingegen als eine Stärke gewertet. Das Sicherheitsgefühl auf dem Rad erreicht einen mittleren Platz bei den Ergebnisse.

Dort gebe es nach Auskunft des Vorsitzenden des ADFC-Vogelsberg, Rainer Würz“, erst jetzt mit der Planung eines neuen Radwegnetzes die Hoffnung auf eine Verbesserung. „Von den im Jahr 2016 vom ADFC gemachten Vorschlägen wurde noch nichts umgesetzt, was zum Teil verständlich bei der Diskussion um eine größere Planung war. Leider hat man eindeutige Mängel wie beispielsweise fehlende Hinweisschilder für Autofahrer, dass bei in der Gegenrichtung für Radfahrer freigegebenen Einbahnstraßen mit erlaubtem Radverkehr zu rechnen ist, auch nicht beseitigt. Dieser Stillstand wird sicherlich zu einer Verschlechterung des Klimas geführt haben“, erklärte Würz.

In vielen Punkten merke man dass noch viel zu verbessern sei – insbesondere beim Sicherheitsgefühl, Konflikten mit Autofahrern, Hindernissen und insbesondere Falschparkern auf Radwegen sowie fehlende taugliche Radabstellanlagen. „Interessant ist aber, das Lauterbach trotz der vielen schlechten Bewertungen bei der Frage ob Radfahren Spass oder Stress bedeutet mit 3,2 noch deutlich besser abschneidet als Alsfeld mit 3,8. Die Note 4,8 bei der Fahrradförderung zeigt, dass noch viel zu tun ist aber man kann recht gut erreichen, dass aus Stress beim Radfahren in Lauterbach auch Spaß werden kann“, sagte Würz.

Hier können Sie die Ergebnisse für Alsfeld und für Lauterbach im Einzelnen einsehen und auch die Ergebnisse anderer deutscher Städte, die am 8. ADFC Fahrradklima-Test teilgenommen haben.

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