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Bis ins Jahr 2018 ist der Zugang zur Kreisstadt Lauterbach vom Rixfelder Kreuz oft nur über Umleitungen möglich„Diese Kröte müssen wir gemeinsam schlucken“

SCHOTTEN (cdl). Amphibien Tunnel und Ameisenbläuling verzögern die Baumaßnahen bei Schloss Eisenbach und Blitzenrod. Das in drei Bauabschnitte unterteilte Großbauprojekt zwischen Blitzenrod und dem Rixfelder Kreuz, wird den Verkehr noch bis 2018 beeinträchtigen.

Die Bürgermeister aus Lauterbach, Herbstein und Grebenhain waren am Donnerstag nach Schotten gekommen, um sich bei der Straßenbaubehörde Hessen Mobil ausführlich über die Großbaustelle zu informieren. Alle drei Bürgermeister befürchten, dass die Gemeinden im hohen Vogelsberg aufgrund der langjährigen Baumaßnahme an der Hauptverkehrsader in diese Richtung, sozusagen von der Kreisstadt abgeschnitten werden. Sie würden eine kürzere Bauzeit bevorzugen. Nach ihrer Auffassung sollten alle drei Bauabschnitte zur gleichen Zeit erflogen und so schnell wie möglich abgeschlossen werden.

Ulrich Hansel, der regional Bevollmächtigte von Hessen Mobil für die Landkreise Vogelsberg, Wetterau und Main-Kinzig erklärte ihnen, warum in drei Bauabschnitten hintereinander gebaut werden muss und das dies auch Vorteile mit sich bringe.

In diesem Jahr werde lediglich vier Monate lang gebaut und im weiteren Zeitraum die Strecke freigegeben. Man habe extra geplant den Baubeginn erst nach dem Lauterbacher Prämienmarkt zu starten, um das große Volksfest nicht zu beeinträchtigen. Im Anschluss werden Baumaßnahmen bis Ende Oktober durchgeführt, in diesem Zeitraum sei eine Vollsperrung unausweichlich. Im Anschluss gehe es in eine lange Winterpause von November bis Ende März. So soll es auch bei den künftigen Bauabschnitten gehandhabt werden. Das sei gerade in der Weihnachtszeit wichtig, um beispielweise den Einzelhandel nicht zu beeinträchtigen. Damit würde man die Baumaßnahme deutlich entzerren.

Im Frühjahr 2017 soll dann der zweite Bauabschnitt, der rund 2,7 Kilometer langen Strecke, zwischen Lauterbach und Rixfeld beginnen. Dann steht zunächst das Teilstück von Rixfeld bis Schloss Eisenbach (Abfahrt Stockhausen) an. Ab Frühjahr 2018 soll der dritte Bauabschnitt bis zum Abzweig Rudlos erfolgen. Bei der Planung der Baumaßnahmen habe man darauf geachtet, dass die Strecke Richtung Stockhausen frei zugänglich und  befahrbar bleibt. Damit neben der Umleitung über Hörgenau und Dirlammen eine weitere Ausweichstrecke zur Verfügung steht. Das sei enorm wichtig, vor allem für den Rettungsdienst. Außerdem heiße eine Vollsperrung nicht, dass überhaupt kein Durchkommen ist. Die Anwohner müssten schließlich zu ihren Häusern gelangen und die vollgesperrten Abschnitte seien auch die meiste Zeit für den Rettungsdienst passierbar, jedoch nicht immer. Das gelte ebenso für ein paar wenige Tage für manchen Anwohner. Das sei unausweichlich. Überlegungen jeweils nur einseitig zu bauen und somit eine Fahrbahn zur Verfügung zu haben seien an einer neuen baurechtlichen Bedingung gescheitert, da man mindestens acht Meter Breite zu den Baumaschinen zur Verfügung habe müsse. Der Vorteil liege jedoch darin, dass bei einer Vollsperrung schneller gebaut werden könne.

Die neuen Umweltschutzmaßnahmen, die die Bauarbeiten, um ein halbes Jahr verlängern werden, sorgten auf allen Seiten für Unbehagen, müssten aber dennoch umgesetzt werden. Die zusätzlichen Umweltmaßnahmen haben die Naturschutzverbände BUND und NABU durchgesetzt. Zunächst habe man das Überleben des Ameisenbläulings (eine Schmetterlingsart) sichern müssen. Dafür musste man unweit eine ganz bestimmte Pflanze, den Wiesenkopf, ansiedeln, da sie das einzige Nahrungsmittel des seltenen Falters ist. Des Weiteren müsse man jetzt noch zusätzlich sieben Amphibien Tunnel bauen, um die Krötenwanderung nicht zu gefährden. Diese Tunnel seien sehr arbeitsintensiv, weil sie sehr „massiv“ gebaut werden müssten. Das verzögere die Baumaßnahme um rund ein halbes Jahr.

Alle drei Bürgermeister zeigten sich mit den Erklärungen zwar nicht zufrieden, mussten aber die noch viel weiterreichenden, detailreichen Erklärungen der Baubehörde widerwillig hinnehmen. Gegen Ende gab der Grebenhainer Bürgermeister, Sebastian Stang, zu Protokoll: „Wir sind alle gefangen in einem Boot, aufgrund unserer Verwaltungsvorschriften.“ Lautberbachs Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller stimmte dem zwar zu, indem er anmerkte, dass man alles geprüft habe, was machbar gewesen sei. Man habe die rechtlichen Beschränkungen nicht aufweichen können. Dennoch wolle er weiterhin, um eine Verbesserung der Situation kämpfen. Mit leicht sarkastischem Unterton ergänzte Herbsteins Bürgermeister Bernhard Ziegler: „Diese Kröte müssen wir gemeinsam schlucken.“ Damit meinte er nicht nur die Umweltschutzmaßnahmen.

 

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