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Kritik an Wasserverbrauch für A49-Baustelle in Homberg Ohm„Die Wasserversorgung der Kommune ist gesichert“

HOMBERG OHM (jal). Die Gegner der A49 bemängeln generell, dass für den Bau der Autobahn viel Wasser aus städtischen Brunnen in Homberg gezapft wird. Die akute Dürre gibt dem Thema aktuelle Brisanz. Auf der jüngsten Sitzung des Stadtparlaments beantwortete die Verwaltung nun Fragen dazu – und versicherte, dass Hombergs Wasserversorgung stabil sei.

„Die Beantwortung der Anfrage erfolgt wegen des erst kürzlichen Amtsantrittes von Bürgermeisterin Ried am 01.07.2022 zur nächsten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 22.09.2022.“ Dieser Satz war auf einem ganzen Stapel Unterlagen zu lesen, die sich mit Anfragen beschäftigten, welche bei der Stavo-Sitzung in der Homberger Stadthalle am Donnerstagabend eigentlich hätten beantwortet werden sollen.

Doch Bürgermeisterin Simke Ried, die seit Juli nun offiziell von Claudia Blum den Sessel der Rathauschefin übernommen hat und das erste Mal als Hombergs Bürgermeisterin an einer Sitzung der Stadtverordnetenversammlung teilnahm, zieht es vor, sich zunächst in die von der Verwaltung vorbereiteten Antworten einzuarbeiten – und sie nicht dem Stadtparlament lediglich vorzutragen.

Die Fraktionen der Grünen und des Bürgerforums, die die entsprechenden Anfragen zu verschiedenen Themen gestellt hatten, reagierten mit gemischten Signalen auf die Entscheidung der Bürgermeisterin. So sagte Bürgerforums-Fraktionschefin Jutta Stumpf beispielsweise, dass es „total verständlich“ sei, wenn jemand Zeit brauche, sich in die vielfältigen Themen einzuarbeiten.

Gleichzeitig machte sie gemeinsam mit Grünen-Fraktionschefin Barbara Schlemmer jedoch deutlich, dass sie eine raschere und zuverlässigere Beantwortung von Anfragen fordere, als dies unter Bürgermeisterin Blum der Fall gewesen sei.

Simke Ried bei ihrer ersten Stavo-Sitzung als Hombergs Bürgermeisterin.

Auch wenn Ried sich also erst in vieles noch einarbeiten möchte, so ganz mit leeren Händen wollte sie nicht vor die Stadtverordneten treten. Und da das Thema Wasser die Menschen bewege, so erklärte sie, sollte eine entsprechende Anfrage der Grünen an diesem Abend beantwortet werden. Das Reden übernahm dann aber nicht Ried, sondern Markus Pfeffer (Aufmacherbild), seines Zeichens Chef des Bauamts und zuständig für die Wasserversorgung.

Pfeffer trug schließlich vor, dass zwischen dem 1. Oktober 2021 und dem 31. Mai 2022 eine Menge von 2.480 Kubikmetern Wasser von der Bau-Arge aus Hydranten der Stadt abgezapft worden seien. Dabei handele sich durchgehend um Trinkwasser, welches aus den Tiefbrunnen 1,2 und 3 Dannenrod stamme. Der Bau-Arge seien bis zum 30. April dieses Jahres dafür 4769,49 Euro in Rechnung gestellt worden. Die Höhe der Kosten richte sich nach der Wasserversorgungssatzung, die einen Preis von 2,53 Euro pro Kubikmeter vorsehe. Diese Regelung gelte auch für die Bau-Arge.

Die Grünen wollten auch wissen, ob die Wasserentnahme der Bau-Arge immer noch auf einem Antrag beruhe, den die Autobahnbauer gestellt hätten, um für eine Kehrmaschine Brauch-, also kein Trinkwasser, aus dem Stadtnetz zu entnehmen. Dazu sagte Pfeffer: „Zu diesem Sachverhalt liegen dem Bauamt und der Finanzabteilung keine Kenntnisse vor.“ Man habe keinen entsprechenden Antrag gesehen. Pfeffer verwies an dieser Stelle nochmals auf die Wasserversorgungssatzung als maßgebliches Regelwerk in der Sache.

Zählerstände werden regelmäßig abgelesen

Eine weitere Frage drehte sich um die Überprüfbarkeit der abgezapften Wassermengen. Pfeffer sagte dazu, entsprechende Daten würden durch die sogenannte Fernwirktechnik von den Mitarbeitern der Stadt aufgezeichnet und überprüft. Die Zählerstände würden regelmäßig erfasst und an die Finanzabteilung übermittelt, damit die entsprechenden Rechnungen geschrieben werden können.

Den Fragestellern ging es jedoch nicht nur um verwaltungstechnische Aspekte der Überwachung und Rechnungsstellung, sie zielten vielmehr mit ihrer Anfrage auch darauf ab herauszufinden, ob die Wasserversorgung der Homberger Bürgerinnen und Bürger durch die Wasserentnahme für den Autobahnbau gefährdet ist.

Reagierend auf eine entsprechende Frage betonte Pfeffer mehrfach, dass dies nicht der Fall sei. „Sämtliche Brunnenpegel werden mit unserer Fernwirktechnik rund um die Uhr überwacht. Und das wird aufgezeichnet“, so der Bauamts-Chef. Man sei bislang bei weit unter der Hälfte des genehmigten Jahresfördervolumens der entsprechenden Tiefbrunnen.

Diese Grafik der Stadt soll zeigen: Bei den drei Brunnen ist alles in bester Ordnung. Der obere Balken zeigt das mögliche Jahresfördervolumen, der kleine den aktuellen Stand. 

Schon wenn man in die Nähe gewisser roten Linien komme, was die Wasserstände angehe, werde die Förderung eingestellt. Man sei aus diesem Grund bereits dazu übergangenen der Bau-Arge feste Zeiten für die Entnahme vorzuschreiben. In diesen Zeiten werde von der Stadt weniger Wasser benötigt, dadurch sollen Engpässe vermieden werden.

Pfeffer wurde jedoch noch deutlicher. „Die Wasserversorgung der Kommune ist gesichert“, sagte er. „Das ist so“, schob er nach. Zudem widersprach er der Behauptung, die Feuerwehr Appenrod dürfe nur aus bestimmten Hydranten im Ort Wasser entnehmen.

Schlemmer: „Das ist doch im Prinzip irre“

Nach Pfeffers Vortrag wollte Grünen-Fraktionschefin Schlemmer wissen, ob es nicht doch möglich sei, der Bau-Arge lediglich Brauchwasser zur Verfügung zu stellen. Fürs Benetzen der Trasse sei schließlich kein Trinkwasser nötig. Schlemmer verwies bei ihren Ausführungen auch auf die jüngste Sitzung des Kreistags, wo der Grundwassermangel in der Region Thema war. Bei der Sitzung habe sich ein Vertreter der Ovag kritisch dazu geäußert, wie in Homberg mit dem Wasser umgegangen werde. „Das ist doch im Prinzip irre, dass man so viel Trinkwasser einfach nur auf eine Trasse kippt“, sagte die Grüne.

Pfeffer erwiderte Schlemmer, dass er ihre Frage nach dem Brauchwasser als Alternative nicht beantworten könne. Er wisse nur, dass man die Bau-Arge mit Trinkwasser versorge und es dadurch zu keinen Problemen in der Wasserversorgung komme. „Wir haben keinen Notstand in unseren Brunnen. Wir erreichen die Fördermengen nicht – die uns genehmigten“, unterstrich er.

Zumindest aus heutiger Sicht sehe er die Problematik eines trockenfallenden Brunnes nicht. Ihm sei nicht bekannt, dass die Bau-Arge an anderen Hydranten als denen in Appenrod Wasser entnehme, erwiderte Pfeffer auf eine entsprechende Nachfrage Schlemmers, die andeutete, Erzählungen nach würde Wasser auch am Bauhof gezapft.

Stadtverordnetenvorsteher Claus Gunkel brachte die Schwierigkeit – und ein stückweit auch die Emotionalität, mit der das Thema diskutiert wird – eher unfreiwillig auf den Punkt, als er fragte, warum man das Wasser nicht einfach aus der Ohm entnehme. Die Antwort bekam er aus dem Plenum: Weil der Kreis die Wasserentnahme aus Gewässern wegen der Dürre verboten habe. Dass gleichzeitig das Homberger Wasser für die A49 genutzt werden darf, das sorgte auch bei manchem der gut 20 Zuhörer aus der Bevölkerung für Kopfschütteln. „Lachhaft sowas“, rief ein Mann aus dem Publikum in den Saal.

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