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Migrationsdienst der Caritas berät nicht nur Menschen aus der UkraineAndere Flüchtlinge nicht vergessen

ALSFELD (ol). Zu den Aufgaben des Migrationsdienstes des Caritaszentrums im Vogelsberg zählt vor allem die Integration von Flüchtlingen. Doch jede Flüchtlingsgruppe ist anders und hat individuelle Bedürfnisse, die das Beratungsteam auch vor die ein oder andere Herausforderung stellt. Drei Caritas-Mitarbeiter berichten von ihren Erfahrungen mit den verschiedenen Nationalitäten und den Schwerpunkten.

In der Pressemitteilung heißt es, mit den Flüchtlingen aus der Ukraine rücke der Migrationsdienst des Caritaszentrums im Vogelsberg wieder stärker in den Blickpunkt. „Wir sind für sie und ihre ehrenamtlichen Helfer da“, betonen die Migrationsberaterinnen Karin Schäddel, Andrea Hornisch und Freshette Demanou. Doch bisher seien weniger als hundert Beratungsanfragen von ukrainischen Flüchtlingen im Caritaszentrum angekommen. Der Schwerpunkt liege weiterhin auf Flüchtlingen aus Afghanistan, Syrien und Somalia, erzählen die Beraterinnen.

Neu im Beraterteam ist Freshette Demanou. Sie hat in ihrer kamerunischen Heimat Sozialwissenschaften studiert und in Fulda den Masterstudiengang Menschenrechte abgeschlossen. Seit Januar unterstützt sie das Team der Migrationsberatung und ist außerdem in der Allgemeinen Lebensberatung aktiv. Sie berät vor allem Menschen aus Eritrea, dem Sudan, Somalia und Nigeria. „Weil sie noch nicht so lange in Deutschland sind, gibt es noch keine Generation, die schon gut integriert ist“, erklärt sie. Und weiter: „Wir Migrationsberaterinnen sind nicht Sprinter, wir sind Dauerläufer.“ Integration sei oft ein langer Prozess, den sie mit langem Atem begleiten und unterstützen.

Menschen aus der Ukraine

Dabei sei jede Flüchtlingsgruppe anders. Die Menschen aus der Ukraine etwa wollen – anders als die Flüchtlinge aus anderen Ländern – schnell wieder zurück in ihre Heimat. „Sie suchen nicht Integration, sondern Schutz und einen sicheren Alltag“, sagt Karin Schäddel. Der Auftrag der Beraterinnen sei aber vor allem die Integration. Doch sie sind auch für die ukrainischen Flüchtlinge und die, die sie bei sich aufgenommen haben oder ehrenamtlich unterstützen, da.

Viel Hilfe werde vor Ort in den Gemeinschaftshäusern von Ehrenamtlichen geleistet. Mit Spezialfragen kämen die Menschen aus dem Kriegsgebiet dann auch zur Caritas, insbesondere, wenn es um Anträge geht oder um Zugang zur Tafel. Das drängendste Problem sei aber zurzeit der Wohnraum. Da könne die Caritas nicht weiterhelfen. Wenn die Menschen Wohnungen gefunden hätten, kämen weitere Fragen, bei denen das Beratungszentrum gerne weiterhilft.

Hier wie bei allen anderen Flüchtlingen arbeiten die Beraterinnen eng mit Behörden und anderen Verbänden in einem bewährten Netzwerk zusammen. „Alle, auch die Behörden, sind sehr bemüht und hilfsbereit. Oft geht es nur darum, Missverständnisse aufzuklären“, ist die Erfahrung der drei Frauen.

„Keine besseren und schlechteren Flüchtlinge“

Das Bildungs- und Gesellschaftssystem in der Ukraine sei dem deutschen ähnlicher als das anderer Herkunftsländer, das mache vieles leichter. Während es bei fast allen anderen Flüchtlingen der letzten Jahre Bürgerkriege in den Heimatländern gab, ist die Ukraine von außen angegriffen worden. Eine Syrerin habe neulich dazu gesagt: „Was für ein toughes Volk! Wir dagegen haben uns gegenseitig bekriegt.“ Dennoch fällt es manchen Flüchtlingen aus anderen Ländern schwer zu verstehen, dass für die Ukrainerinnen und Ukrainer oftmals andere Regeln gelten. So können Menschen aus der Ukraine etwa sofort eine Arbeit aufnehmen, was für andere häufig ein langer Weg ist.

„Es gibt keine besseren und schlechteren Flüchtlinge! Die Ukraine geht uns nahe, aber wir dürfen die anderen nicht vergessen“, sagt Hornisch. Es erleichtere die Integration, wenn zum Beispiel die Syrer ihre Familien nachholen können. Den Eritreern etwa sei es nicht möglich, ihre Familien nachzuholen. Darum gehe es ihnen vorrangig darum, schnell möglichst viel Geld zu verdienen und dies zur Familie in die Heimat zu schicken. Manche machten darum nicht erst eine Ausbildung.

So beraten die Caritas-Mitarbeiterinnen die Flüchtlinge verschiedener Nationalitäten verschieden je nach Land und individuellen Bedürfnissen. Die Erfahrung von Andrea Hornisch nach vielen Jahren in der Migrationsberatung ist: „Menschen sind in der Lage, sich zu integrieren, wenn man sie lässt! Die Gewinner sind in der Regel die nächsten Generationen, wenn sie sich anerkannt und nicht benachteiligt fühlen.“

So sind die Migrationsberater erreichbar

Andrea Hornisch und Karin Schäddel sind erreichbar im Caritaszentrum im Vogelsberg Im Grund 13 in Alsfeld oder unter der Telefonnummer 06631/776510 sowie per Email an caritaszentrum.vogelsberg@caritasgiessen.de, außerdem in der VHS in Lauterbach in der Obergasse 44. Freshette Demanou berät im Caritaszentrum in Alsfeld und ist dort außerdem in der allgemeinen Lebensberatung tätig. Für alle Beratungen ist eine telefonische Terminvereinbarung über das Caritaszentrum erforderlich.

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