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Bürgermeister Stephan Paule zu Verkehr, schlechte Luft und Ampelschaltung in AlsfeldPaule: Bei Ampelschaltung „hat sich schon viel getan“

ALSFELD (ls). Alsfeld hat schlechte Luft und wohl zu viel Verkehr. Auch die Lokalpolitik nimmt jetzt die Diskussion um die schlechten Abgaswerte auf und schlägt verschiedene Lösungsansätze vor. Einer davon: Die ALA-Idee über ein Tempo-30-Limit in der Stadt. Doch das sorgt bei einigen Bürgern für Unverständnis. Die sehen das Problem nämlich an einer ganz anderen Stelle: bei den Ampeln. Was sagt Bürgermeister Stephan Paule dazu? Wir haben nachgefragt.

„Da die Ampelschaltung so super ist in Alsfeld, fährt man ohnehin nicht schneller als 30km/h“. „Schneller als 30 km/h geht es dank bescheuerter Ampelschaltung eh nicht“ oder „es ist unfassbar, wie bescheiden die Ampeln geschaltet sind. Vielleicht gibt es da irgendeine andere Möglichkeit“, sind nur einige Reaktionen von OL-Lesern, die sich unter dem Artikel über den ALA-Vorschlag finden.

Derweil meldet sich der BUND erneut zu Wort, der mit seinen Stickoxid-Messungen die aktuelle Diskussion erst angestoßen hatte. In einer Pressemitteilung mahnen die Umweltschützer an, die Debatte „zu versachlichen“ und weisen darauf hin, dass Autos oder Autofahrer „zu verteufeln“ nicht ihr „Ding“ sei. „Wir fordern aber weiter die Autohersteller in die Pflicht zu nehmen und die von ihnen garantierten Emissionen einzuhalten“, heißt es weiter. In Alsfeld müssten Auto, Rad, ÖPNV und Fußgänger gleichberechtigte Partner sein.

Die Fragen an den Bürgermeister

Oberhessen-live: Herr Paule, wie zufrieden sind Sie mit der Ampelführung in Alsfeld?

Bürgermeister Stephan Paule: Das ist ein Thema, an dem die Stadtverwaltung laufend dran ist, auch aufgrund der Bürgerwünsche. Da ich kein Verkehrsplaner bin, kann ich die Situation natürlich nicht objektiv oder wissenschaftlich analysieren. Dazu muss das Gesamtsystem bewertet werden und es gibt in Alsfeld natürlich verschiedene Durchfahrtswege, allein zwei Bundesstraßen im Innenstadtbereich. Wenn man von der Hartmann-Tankstelle in Richtung Alsfeld fährt, dann kann man unter Umständen schon einmal länger an der Ampel stehen.

Es geht bergauf und da fahren die LKW langsamer und einige Ampeln stehen auf dem Weg. Wenn man aber von Marburg kommt, dann steht da zunächst nur eine Ampel und da kann man eine Grünwelle erwischen, durch die man gar nicht an den Ampeln stehen muss. Das beispielsweise wurde 2014 eingerichtet. Auch die Durchfahrtssituation auf der B49, von der Pfefferhöhe her kommend, hat sich im Vergleich zu vor 2014 verbessert.

Wie viel Einfluss hat die Stadt selbst auf die Organisation des Verkehrs? 

Wenn etwas so Einschneidendes wie die Verkehrsregelung und Ampeln auf den Bundesstraßen in der Stadt verändert werden soll, müssen immer mehrere Partner an einen Tisch: Für die Verkehrsregelung der Bundesstraßen ist die Verkehrsbehörde beim Vogelsbergkreis zuständig. Für die Landes-, Kreis-, und Gemeindestraßen das städtische Ordnungsamt. Straßenbaulastträger, also der, der für bauliche Veränderungen zahlt, ist bei Bundesstraßen die Bundesrepublik, vertreten durch Hessen Mobil, bei den Landesstraßen Hessen Mobil, bei den Kreisstraßen der Vogelsbergkreis und bei Gemeindestraßen die Stadt Alsfeld.

Das Grundproblem, dass zu viel Durchgangsverkehr durch die Stadtmitte fließt, wird aber durch eine noch so gute Ampelschaltung nicht gelöst.

Nochmal kurz zurück: 2014 wurde die Ampelschaltung schon einmal verbessert?

Genau, dadurch hat sich schon viel verbessert, aber noch immer gibt es Engpässe. Die Ampelschaltung in Alsfeld obliegt Hessen Mobil und der Verkehrsbehörde des Kreises. Mit dieser Verbesserung der Ampelschaltung hat sich schon viel getan – vorher war es um einiges schlimmer. Die vorherige Situation haben einige Bürger nicht mehr in Erinnerung. Außerdem werden alle Ampeln seitdem um 20 Uhr abgeschaltet. Wir sind aber weiterhin dran, mit Hessen Mobil und dem Kreis nach Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen.

Kreisel statt Ampeln kommen dabei immer ins Gespräch, das heißt aber nicht, dass Kreisel unbedingt schneller sind

Viele Alsfelder würden Ihnen da jetzt widersprechen. Es gibt einige Beschwerden, dass sich nichts verbessert habe. Die Leute fordern Kreisel als Alternative.

Natürlich, das ist immer ein subjektives Empfinden. Kreisel statt Ampeln kommen dabei immer ins Gespräch, das heißt aber nicht, dass Kreisel unbedingt schneller sind, gerade wenn sehr viel Verkehr durch die Stadt fließt. 2014 habe ich allerdings schon mal über einen ovalen Kreisel am Ludwigsplatz und der Alicestraße nachgedacht.  Hierzu müssen alle Verkehrsströme auf den Durchfahrtsstraßen und auf den Straßen, die in die Durchfahrtsstraßen münden untersucht werden. Dies ist Teil der Untersuchungen, die die Stadt mit einem Generalverkehrsplan anstoßen will. Bevor man aber konkrete Maßnahmen, wie zum Beispiel Kreisverkehre umsetzt, muss sichergestellt werden, dass sie die Situation auch verbessern und nicht verschlimmern.

Lauterbach zeigt, dass Kreisel in Kombination mit Ampeln durchaus möglich sind und der Verkehr flüssig läuft. Wir haben mit einem ehemaligen Mitarbeiter einer Verkehrsbehörde gesprochen, der sagt, er haben vor einigen Jahren von Alsfeld Skizzen in Luftbildern angefertigt. Er meint, Kreisel seien in Alsfeld fast überall möglich – außer beim Amtsgericht und der Raiffeisen-Tankstelle. Ihre Antwort darauf?

Auch Lauterbach zeigt, dass der Verkehr nicht immer ganz flüssig läuft – besonders am zweiten Kreisel bei Burger King steht man stadteinwärts. Über solche Skizzen ist mir als Bürgermeister allerdings nichts bekannt. Da muss man bei der entsprechenden Verkehrsbehörde nachfragen. Das wurde an mich so nicht herangetragen.

Luftmessungen in Alsfeld

Nochmal zum Thema Luft: Laut einer Anfrage der ALA-Fraktion aus dem Jahr 2006 hat die Stadt schon vor zwölf Jahren das Hessische Umweltamt gebeten, offizielle Luftmessstationen in Alsfeld aufzustellen. Warum ist das bis heute nicht passiert?

Ich müsste mir die zwölf Jahre alte Anfrage der ALA von damals erst aus der Akte suchen und kann darauf keine konkrete Antwort geben. Eins ist allerdings sicher: Das Verkehrsproblem in Alsfeld braucht meiner Meinung nach keine weitere Messung. Das Problem ist die extrem hohe Anzahl durchfahrenden Schwerverkehrs. Das ist mit rein städtischen Mitteln nicht so einfach zu lösen.

Was halten Sie von der ALA-Idee, Parkplätze aus der Innenstadt an den Stadtrand zu verlagern?

Eine lebendige Stadt lebt von ihren Parkplätzen, die so nah sind, dass man laufen kann. Die Parkplätze an den Stadtrand zu verbannen bringt nichts, denn nur wenige würden den Weg in die Innenstadt zu Fuß oder mit dem Bus auf sich nehmen – und schon gar nicht die Touristen. Auch das Entwicklungsprojekt der NH Projektstadt, wo es um die Altstadtsanierung geht, hat gezeigt, dass es in Alsfeld an Parkplätzen zur Stadt hin mangelt. Natürlich sollen und können nicht alle in den Gassen der Altstadt parken, aber am Rand der Altstadt, wo man von der Bundesstraße leicht hin kommt.

Ich spreche mich auch klar gegen die Verteufelung des Autos aus. Wir sind auf die Autos angewiesen – besonders hier in der ländlichen Region. Diese Selbstentscheidung, ob ich das Auto nehme oder zu Fuß gehe und auch dieser Lebensstandard, der gehört zu einem modernen Leben dazu.

12 Gedanken zu “Paule: Bei Ampelschaltung „hat sich schon viel getan“

  1. Mir egal wo die Leute Einkaufen, brauche keine Einkaufs Touristen und ihr Abgase brauche ich auch nicht, weil ein paar Händler in Alsfeld paar Euro verdienen möchten.

    In der Tat haben andere Städte auch eine Park and Drive Service, an der Pfefferhöhe parken und mit dem Stadtbus zum einkaufen in die Stadt wäre eine gute Idee, aber dafür sind wohl unsere Diesel/SUV Sesselpf…er wohl zu gemütlich.

  2. Ich denke, der Thread ist durch und wird nur noch länger, aber nicht mehr besser. Den „ironischen“ Beitrag nehm ich mal aus. :-)
    Zeit, sich neuen Themen zu widmen, die unsere beschauliche Heimatstadt berühren. Wie wäre es z.B. mit „Alsfeld einzige Kleinstadt in Hessen mit Bedeutungszuwachs“?

  3. Köstlicher Kommentar @Derjenige.der.Ironie.hasst.

    Ich fürchte nur, Julius versteht gar keine Ironie und wird stattdessen das Niveau sämtlicher Kommentare kritisieren. Danach wird er Flugzeuge, Dieselautos und AfD-Wähler beschimpfen. Dabei wird er aber nicht bemerken, dass Menschen, die schon mal im Flugzeug saßen oder einen Diesel besitzen weit mehr als die Prozentzahl der AfD sind. Vermutlich ist der durchschnittliche AfD-Wähler sogar nicht mal Dieselfahrer oder Vielflieger, ist dem Julius aber egal.

  4. @Julius: Stimmt, die Touristen und Menschen die zum Einkaufen kommen, können ja an der Pfefferhöhe parken. Dort gibt es genug Parkmöglichkeiten. Von dort fährt dann die U3 zum Marktplatz und die Ringbahn hält ja bei Herkules, Rossmann, Martkplatz und Toom und fährt dann zurück zur Pfefferhöhe. Wer da keinen Bock drauf hat, könnte sich ja von einem Chemtrailfreien Flugzeug mit dem Fallschirm rausschmeissen lassen.

  5. Raus mit den LKWs aus Alsfeld!! Problem gelöst.Was für eine wahnsinnige Verkehrspolitik über Jahrzehnte hofiert wurde! LKWs groß,größer,lang,länger, schwer,schwerer. Die Resultate sieht man ja.Die Straßen werden schneller zerstört wie sie ausgebessert werden können.Die schweren Unfälle mit LKWs mit vielen Toten werden totgeschwiegen(Randnotiz)und hingenommen oder sofort vom Thema abgelenkt wenn mal ein älterer Fahrer einen Unfall baut. Die Luftverpestung und Straßenbeschädigungen durch dies LKWs werden auf die PKWs geschoben.
    Durchfahrtsverbot für LKW’s ab 3,5t ohne Anliegen @Fiat500 Richtig.

  6. Stimmt Julius, war in China im 3. Jh nach Christus und auch in Deutschland 1939 üblich, nur Anwohner in eine Straße fahren zu lassen.

    Hast du auch mal eine gute Idee, Julius?

  7. Kreisel, wenn ich das schon Lese. Wo und wie soll mann in der Stadt „Kreisel“ aufbauen :)))))))) und warum überhaupt ?!
    Fakt ist es gibt zuviele Autos, Straße für Durchgangsverkehr Sperren und nur Anwohner mit Ausweis reinlassen in die Stadt, wei in anderen Städten es auch üblich ist seit Jahrzehnten.

  8. Ich versteh das alles nicht.
    Irgend ein Umweltterrorist ruft die Presse an, wenn alle da sind wird von einem der vorgeschoben wurde ein Plakat in die Luft gehalten, alle Lokalschreiberlinge bringen den gleichen Text und die grüne Minderheit ist plötzlich Experte, Volkserzieher, Meinungsbildner und Retter der Welt.
    Macht mal eine korrekte Messung und dann wird man weiter sehen.
    Ich wette das die Messung nach den gültigen Bestimmungen die Hälfte unter dem jetzigen Wert liegen wird.
    In der gleichen Strasse in einem Abstand von 100 m werden erst ca. 53 und dann ca. 27 Mikrogramm gemessen, in einem Monat, Heizperiode inkl. statt im Jahresmittel.
    In Kassel, eine Stadt mit deutlich mehr Verkehr und ebenfalls viel Stauaufkommen sind alle Werte im grünen Bereich.
    Wer merkt was das hier was nicht passen kann?
    Was soll das? Wenn ich mir die Abstimmungen auf OL und die Kommentare ansehe spiegelt genau das wieder was oben in den ersten Zeilen steht. Eine absolute Minderheit spielt sich auf wie der gute alte Oberlehrer.
    Das sich Herr Paule in dieser Diskussion mit absurden Vorschlägen reinziehen lässt kann ich nicht nachvollziehen.

  9. Danke Klaus Wahl, für diesen Kommentar. Erstmal sachlich und absolut richtig, das tut wirklich gut in dieser Diskussion.

  10. Das Problem liegt an der verstopften A5 alle fahren runter, um durch die Stadt, über die Bundesstraße, den Stau zu umfahren. Das passiert ja teilweise schon von Giessen her. Da ist es manchmal Romrod schon dicht. Durchfahrtsverbot für LKW’s ab 3,5t ohne Anliegen… (d.h. örtliche Firmem dürfen angefahren und beliefert werden, alle anderen müssen auf der Autobahn bleiben!
    Die Ampelschaltung vom Hartmann in die Stadt ist optimal getaktet, hat man in der Fahrschule schon gelernt… mit etwas über 30km/h hat man „grüne Welle“…
    Und die Kreisverkehre bringen rein gar nichts, wenn der Verkehr der Autobahn nicht „gebremst“ wird. Denn dann trifft sich die PKW und LKW Meute an der Herkules Kreuzung (Kreisel) und wenn dann viel Verkehr von Kirtorf/ Marburg her kommt verstopft es doch auch wieder alles.

  11. Mir hat mal jemand vom Fach gesagt, dass man in Alsfeld an keiner Ampel länger als 90 Sekunden auf Grün warten muss. Das habe ich seitdem immer mal wieder gestoppt. Gefühlt ist es natürlich oft länger, aber die Zahlen sehen anders aus. Probiert es mal aus. Und dann hat er noch gesagt, dass die Ampelschaltung vom Hartmann Richtung Stadt nicht optimal für PKW getaktet ist, sondern für die langsameren LKW. Das macht ja durchaus auch Sinn, wenn die nicht ständig am Berg halten und neu anfahren müssen. Also ich glaube, dass die Verkehrsbehörden da ihren Job schon machen und im Großen und Ganzen läuft es ja auch.

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