Wirtschaft0

"Derzeit nicht zu vermeiden"Ovag meldet Verzögerungen bei Anmeldung von PV-Anlagen

VOGELSBERG (ol). Waren es in 2019 noch rund 80 Photovoltaik-Anlagen im Monat, die durch die Ovag angemeldet wurden, sind es im vergangenen Februar 700 gewesen – Tendenz steigend. Deshalb kommt es bei der Ovag zu Verzögerungen bei den Anmeldung von PV-Anlagen auf privaten Dächern.

„Alle in unserem Unternehmen stehen voll und ganz hinter der Energiewende“, streicht Manfred Fich heraus. Bei der Ovag Netz GmbH leitet er das Sachgebiet Zählertechnik und Datendienste. „Deshalb ist uns sehr gelegen am Ausbau der dafür notwendigen Anlagen, gerade jene der Photovoltaik“, ergänzt Sven Herrmann, in diesem Unternehmen zuständig für Planung und Projektierung. Deshalb

„Wir stellen uns unbedingt den Herausforderungen, die mit dem Ausbau zusammenhängen“, fügt Edith Sänger vom Sachgebiet Technisches Betriebsmanagement des kommunalen Versorgers hinzu.

Drei Fachleute aus drei Bereichen, die mit ihren Mitarbeitern wichtige Zahnräder der Aufgabe sind, Erzeugungsanlagen in der Wetterau, im Landkreis Vogelsberg und im Landkreis Gießen ans Netz zu nehmen – damit der regenerativ erzeugte Strom fließt und die Anbieter letztlich ihre Vergütung erhalten.

Herausforderungen durch Lieferverzögerungen, Anzahl der Anmeldungen und Bürokratie

Zwar habe man einen großen Willen, doch gebe es derzeit enorme Herausforderungen zu bewältigen, auf die ein jeder Stromversorger nur bedingt Einfluss habe. „Die drastisch angestiegene und nicht vorherzusehende Zahl von Anmeldungen und dazu die aktuellen Lieferschwierigkeiten“, nennt Sven Herrmann zwei Punkte, die ihm und den Kollegen derzeit am meisten Kopfzerbrechen bereiten.

Um Zahlen sprechen zu lassen: Zu Beginn des Jahres 2019 lag die Anmeldung von Erzeugungsanlagen bei rund achtzig pro Monat, stieg – als vorläufig neue Rekordmarke – bis September 2020 auf dreihundert an. Für wenige Monate folgte eine „Atempause“, bis im Februar 2020 die Anmeldungen schlagartig in die Höhe schossen (rund 380 pro Monat), um sich im Laufe des vergangenen Jahres pro Monat auf gut 400 einzupendeln, ehe im zurückliegenden Februar die neue Höchstmarke von über 700 Anmeldungen erreicht wurde. „Dieses Niveau“, schaut Sven Herrmann voraus, „halten wir nicht nur derzeit, sondern es wird wahrscheinlich weiter steigen.“

Um die PV-Anlagen, mittlerweile oft in Kombination mit Stromspeichern, erfolgreich anmelden zu können, seien zahlreiche bürokratische Vorgänge notwendig, die „präzise aufeinander abgestimmt“ seien und „die volle Aufmerksamkeit der drei beschriebenen Sachgebiete in Anspruch nehmen“. Anmeldung, Prüfung, Freigabe: Komme nur eines der Zahnräder im Rahmen dieses Prozesses ins Stottern, trete nur bei Angabe einer der notwendigen Komponenten ein Fehler auf, bedeute das nicht nur eine zeitliche Verzögerung, sondern ziehe überdies Mehrarbeit nach sich.

Corona und der Krieg in der Ukraine würden Lieferschwierigkeiten bedingen, die die Ovag Netz zunächst nur indirekt, aber am Ende doch direkt betrifft. Deshalb könnten ebstimmte Komponenten nicht wie vorgesehen geliefert werden und der komplette Prozess komme ins Stocken. „Hinzu kommen zusätzliche Aufgaben von der Gesetzgebung – Stichwort Marktstammdatenregister – die fristgerecht erledigt werden müssen“, ergänzt Edith Sänger. Zwar könne ein Teil der notwendigen Vorgänge halbautomatisiert werden, jedoch sei an vielen Stellen immer noch der individuelle Eingriff erforderlich.

Mehr Mitarbeiter wurden eingestellt

„Natürlich tragen wir der sich veränderten Situation Rechnung“, bekräftigt Manfred Fich. Man arbeite an der Optimierung der Prozesse, habe neue Mitarbeiter angestellt – allerdings sei der Fachkräfte-Markt ziemlich „leergefegt“ – gerade im Bereich der Bearbeitung von Erzeugungsanlagen.

Dass es unter Einbeziehung all dieser Faktoren bei den Anmeldungen zu Verzögerungen kommen kann, sei aus Sicht der Ovag verständlich. Man arbeite an neuen Wegen, um die Anmeldungen zügig über die Bühne zu bekommen. Prognosen für das Gebiet der Ovag Netz gehen von einer Vervierfachung der zu installierenden Leistung bis zum Jahr 2040 aus.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren