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Von wegen nichts los in der Region! - Porträt eines jungen MusikprojektsAuf zur StereoSafari ins Sägewerk

ALSFELD/ NEUKIRCHEN. Wer behauptet, dass den Jugendlichen im Vogelsbergkreis und im Schwalm–Eder–Kreis kaum Auswahl für das abendliche Wochenendprogramm geboten wird, der liegt falsch! Denn mittlerweile hat sich ein etwas anderes Projekt im Sägewerk in Neukirchen, was vorallem Jugendliche die offen für Neues sind ansprechen soll, etabliert. Und so findet auch kommenden Samstag eine Party statt, die besonders für Liebhaber der elektronischen Musik ausgelegt ist: Die Rede ist von StereoSafari. Aber wer steckt hinter diesem kreativen Namen?

Um euch auf dem Laufenden zu halten, habe ich keine Kosten und Mühen gespart und mich auf den Weg nach Lingelbach gemacht. Dort erwarteten mich Jens Völker (33) und Tizian Haas (23) im Tonstudio. Der dritte Mann im Bunde, Hendrik Wagner (23), konnte aufgrund seiner Arbeit leider nicht erscheinen.

Natürlich wollte ich wissen, wie das Projekt „StereoSafari“ überhaupt zustande kam. Jens Völker, auch bekannt als „the Party Eddie“ erzählte mir, dass es dieses Projekt schon drei Jahre gibt. „Mit dem Musik machen habe ich schon ganz früh, nämlich mit 14 Jahren, angefangen. Vor StereoSafari war ich einer der Mitbegründer von der Partyreihe „Synchrotronic“. Im Sägewerk selbst lege ich seit circa 10 Jahren auf.“ Die Jungs verstehen Techno als eine Art Lebensgefühl, was sie den Leuten in der Schwalm und im Vogelsberg vermitteln wollen.

Machte schon früh Musik: "The Party Eddie. Foto: privat

Machte schon früh Musik: „The Party Eddie. Foto: privat

„Im Vordergrund steht unsere Liebe zur Musik! Wir wollen Techno zurück in die Schwalm bringen“, so sind sich die beiden sicher. „Ich denke, da sprechen wir auch in Hendriks Namen!“, fügt Tizian Haas hinzu. Ein weiterer Grund, warum sich die drei letztendlich zusammen taten, waren auch die Veranstaltungen in der dörflichen Gegend. Tizian Haas alias DeWulv stellten sie nicht mehr zufrieden und auch Jens Völker war es irgendwann Leid: „Irgendwann hatte man keine Lust mehr für gute Partys bis nach Kassel oder Würzburg zu fahren.“

Das Erlebnis des Techno

Ein Name musste für Jens Völker her, der am Anfang die Partys noch alleine organisierte. „Stereo steht für die Musik, das Elektronische. Und Safari? Na ja, das beschreibt immer etwas abenteuerliches. StereoSafari beschreibt also das Erlebnis, was Techno mit sich bringt.“

Auf die Frage hin, wie die Meinungen ihrer Familie zu dem Projekt war, schauten sich beide nur an und fingen laut an zu lachen. „Dachschaden!“, warfen beide ein. Später klärten sie mich auf und erzählten mir, wie Jens Vater einmal in den Proberaum kam und nur mit dem Kopf schüttelte. „Er sagt immer, digitale Musik sei nur Stromverschwendung.“ Tizians Eltern hatten nur Bedenken, dass er sein Studium vernachlässigen könnte.

Das Musik verbindet und zusammenschweißt, ist wohl ein sehr bekanntes Sprichwort. Noch verrückter ist es, wenn man sich die Antwort der Jungs auf meine nächste Frage anhört. Natürlich wollte ich wissen, wie sich ihre Freundschaft durch die Zusammenarbeit an StereoSafari veränderte und ob sie noch stärker wurde. „Durch StereoSafari haben wir uns erst kennengelernt!“ Unglaublich aber wahr: die drei Musikbegeisterten wohnen zwar nicht weit voneinander entfernt, kannten sich jedoch nur flüchtig.

Clubflair in der Schwalm: Szene einer Party im Sägewerk. Foto: privat

Clubflair in der Schwalm: Szene einer Party im Sägewerk. Foto: privat

„Hendrik kannte ich noch aus der Schule“, berichtet Tizian. Mittlerweile sind die zwei beste Freunde! „Ich habe damals eine Aushilfe an der Theke gesucht, da ich mir mein Bein gebrochen hatte“, erzählt mir Jens, „Hendrik kannte ich flüchtig. Ich habe ihn dann mal gefragt, ob er einspringen könnte.“ Und das tat er zum Glück auch. Hendrik Wagner alias Hentrack brachte schon Vorerfahrungen mit, denn fast zeitgleich bekam er das Auflegen bei NSA gezeigt. Zuerst war er nur Angestellter bei Jens Völker und dann bekam er das Angebot, dass er die Technopartys doch mit ihm veranstalten könnte.

„Hendrik legt seit fast vier Jahren auf“, erzählt Tizian, „Er holte mich dann mit ins Boot und hat mir ein paar Sachen gezeigt. Selber auflegen tue ich seit fast 2,5 Jahren!“ Mittlerweile haben sich um die drei Jungs mehrere Djs und Djanes versammelt, die neben einem bekannten Act das Sägewerk zum kochen bringen und die Schaulustigen bespaßen.

Auf die Frage hin, wie die Jungs ihr Projekt StereoSafari in einem Wort beschreiben würden, waren sie zum allerersten Mal während unseres Gespräches sprachlos. Tizian überlegte lange und bemerkte, dass meine Frage ganz schön schwer war. „Das ist schwierig! Da fallen mir mehrere Wörter ein, zum Beispiel großartig, tanzbar oder wirkungsvoll.“ Jens grübelte weiter und warf dann das Wort „familiär“ ein.

Die Leidenschaft ausleben

Partys zu veranstalten macht den Jungs einfach Spaß. Tizian findet es schön, seine Leidenschaft zur elektronischen Musik durch StereoSafari ausleben zu können. Den besonderen Reiz erfahren die Jungs durch die hohe Flexibilität, welche das Organisieren von Partys mit sich bringt. Denn vieles ist nicht so leicht wie man denkt. „Ich weiß noch einmal“, erzählt mir Jens, „eine Viertelstunde vor Partybeginn hatten wir plötzlich keine Bedienung mehr für unsere Theke. Da mussten wir innerhalb von 15 Minuten jemand Neuen finden!“ Wie der gelernte KFZ – Lackierer und die zwei Studenten dabei einen kühlen Kopf bewahren und nicht völlig durchdrehen, frage ich mich immernoch.

Am Ende bleibt die Frage, wie sich das so anfühlt, wenn man über 100 glückliche Menschen tanzend auf der eigenen Party sieht. Jens freut sich jedes Mal wieder. „Mit meiner Musik möchte ich die Leute ja glücklich machen.“ Auch in Tizian macht sich während des Auflegens ein Gefühl von Glück breit: „Aus meinem persönlichem Empfinden heraus entscheide ich mich für den nächsten Track, welchen ich spielen werde. Wenn ich dann sehe, wie die Leute tanzen und sich freuen und ich sie dadurch glücklich machen kann…das ist unbeschreiblich!“

Von Anna Kathleen-Schmidt 

 

 

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