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Sämtliche Probleme vieler Kommunen im Vogelsbergkreis kamen zur SpracheMichael Brand MdB zur Sommerreise in Grebenau

GREBENAU (cdl). Erhalt und Ausbau der Infrastruktur, Wassergebühren, Breitbandausbau, Windkraft, Kinderbetreuung und demografischer Wandel waren die Themen beim Besuch des Bundestagsabgeordneten Michael Brand am Freitag in Grebenau.

Brand hatte sich in seiner Funktion als Wahlkreisabgeordneter zu einer Sommerreise auf den Weg um sich über die Herausforderungen der Kommunalpolitik vor Ort zu informieren. Die CDU Grebenau hatte ihn zu einer öffentlichen Erörterungsrunde eingeladen, an der auch Bürgermeister Lars Wicke und weitere Freie Wähler teilnahmen. Mit einer gehörigen Verspätung traf Brand zur anberaumten Werksführung bei Auwa Chemie in Eulersdorf ein. Gleich drei Baustellen (Grebenhain, Blitzenrod, Udenhausen) und einige Landmaschinen beim Ernteeinsatz hatte seine Anfahrt deutlich verzögert.

Im Anschluss an den Firmenrundgang kam man im Rathaus zusammen, um sich auszutauschen. Das größte Problem der Stadt ist die sinkende Zahl der Bevölkerung im Zusammenhang mit der großen Fläche – 2.500 Einwohner leben in sieben Dörfern. Immer weniger Steuerzahler müssen den Erhalt und die Erneuerung der Infrastruktur stemmen. Am deutlichsten wird das in Grebenau beim Thema Wasserversorgung und Entsorgung. Erst kürzlich mussten die Wassergebühren erhöht und einer der fünf Hochbrunnen außer Betrieb genommen werden, berichtete der Bürgermeister.

Gerade am Beispiel des Wassers wird die Misere der Stadt Grebenau deutlich. Trotz eines ausgeglichenen Haushalts dürfe sich die Stadt aufgrund des Defizits bei der Wasserversorgung nicht für Förderprogramme wie IKEK (Integriertes kommunales Entwicklungskonzept) bewerben, erläuterte der CDU-Fraktionsvorsitzende Jens Heddrich. Dadurch werde eine Spirale in Gang gesetzt, die man kaum mehr durchbrechen könne.

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Beim Rundgang bei Auwa Chemie zeigte sich Brand (4.v.r.) erfreuter darüber, dass sich die Stadt Grebenau als attraktiver Gewerbestandort präsentierte: „Die Stadt hat ein investionsfreundliche Klima geschaffen.“

Brand zeigt Interesse an der kompletten Infrastruktur

Beim Thema Infrastruktur kamen auch der Breitbandausbau, Straßen, Kindergarten, Feuerwehr und Mobilität zur Sprache. Brand hatte den anstehenden Breitbandausbau selbst ins Spiel gebracht, indem er konkret über den aktuellen Stand informiert werden wollte.

In Grebenau ist man zuversichtlich, dass durch die bigo in den kommenden Jahren Abhilfe geschaffen wird. „Der Markt hat versagt. Dann ist der Staat gefordert. Das müsste heute noch Staatsaufgabe sein, wie damals als die Telefonleitungen verlegt wurden“, so Wicke. Brand stimmte Wicke zu, machte aber auch deutlich, dass private Anbieter sich immer nur die Filetstücke raussuchen, weil sie gewinnorientiert handeln müssen. Im Landkreis Fulda sei es ganz ähnlich gewesen. Dort hätten die Gemeinden zusammengehalten und somit eine einvernehmliche Lösung erwirkt. Ähnliches beobachte er auch jetzt im Vogelsbergkreis trotz der Interventionsversuche der Telekom.

Interkommunale Zusammenarbeit über Kreisgrenzen hinweg

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam Brand bei den Themen Kindergarten und Verkehrsinfrastruktur. Die Kinderbetreuung ist für die Stadt eine enorme Belastung mit einem hohen Defizit, das man aber gerne in Kauf nimmt, um für Familien als Wohnort attraktiv zu bleiben, so Wicke. Damit einhergeht, dass bessere Anbindungen an die Zentren Fulda, Gießen und Frankfurt geschaffen werden müssten, um dem Bevölkerungsrückgang aktiv entgegenzuwirken, ist Jens Heddrich der festen Überzeugung. Seine Idee ist, den Schienenverkehr so auszubauen, dass man innerhalb von einer Stunde von Alsfeld in Frankfurt ist. Dass durch Grebenau nie wieder eine Bahn fahren wird, war allen Anwesenden ohnehin klar.

Vielmehr müssten duale Verkehrskonzepte geschaffen werden, die das Leben auf dem Land und das Arbeiten in der Stadt bequem möglich machen, waren sich die Anwesenden einig. Am Individualverkehr führt in vielen Dörfern kein Weg vorbei, so Brand. Auch hier müssten die Landkreise enger zusammenarbeiten. In Grebenhain habe er am Mittag Bestrebungen der Verkehrsanbindung per Schiene gehört. Jedoch sei jeweils an den Grenzen zwischen Vogelsbergkreis, Fulda und Main-Kinzig-Kreis Schluss. Interkommunale Zusammenarbeit über Kreisgrenzen hinweg könne dort Abhilfe schaffen.

Ländlicher Raum sei zwar nicht gleich ländlicher Raum, aber nur gemeinsam könne man etwas erreichen. Natürlich sei beispielsweise Hünfeld und Grebenau von der Struktur nicht vergleichen. Dennoch werde Hessen oft nur über das Rhein-Main-Gebiet wahrgenommen. Daher sei es notwendig, dass sich Landkreise wie Fulda, Vogelsberg und Gießen als Einheit verstehen und gemeinsame Entscheidungen treffen.

Bevorstehender Windkraftausbau bereitet Sorgen

Den Anwesenden war es ein wichtiges Anliegen mit Brand über den Windkraftausbau zu sprechen. Denn viele Bürger befürchteten von den Windrädern umzingelt zu werden. Keiner habe Probleme mit der Windkraft, jedoch die Anzahl an geplanten Windrädern überall in der Gegend sei das Problem, so Heddrich.

„Zum 1. Januar tritt die Novellierung in Kraft“, so Brand. Daher könnten gar nicht mehr so viele Windräder gebaut werden. Man rudere im Bund derzeit bewusst zurück, weil die vorhandenen Stromleitungen den produzierten Strom gar nicht aufnehmen könnten, erklärte Brand. Deshalb würde der Zubau in den kommenden Jahren deutlich geringer ausfallen. „Wir sitzen mit im Boot haben aber nichts zu entscheiden“, bemängelte Wicke über die geplanten Anlagen in Richtung Schlitz. Der Wald stehe entweder in Schlitz oder gehöre Hessen Forst.

Auch hier gelte das bereits Gesagte. Die Kommunen müssen lernen „über das Ortsschild hinaus zu denken“, so Brand. In ländlichen Regionen müsse man sich untereinander vernetzen und verbünden.

Als Fazit des Abends gab Brand den Grebenauern noch mit auf den Weg die positiven Dinge in der Stadt in Zukunft ganz bewusst voranzustellen. Um den ländlichen Raum attraktiv zu machen und um ihm ein positives Image zu geben, müsse man aufhören das „Klagelied anzustimmen“ und das positive Voranstellen. „Ich werde einige Anregungen mit nach Berlin nehmen. Am Ende können nicht alle Wünsche erfüllt werden, da wäre ich unehrlich.“

 

 

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