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Besichtigung der Übergangs-Kita in Leusel - Provisorium für die nächsten fünf JahreEine Mehrzweckhalle, die zur Kita wurde

LEUSEL (ls). Die Mehrzweckhalle in Leusel ist Heimat für viele Vereine. Doch als deren Mitglieder die Halle nun betraten, war das ihnen eigentlich so vertraute Gebäude für viele nicht wieder zu erkennen. Aus der Mehrzweckhalle ist in den letzten Wochen nämlich eine Kita geworden – wenn auch nur übergangsweise. Ein Ortsbesuch.

„Es ist wirklich schön geworden. Da werden sich die Kinder sicherlich wohl fühlen“, sagt eine Frau aus der Leuseler Gymnastikgruppe. Gemeinsam mit gut 20 weiteren Mitgliedern aus verschiedenen Leuseler Vereinen ist sie der Einladung des Alsfelder Bürgermeisters Stephan Paule gefolgt, um die neue Kita in der Mehrzweckhalle, die dort bis zum Kita-Neubau übergangsweise eingerichtet wurde, genauer unter die Lupe zu nehmen.

Auf einen Rundgang durch die neuen Räumlichkeiten

Wo noch Im April diesen Jahres eine Mehrzweckhalle stand, steht jetzt eine fast fertige Kita. Das verrät schon der Parkplatz, der kurzerhand zu einem Spielplatz umfunktioniert wurde. Kleine bunte Figuren zieren die Glasscheiben an der Eingangstür, bunte Buchstaben-Aufkleber bilden die Worte „Kita Wichtelland“.

Der Spielbereich vor der Kita ist noch nicht ganz fertig. Er wird lediglich den Kita-Kindern zur Verfügung stehen. Alle Fotos: ls

Durch den Eingangsbereich im Gebäude führen von einer Tür auf der rechten, hinteren Seite, kleine bunte Fußspuren auf dem Holzboden in Richtung Toilette, die eigens für die kleinen neuen Bewohner der Halle eingebaut wurden – alles in einem maritimen Flair. Bunte, selbstgebastelte Papp-Fische, Fischernetze und bemalte Muscheln hängen dort von der Decke, im vorderen Bereich ein Wickeltisch für die Kleinsten.

Zu den Aufenthaltsräumen der Kinder geht es im hinteren Teil des Gebäudes. Da, wo früher die große Halle war. Da, wo Geburtstage, Hochzeiten, Weihnachtsfeiern und Fasching stattfand. Aus dem großen Raum sind fünf kleinere geworden, die durch einen langen, breiten Spiel-Flur zu erreichen sind. Ein Raum für die Betreuer, ein Tagesraum für die U3-Kinder, einen für die Ü3-Kinder, ein Schlafraum mit kleinen Betten, ein Büro und natürlich der Essensraum – alles ausgestattet mit Spielzeug und mit liebevollen Dekodetails versehen.

Die Namensschilder der Kinder hängen bereits an den Wänden.

Sogar von den Erzieherinnen gebastelte Namensschilder hängen bereits an den Wänden der einzelnen Gruppenräume. Zwei Leuseler Kinder sind auch schon in der neuen Kita. „Weitere dürfen gerne folgen“, lacht Kita-Leiterin Simone Smakal auf dem Weg durch die Räume. Gemeinsam mit der Hilfe der Stadt habe man hier fast alles in Eigenleistung gemacht. Einzig die Theke in dem kleinen Raum rechts des langen, neuen Flures erinnert noch an die alte Halle. Die Tür werde allerdings verschlossen bleiben. 120.000 Euro waren von der Stadt für das gesamte Projekt veranschlagt worden.

Für insgesamt 35 Kinder wurde durch die Übergangs-Kita Platz geschaffen – und diesen Platz hatte die städtische Kinderbetreuung dringend nötig. Die Alsfelder Kitas platzen nämlich aus allen Nähten und bis der Neubau in der Feldstraße steht, musste eine Übergangslösung her. So entschied man sich im April diesen Jahres, die Mehrzweckhalle in Leusel anzufragen und der Leuseler Ortsbeirat beschloss damals, der Stadt zu helfen. Im Gegenzug soll die Halle nach dem Rückbau saniert werden. Nicht alle Leuseler waren damals deswegen sofort von dem Plan begeistert. Die großen Bedenken, so war bei dem Termin zu spüren, sind aber mittlerweile verflogen.

Smakal: „Auf ein gutes Zusammenleben“

„Der vordere Teil wird ab 16.30 Uhr täglich weiter dem Vereinsleben zur Verfügung stehen können“, sagt Bürgermeister Paule zu Beginn. Mit dem vorderen Teil ist der Vereinsraum gleich rechts neben dem Eingang des Gebäudes gemeint, wo ab sofort der Musikverein, der Tischtennisverein, die Gymnastikgruppe, der Carnevalverein oder aber der Sportverein Platz finden. Der Raum stehe lediglich den Vereinen zur Verfügung, ergänzte Paule. „Es wäre schön, wenn wir aber vielleicht ab und zu vormittags mit den Kindern den Raum nutzen könnten, wenn das Wetter draußen zu schlecht ist“, fragt Smakal in die Runde. Zustimmendes Nicken aus den Reihen der anwesenden Vereinsmitglieder.

Kita-Leiterin Simone Smakal und Bürgermeister Stephan Paule im Vereinsraum der neuen Kita.

Gemeinsam werde auch die Küche genutzt: Die eine Seite für die Kita, die andere für die Vereine. Auch ansonsten wolle man versuchen, möglichst viel miteinander zu arbeiten. Das bestätigt auch Leusels Ortsvorsteher Ralf Lämmer, der als Mittler zwischen Kita und Vereinen auftritt. „Ich möchte mich nochmal bedanken, dass wir die Halle zum Wohle der Kinder nutzen können und hoffe wirklich auf ein gutes Zusammenleben in der nächsten Zeit und dass wir gut hier in Leusel aufgenommen werden“, freut sich die neue „Halb-Leuselerin“ Smakal auf die kommende Zeit. Für sie ist das Ganze aber auch eine Herausforderung, hat sie doch jetzt zwei Kitas auf einmal zu leiten.

Noch ist die Kita aber nicht ganz fertig: Hier und da fehlen noch Tische und Stühle, doch die sollen schon bald kommen. Das wichtigste allerdings: Es fehlen noch die Kinder. In Leusel wird es wenn es soweit ist und die Eröffnung dar ist nach fast 50 Jahren endlich wieder eine Kita geben.

Etwa fünf Jahre wird die Übergangs-Kita in der Mehrzweckhalle bleiben – so lange, bis der Neubau in Alsfeld fertiggestellt ist. Und danach? „Danach kann sich Leusel über eine neue Mehrzweckhalle freuen und die Kinder über eine neue Kita“, ruft jemand der Anwesenden. Zustimmendes Lachen hallt durch den Raum. Paule lacht mit – und schiebt eilig nach, dass es zwar keine neue Mehrzweckhalle werde, die alte aber saniert werde. Das habe ja auch etwas.

5 Gedanken zu “Eine Mehrzweckhalle, die zur Kita wurde

  1. „Und natürlich will keine Partei oder Landesregierung für den katastrophalen Lehrermangel in allen Schulformen außer dem Gymnasium bzw. den Erziehermangel in den Kitas verantwortlich sein.“
    Ich habe mich vielleicht missverständlich ausgedrückt: Natürlich besteht auch an Gymnasien eine schlechte Lehrerversorgung. Aber hier stünden – im Gegensatz zu allen anderen Schulformen und den Kitas – zumindest ausreichend BEWERBER zur Verfügung, die nur eingestellt werden müssten.

  2. Der Kita-Hipe ist ja noch relativ neu. Da hat man im ohnehin schon bestehenden Kaputtspar-Chaos eine „Reform“ auf die Schienen gestellt, die so schnell und vor allem in der notwendigen Qualität gar nicht umsetzbar war.
    Noch schlimmer ist aber die Situation an den Schulen – selbst in ehemaligen Musterländern wie Baden-Württemberg (siehe Video). Und natürlich will keine Partei oder Landesregierung für den katastrophalen Lehrermangel in allen Schulformen außer dem Gymnasium bzw. den Erziehermangel in den Kitas verantwortlich sein.
    Noch mehr wundert es mich allerdings, wenn die katastrophale pädagogische Unterversorgung schlicht abgestritten wird. Es ist ohne Beispiel, mit welcher Arroganz der hessische Kultusminister Prof. Lorz im Wiesbadener Landtag über dieses Thema hinweg gegangen ist (https://www.hessenschau.de/politik/landtag/landtagsvideos/alexander-lorz-cduwir-staerken-unsere-schulen,video-62832.html) oder der Öffentlichkeit im derzeitigen Landtags-Wahlkampf das Trugbild einer vollkommen ausreichenden Abdeckung des Lehrerbedarfs vorgegaukelt wird (siehe https://www.oberhessen-live.de/2018/09/29/104-prozent-lehrerversorgung-an-vogelsbergschule-schotten/#more-153430). Und sogar die Pädagogen selbst lassen sich im gewohnten Untertanengeist und vorbildlicher Beamtentreue für die Parteienwerbung einspannen. Wie soll unser Land so jemals wieder in Ordnung kommen?

  3. @Klaus: Dann werden Sie sicherlich der nächsten Stadtverordnetenversammlung angehören um es besser zu machen, oder?

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