LAUTERBACH. Ein Beispiel, das Schule machen kann: Zwei junge Marokkaner starten im Oktober dieses Jahres ihre Ausbildung zu Pflegefachkräften am Krankenhaus Eichhof. Mit großer Eigeninitiative und dank der Unterstützung von Andrea Rubenbauer, die seit Anfang 2023 die Stabstelle „Schule und Ausbildung“ am Lauterbacher Krankenhaus verantwortet, haben die beiden 27- und 30-jährigen Männer ihr Heimatland verlassen und starten in Deutschland in eine neue Zukunft.

Hicham Alaoui Abdellaoui (30) aus Casablanca und El Moutaouakil Abdelkader (27) aus Kenitra haben laut einer Pressemitteilung des Eichhof Krankenhauses einen neuen Lebensabschnitt angetreten. Beide sprechen sehr gut deutsch und freuen sich auf die neue Herausforderung, dennoch könnten die Lebensbedingungen unterschiedlicher kaum sein: Hier die beiden lebhaften Großstädte in Marokko, dort der beschauliche Vogelsberg.

Was also treibt zwei junge Männer um, eine Fachpflegeausbildung in Lauterbach zu beginnen? „Ich habe mir schon als Kind gewünscht, anderen Menschen zu helfen“, sagt Hicham. Der 30-Jährige hatte in seinem Heimatland zunächst Jura studiert und dann in der IT-Branche gearbeitet. Eine Umschulung konnte er sich nicht leisten, da die Ausbildung zur Pflegefachkraft in Marokko nicht bezahlt wird. „Außerdem sind die Möglichkeiten in Deutschland und die technische Ausstattung deutlich besser. So habe ich 2021 angefangen, online deutsch zu lernen, um mich bewerben zu können“, sagt der neue Azubi am Eichhof.

Einen ähnlichen Weg hat El Moutaouakil beschritten. Zuletzt hat der 27-Jährige als Verkäufer gearbeitet mit dem klaren Ziel vor Augen, eine medizinische und pflegerische Ausbildung in einem deutschen Krankenhaus anzutreten. Dafür hat auch er deutsch gelernt. „Auf YouTube geht das ganz prima“, sagen die beiden Marokkaner. Für sie ist eine gute Ausbildung wichtig und die Entscheidung, für das Eichhof fiel schnell, nachdem sie online mit Andrea Rubenbauer in Kontakt getreten waren, so hieß es.

„Ich hatte insgesamt vier Verträge aus deutschen Krankenhäusern vorliegen, doch die umfangreiche Begleitung der Auszubildenden durch die Fachkräfte hier am Eichhof, das Training im hauseigenen SkillsLab, die technischen Möglichkeiten und vor allem die persönliche Betreuung auch außerhalb der Arbeit haben mich sofort überzeugt. Ich möchte nach der Ausbildung hier weiterarbeiten und muss mir jetzt ein neues Leben aufbauen, mit dem ich glücklich bin“, erklärt Hicham seine Entscheidung für Lauterbach. Das bestätigt auch sein Freund und zukünftiger Kollege El Moutaouakil.

Seit Mitte September sind die beiden Männer nun im Vogelsberg, lernen derzeit mit Hilfe ihrer Ausbildungskoordinatorin die neue Heimat kennen und freuen sich auf den Beginn des ersten Schulblocks im BBZ Mitte in Fulda mit E-Learning über Tablet, aber auch analogem Training mittels Schulbüchern, um schnell auch die Fachsprache erlernen zu können.

Erfolgreiche Initiativbewerbung

Andrea Rubenbauer sind die beiden freundlichen und bescheidenen Marokkaner bereits ans Herz gewachsen. Mit vollem Engagement und einer „Rund-um-die-Uhr“ Erreichbarkeit nimmt sie ihren Schützlingen die Unsicherheit in der neuen Umgebung. „Ich bin sehr froh, dass die beiden sich initiativ bei uns beworben haben, und habe von hier aus gerne die gesetzlich vorgegebenen Hürden bewältigt, das beschleunigte Fachkräfteverfahren in Angriff genommen sowie die Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis beantragt“, gewährt die Ausbildungsverantwortliche einen Einblick in die strapaziösen Vorbereitungen deutscher Bürokratie.

Hinsichtlich Unterkunft und Verpflegung, der Unterstützung bei Bankangelegenheiten, in der Freizeitgestaltung oder beim Einkaufen ist das Eichhof mit seinem Programm mittlerweile sehr versiert, schließlich haben die Verantwortlichen am Eichhof um Andrea Rubenbauer und Personalleiterin Dr. Ann Hennighausen schon einige Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern begleitet, zuletzt beispielsweise indische Fachkräfte, heißt es.

Neben einem gesicherten Umfeld für ausländische Nachwuchskräfte hat Andrea Rubenbauer aber auch die Betreuung aller Azubis im ersten Lehrjahr umgestellt. So gibt es für die 20 neuen Schülerinnen und Schüler, die am 1. Oktober ihre Ausbildung mit einem Schulblock antreten vor Beginn der Einarbeitung auf der Pflegestation zunächst zwei Einführungstage. Darüber hinaus werden ihre Schützlinge auch von der Seelsorge geschult und erhalten Unterstützungsseminare, um sich auf Palliativbetreuung und das Sterben von Patienten vorzubereiten, so heißt es weiter.

„Wir haben das große Glück, mit Andrea Rubenbauer eine derart engagierte Ausbilderin in unseren Reihen zu haben, dass wir ihr zu großem Dank verpflichtet sind. Sie ist für uns nicht nur die Inhouse-Agentur, die neue Mitarbeitende aus dem Ausland rekrutiert, sondern eine Fachkraft mit großer Lebenserfahrung, viel Empathie, fachlicher Kompetenz und unglaublichem persönlichem Engagement, damit sich unsere neuen Kolleginnen und Kollegen auf Anhieb bei uns wohlfühlen“, sagt die Personalchefin, die davon überzeugt ist, dass Integration nur gelingt, wenn auch das soziale Umfeld stimmt.

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