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Hilfsangebot seit 2011 - Gespräch mit TeilnehmernSelbstlernzentrum des Evangelischen Dekanats hilft kostenfrei beim Deutschlernen

ALSFELD (ol). Seit zwölf Jahren schon gibt es nun schon das Selbstlernzentrum des Evangelischen Dekanats Vogelsberg. Das kostenlose Angebot für Geflüchtete und Migranten bietet viele Unterstützungsmöglichkeiten – und das kommt sehr gut an, wie einige Teilnehmer berichten.

„Ohne das Alsfelder Selbstlernzentrum (SLZ) hätte ich auf keinen Fall so gute Schulnoten“, sagt Sita Salehi stolz. „Ich habe mittlerweile mehrere Einsen im Zeugnis.“ Über ihre Cousine, die selbst das SLZ besucht hat, ist die 18-jährige Afghanin auf das kostenlose Angebot des Evangelischen Dekanats Vogelsberg aufmerksam geworden. Auch ihre Mutter kam regelmäßig, hat durch das SLZ „B1 geschafft“, sagt Sita. „Hier wird einem wirklich sehr geholfen.“ Und das seit mehr als zwölf Jahren, heißt es in der Pressemeldung des Evangelischen Dekanat.

Das SLZ ist ein kostenloses Angebot für Geflüchtete und Migranten, die Lust haben, die deutsche Schriftsprache zu erlernen oder die Unterstützung bei den Integrationskursen oder im Schulalltag brauchen. Hilfestellungen geben Leiterin Tilla Lotz sowie weitere ehrenamtliche Helferinnen auch bei der Nutzung von Medien. „Wir haben Laptops für spezielle Lernprogramme, wir geben Tipps für Lern-Apps auf dem Handy, helfen bei der Erstellung von Lebensläufen“, erklärt Tilla Lotz.

Jeder Teilnehmende bekommt zudem beim SLZ einen eigenen Lernpaten, von dem er regelmäßig betreut wird. „Das macht ein ganz individuelles, gemeinsames Lernen möglich“, sagt Tilla Lotz. „Ganz nach dem eigenen Bedarf und Kenntnisstand.“ Für sie ein „ganz klarer Vorteil gegenüber anderen Sprachkursen“. Ein Konzept, das auch für Sita Salehi gut funktioniert.

Seit dreieinhalb Jahren schon kommt sie jede Woche dienstags ins SLZ und „macht seitdem stetig große Fortschritte“, berichtet Tilla Lotz. Für sie ist es bis heute „immer wieder schön, die Entwicklung der Menschen hautnah mit zu erleben, die kleinen und großen persönlichen Erfolge zu sehen und das daraus resultierende wachsende Selbstbewusstsein.“ Denn „gerade am Anfang sind gute Noten für unsere Teilnehmenden nicht selbstverständlich und es ist nicht immer leicht, Fuß zu fassen“, weiß Tilla Lotz.

Seit dreieinhalb Jahren kommt Sita Salehi (links) jede Woche dienstags ins SLZ. Seitdem haben sich ihre schulischen Leistungen „extrem verbessert“, berichtet die 18-Jährige. Alle Fotos: Patricia Luft.

Selbstverständlich waren gute Noten auch nicht für Sita Salehi: „Früher bin ich nicht gut mitgekommen in der Schule. Heute aber habe ich Einsen – in Mathe, Englisch und Politik und Wirtschaft“, berichtet Sita Salehi und strahlt.

„Und das liegt definitiv am SLZ“, sagt sie. „Die Kursleiterinnen hier haben mir bei so vielen Sachen geholfen, ich würde am liebsten mehr als einmal in der Woche her kommen.“ Zusammen mit Tilla Lotz unterstützen derzeit noch drei andere freiwillige Helferinnen das SLZ, Irene Günther, Karin Riße und Kriemhilt Köhler.

Im Schnitt kommen jede Woche etwa zehn Personen zu den Treffen. „Während der Flüchtlingskrise 2015 waren es mehr als 40“, erinnert sich Tilla Lotz. Die Menschen stammen zum Beispiel aus dem Irak, Syrien, Äthiopien, Eritrea – oder aus Afghanistan, so wie Faqir Faqiri. Seit mehr als einem Jahr lebt er nun in Alsfeld, fast genauso lange schon besucht er bereits das SLZ.

In seinem Heimatland hat er eine Ausbildung zum Informatiker gemacht, nun, wolle er erst einmal „an meinem Deutsch arbeiten, bevor ich mir eine Stelle als Informatiker suche.“ Schreiben und Lesen klappe schon sehr gut, allerdings „fehlt mir der Kontakt zu Deutschen, um das Sprechen zu üben“. Diesen Kontakt finde er im SLZ, „wofür ich sehr dankbar bin“, so der 27-Jährige.

Faqir Faqiri lebt seit mehr als einem Jahr in Alsfeld, fast genauso lange schon besucht er bereits das SLZ. Hier kann er „das Deutschsprechen üben“, um sich dann eine Stelle als Informatiker zu suchen.

Dankbar ist auch Sita Salehi, wie sie sagt. „Es ist so kostbar, dass es dieses Angebot gibt.“ Ihr nächstes, großes Ziel: Ihren Realschulabschluss machen, schon bald stehen ihre Abschlussprüfungen an. „Dank der Unterstützung des SLZ mache ich mir da aber keine Sorgen.“

Und danach? „Eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester“, antwortet sie schnell und entschlossen. „Ich habe mal einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht – seitdem ist es mein Wunsch, Krankenschwester zu werden. Ich möchte mein eigenes Geld verdienen.“ Ein Ziel, das Tilla Lotz und die anderen Helferinnen des SLZ gerne unterstützen.

Das Selbstlernzentrum findet immer dienstags von 15.30 bis 18.30 Uhr im großen Sitzungssaal des Evangelischen Dekanats Vogelsberg am Fulder Tor 28 in Alsfeld statt. „Interessierte brauchen keine speziellen Vorkenntnisse und müssen nichts mitbringen. Jeder kann einfach gerne mal unverbindlich vorbei kommen“, betont Tilla Lotz. Fragen rund um das SLZ beantwortet die Leiterin unter tilla.lotz@t-online.de

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