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Leader-AbschlussveranstaltungVielfältige Projektideen für neue Leader-Förderperiode im Vogelsbergkreis

VOGELSBERGKREIS (ol). Zum sechsten Mal möchte der Vogelsbergkreis Leader-Region werden. Viele Akteure beteiligten sich am Planungsprozess für die Lokale Entwicklungsstrategie für das Leader-Förderprogramm.

„Die Region Vogelsberg möchte zum sechsten Mal Leader-Region werden. Viele Menschen haben in den vergangenen Monaten daran gearbeitet, dass dieses Vorhaben umgesetzt werden kann – dafür möchte ich mich an dieser Stelle schon einmal ganz herzlich bedanken.“ Mit diesen Worten begrüßte Erster Kreisbeigeordneter und Vorsitzender des Vereins Region Vogelsberg Jens Mischak zahlreiche Gäste im Festsaal der Landesmusikakademie in Schlitz. „In der kommenden Förderperiode von 2023 bis 2027 steht der „Region Vogelsberg“ eine weitaus größere Summe an finanziellen Mitteln zur Verfügung als zuvor. Diese Chance wollen wir nutzen.“

Das Leader-Förderprogramm der Europäischen Region ist ein Instrument zur Entwicklung des ländlichen Raums. Über Leader werden Projekte gefördert, die die Wirtschaftskraft und die Lebensqualität im ländlichen Raum erhalten, das Miteinander stärken und die Zukunftsfähigkeit der Region sichern.

Voraussetzung für die Aufnahme in das Förderprogramm ist eine Lokale Entwicklungsstrategie, in der die Ziele und Ausrichtung zur Entwicklung der Region dargestellt werden. Diese Strategie wurde in den vergangenen Wochen und Monaten in verschiedenen Fachforen-Workshops von vielen Akteuren aus dem Vogelsbergkreis gemeinsam mit dem Verein „Region Vogelsberg“ erarbeitet, ist der Pressemitteilung des Vogelsbergkreis zu entnehmen.

Vier Handlungsfelder

„Herausgekommen sind vier Handlungsfelder, in denen Ziele sowie Start- und Leuchtturmprojekte entwickelt wurden“, erklärten Michael Glatthaar und Kirsten Steimel (proloco und regioTrend), die die Veranstaltung moderierten. Die Handlungsfelder lauten: „Gleichwertige Lebensverhältnisse für alle – Daseinsvorsorge“, „Wirtschaftliche Entwicklung und regionale Versorgungsstruktur“, „Naherholung und ländlicher Tourismus“ sowie „Bioökonomie“. „Es wurden viele interessante Projektideen eingereicht, aus denen die Handlungsfelder mit Inhalt gefüllt werden konnten“, beschrieb Glatthaar den Arbeitsprozess.

Im Handlungsfeld „Gleichwertige Lebensverhältnisse für alle – Daseinsvorsorge“ entstand die Idee, „eine Website zu entwickeln, auf der ich gebündelt alle Informationen finde, die ich benötige, wenn ich ein Problem habe sowie Ansprechpartner, Ärzte, Schulen, Kindergärten und was mir gegebenenfalls noch alles wichtig ist“, erklärte Dr. Sigrid Stahl von der Fachstelle „Gesundheitliche Versorgung beim Gesundheitsamt des Vogelsbergkreises bei der Vorstellung des Handlungsfeldes. Zudem ist angedacht, dass das Projekt „TraVogelsberg – eine Region bricht auf“ fortgeführt wird.

Auch das Thema Jugend haben sich alle Beteiligten auf die Fahne geschrieben. Annamaria Weber, Mitglied des Kreisjugendparlaments des Vogelsbergkreises, konstatierte, dass bereits viel für die Jugendlichen im Kreis getan wird, der Bedarf an Angeboten aber weiter steige. Aus diesem Grund wurde beschlossen, dass die Hälfte des jährlichen Regionalbudgets – 100.000 Euro – künftig für „Jugendprojekte“ reserviert wird.

Für das Handlungsfeld „Wirtschaftliche Entwicklung und regionale Versorgungsstruktur“ wurde unter anderem festgelegt, dass die „Tage der Ausbildung“, einer Messe, auf der sich Arbeitgeber und Schüler oder andere Interessierte austauschen können, als wichtiger Baustein im Kampf gegen den Fachkräftemangel fortgeführt wird. Außerdem wird angestrebt, dass regionale Produkte veredelt werden.

Augenmerk auf Natur

Im Handlungsfeld „Naherholung und ländlicher Tourismus“ soll ein Augenmerk auf die Natur des Vogelsbergkreises gelegt werden, unter dem Motto „Natur pur – Auftanken im Vogelsberg“. Geplant sei auch ein Aussichtsturm auf der Herchenhainer Höhe, um einen Überblick über die Kulturlandschaft des Hohen Vogelsbergs zu bieten.

Startprojekte seien unter anderem: ein Biber-Braunkehlchen-Pfad, eine Erweiterung des Wohnmobilstellplatzes in Alsfeld, Sanierungsmaßnahmen für die Erneuerung auf klimaneutrale Auslegung des „Zeltlagers Eckmannshain“ sowie die Weiterentwicklung und der Ausbau der Stadtwächtertouren. „Der Vogelsberg hat touristisch gesehen gegenüber der Rhön schon ganz gut aufgeholt“, stellte Edwin Schneider, Bürgermeister von Ulrichstein und Vorsitzender des Leader-Beirates, zufrieden fest. „Nun müssen wir unbedingt am Ball bleiben.“

Das Handlungsfeld „Bioökonomie“ – Anpassungsstrategien zu einem nachhaltigen Konsumverhalten“ stellten Ursula Pöhlig, Vorsitzende des Bezirkslandfrauenverbands Lauterbach, und Lorenz Kock, Leiter des Projekts „Vogelsberg Original“ vor. Zum einen soll die Regionalmarke „Vogelsberg Original“ verstetigt werden, zum anderen gibt es Ideen zu neuartigen Projekten, wie „Fisch trifft Pflanze“ – Aquaponik“. Dabei werde das Wasser aus dem Fischtank mitsamt den Exkrementen in Pflanzenbecken gepumpt. Dort wird das Wasser durch Bakterien gereinigt, die das in den Fischausscheidungen enthaltene Ammonium in Nitrat umwandeln. Das Nitrat wird als Nährstoff von den Pflanzen aufgenommen. Das saubere Wasser fließt im letzten Schritt wieder zurück in den Fischtank.

Die Lokale Entwicklungsstrategie der Region Vogelsberg wird nun an das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz geschickt und dort durch ein Expertenteam überprüft. Am 1. Januar 2023 soll mit der Umsetzung der Ideen und Projekte begonnen werden können.

3 Gedanken zu “Vielfältige Projektideen für neue Leader-Förderperiode im Vogelsbergkreis

  1. Dieser Artikel zeigt wieder was bei uns im Lande nicht in Ordnung ist.Planen,Planen,Planen und das Planen muss verwaltet werden.Wir haben zuviele Häuptlinge und keine Indianer.

  2. Der „Normalbürger“, der immer mal so seine Ideen eingereicht hat, kommt nicht einmal in die Nähe irgendwelcher Entscheidungsprozesse oder gar Mittelzuweisungen. Von den Veranstaltungen, auf denen angeblich all die spritzigen Ideen eingebracht, diskutiert und ausgewählt werden, erfährt er nur in den Medien, ohne je selbst irgendwo eingeladen oder gar angehört worden zu sein. So verstärkt sich der Eindruck vergangener Jahrzehnte: Es gibt einen internen Kreis der üblichen Verdächtigen, die unter Ausschluss der Mehrzahl der Bürger mit den sprudelnden Fördermitteln versorgt werden, wobei auch die Kreisverwaltung selbst Sorge trägt, dass ihren Lieblingsprojekten das Geld nicht ausgeht. Es kommt nur noch drauf an, die Etiketten der „Projekte“ den Überschriften der Förderprogramme anzupassen.
    Im Endergebnis hat man dann alle möglichen banalen bis bizarren „Handlungsfelder“ bedient, ohne dass sich an den offenen Grundfragen etwa der staatlichen Daseinsvorsorge je etwas ändert. Sehr merkwürdig ist immer die Diskrepanz zwischen den öffentlichen Klagen auf der Ebene der Verbandsspitzen, etwa des Landes-Seniorenbeirats oder des mitgliederstarken VdK, und der „Zufriedenheit“ auf Kreis- und Ortsebene. Die Spitzenfunktionäre mahnen und warnen angesichts alarmierender Zustände und Zukunftsentwicklungen, während die Kreis- und Ortsvorsitzenden sich bei den örtlichen Kreispolitiker*innen und Bürgermeister*innen anwanzen. Dort hört man nichts von völlig überlasteten pflegenden Angehörigen oder den Schwierigkeiten ausgegrenzter und armer Leute. Bei den unteren Chargen dieser so genannten Interessen-Vertreter des einfachen Volkes („Wir lassen keinen allein! Für uns ist jeder wichtig!“) besteht nur das Eigeninteresse, seine gewählte Funktion oder Position in größtmögliche Anerkennung der „Prominenz“ umzumünzen. Die Senioren, Pflegenden oder von Armut Betroffenen, denen man ja eigentlich eine Stimme geben sollte, spielen überhaupt keine Rolle. Oder hat mal jemand was von Wahlprüfsteinen gehört, wo VdK, Senioren-Beirat oder Kreissenioren-Beirat dazu aufrufen, diejenigen abzuwählen, die sich um drängende soziale Probleme auf Kreis- und Gemeindeebene herum drücken? Nein? Na, eben!

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    1. „Im Handlungsfeld ‚Gleichwertige Lebensverhältnisse für alle – Daseinsvorsorge‘ entstand die Idee, ‚eine Website zu entwickeln, auf der ich gebündelt alle Informationen finde, die ich benötige, wenn ich ein Problem habe sowie Ansprechpartner, Ärzte, Schulen, Kindergärten und was mir gegebenenfalls noch alles wichtig ist‘, erklärte Dr. Sigrid Stahl von der Fachstelle ‚Gesundheitliche Versorgung‘ beim Gesundheitsamt des Vogelsbergkreises bei der Vorstellung des Handlungsfeldes.“

      Ganz typisch: Jede Fördermittel-Periode hinterlässt neue „Beratungsstellen“, bei denen der Bürger – von einer Beratungsstelle zur nächsten vagabundierend – erfragen kann, was an konkreten Hilfen im Vogelsbergkreis mangels Angeboten nicht geleistet werden kann. Und dann nimmt er sein 95-jähriges Mütterlein und sucht in einem der Nachbarlandkreise nach einer angemessenen Versorgung, in denen ja die Hälfte der auspendelnden Vogelsbürger bereits ohnehin ihren Lebensunterhalt verdient. Versuchen Sie mal, im Umkreis von 200 km im Vogelsbergkreis einen Platz für Tagespflege, Kurzzeitpflege oder Verhinderungspflege zu bekommen. Also: Wer beim Gardinen-Aufhängen von der Leiter fällt und als Pflegeperson ausfällt, fährt den Rollstuhl seines pflegebedürftigen Angehörigen am besten in eine der üppig wuchernden Beratungsstellen, deren Zahl sich inflationär weiter erhöht. Bald ist es im VB wie bei der Bundeswehr: Je mehr Berater im Ministerium, um so mehr schrottreife Ausrüstung steht nur so rum. Und die Soldaten kaufen sich die warmen Unterhosen und Ferngläser vom eigenen Geld.

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