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StellungnahmeBUND zu A49-Baustopp: „Planungsmangel bestätigt unsere Kritik“

VOGELSBERG (ol). Der hessische Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht sich in seiner Kritik an der unzureichenden Lösung der Altlastenproblematik bei der Planung der A49 bestätigt.

„Der nun nötige Baustopp wegen der Altlastenfunde auf der Trasse der A49 bestätigt die Planungsfehler. Die Altlastenproblematik wurde unzureichend untersucht und nun besteht das Risiko der Grundwasserverschmutzung in einem Trinkwassergewinnungsgebiet, aus dem eine halbe Millionen Menschen versorgt werden. Wir fragen uns, welche Risiken noch im Boden schlummern“, erklärt Jochen Kramer, Vorstandsmitglied des BUND Hessen in der Pressemitteilung.

Der BUND hatte Ende 2019 wegen der Gefährdung des Trinkwasserschutzgebiets geklagt. Das Bundesverwaltungsgericht hatte dem BUND in der Sache recht gegeben, dass der 2012 erlassene Planfeststellungsbeschluss 2012 die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) missachtet hatte. Es fehlte am „wasserwirtschaftlichen Fachplan“. Das Gericht hatte den Bau aber nicht gestoppt, weil es die Möglichkeit nachträglicher Schutzmaßnahmen für das Wasser sah.

Diese formale Betrachtung habe den BUND nicht beruhigt, zumal das Regierungspräsidium im aktuellen Fall offenbar erst nach Hinweisen aus der Bevölkerung tätig wurde. „Welche Probleme wären ohne diese Hinweise aufgetreten und an wie vielen Stellen wird das Grundwasser durch den Autobahnbau nun verschmutzt, weil es keine Hinweise aus der Bevölkerung gibt?“, fragt Kramer.

Die A49 verläuft von Stadtallendorf bis zur Anbindung an die A5 (VKE 40) vollständig im Wasserschutzgebiet, davon rund 3,5 Kilometer in der Wasserschutzzone II. Eigentlich dürften in der Schutzzone zwei des Wasserschutzgebietes keine Löcher gegraben und keine Geländeeinschnitte vorgenommen werden, weil die obersten Erdschichten als Filter für Schmutz und Schadstoffe dienen. Beim Bau der A49 aber werde an vielen Stellen in tiefere Bodenschichten eingegriffen. Die natürliche Schutz-und Filterwirkung dieser Schichten werde damit „durchlöchert“.

A49-Baustelle: Landesvorstand-BUND-Hessen und KV-Fulda. Foto Niko-Martin

Nur wenige Meter außerhalb der Autobahntrasse, verlaufe die Brunnengalerie des Zweckverbandes Mittelhessischer Wasserwerke (ZMW) im Gleental. Und wenige hundert Meter weiter, nahe der historischen „Kirschbrücke“ (alte B62) sei eine gigantische Autobahnbrücke quer übers Gleental vorgesehen. Die Brückenpfeiler müssten im wenig tragfähigen Auenbereich bis 30 Meter tief gegründet werden.

Die Tri-Halde in Stadtallendorf werde als größte und gefährlichste Rüstungsaltlast in Europa bezeichnet. Im Abstrom des ehemaligen Rüstungsstandortes der DAG in Stadtallendorf liege die Wassergewinnung des ZMW. Im Herrenwald durchquere die Autobahn deshalb eine hochbrisante Altlast. „Auf dem Grundwasserkörper liegt dort eine ‚Blase‘ aus giftigem Trinitrotoluol“, heißt es in der Pressemitteilung.

Nach langen hydrogeologischen Untersuchungen sei ein sorgfältig ausbalanciertes System von Schluck- und Einspeise-Brunnen errichtet worden, das die Strömung des Grundwassers von den Trinkwasserbrunnen wegleite. „Wenn die Autobahn die oberen Bodenschichten durchschneidet, wird diese Balance gefährdet. In der Autobahnplanung wurde nicht ermittelt, wie dieses Risiko vermieden werden kann“, so der BUND.

11 Gedanken zu “BUND zu A49-Baustopp: „Planungsmangel bestätigt unsere Kritik“

  1. So ein Blödsinn es geht doch nicht um Macht, sondern um Wasser ohne Wasser können wir nicht Leben.Das Gift in Allendorf kann keiner entfernen,man muss es ruhen lassen und nicht noch budelln.

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  2. In Hirschhagen bei Hessisch Lichtenau wurde schon vor 30 Jahren begonnen, das dortige Gelände der Sprengstofffabrik zu sanieren. Hier wird, zumindest im Bereich der Autobahntrasse, saniert. Die restlichen 99% der Fläche lässt man einfach liegen. Das ist der eigentliche Skandal.
    Wenn wirklich 500000 Menschen dieses Wasser nutzen, dann dürfte die Finanzierung kein Problem sein.
    Statt zu sanieren, werden uns Märchen aufgetischt, wie unterirdisch angeblich sauberes und belastetes Wasser auseinander gehalten werden.
    Ich würde mir wünschen, dass jetzt mal jemand vor die Verwaltungsgerichte zieht und die Sanierung des sog. „Wasserschutzgebietes“ einklagt. Das Gelände entspricht faktisch einer ungesicherten Giftmülldeponie. Ich kann mir nicht vorstellen, dass nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie unter solchen Gebieten Trinkwasser gewonnen werden darf.

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    1. Du bist aber arg ahnungslos, was die Sanierungsarbeiten in Stadtallendorf betrifft.
      Informier dich bitte, anstatt hier so einen Unsinn zu verbreiten

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  3. Fakt 1 ist, dass Gefährdung im Bereich der ehemaligen Munitionsfabriken bei Stadtallendorf allgemein bekannt sind.
    Fakt 2 ist, dass die Degus trotz der bekannten Gefährdung einen Teilabschnitt der Trasse im gefährdeten Gebiet nicht untersucht hat.
    Fakt 3 ist, dass nur Dank aufmerksamer Bürger die freigelegten Gefahrstoffe bekannt wurden und jetzt ordnungsgemäß entsorgt werden müssen. Ohne die Bürgermeldung wären diese Gefahrstoffe einfach auf irgendeine Deponie gefahren oder im Bereich der Autobahntrasse irgendwo verbaut worden; und ohne die Bürgermeldung hätte die Degus nie zugeben müssen einen Teil der Trasse nicht untersucht zu haben.
    Für mich stellen sich hier 2 Fragen:
    Wurde der gesamte gefährdete Abraum sichergestellt, oder wurde ein Teil des kontaminierten Aushubs vor der Meldung von Bürgern bereits abtransportiert?
    Ist der Abschnitt bei der Artelleriestraße der einzige nichtuntersuchte Trassenabschnitt oder wurden im Bereich der Trinkwasserschutzzonen noch weitere Abschnitte „vergessen“ zu untersuchen?
    Meiner Meinung nach müsste der gesammte Bau gestoppt werden, bis die Degus neue komplette Gutachten für den gesamten Trassenabschnitt vorgelegt hat.

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  4. Es war doch bekannt, das in bestimmten Bereichen Altlasten zu finden sind aus dem 2. Weltkrieg. Wenn jetzt Gifte, die möglicherweise schon über 80 Jahre unter einer Betonstraße im Bereich der Bundeswehr (militärischer Schutzbereich !) schlummern, beim Bau der A49 zum Vorschein kommen und fachgerecht entsorgt werden sollte doch der BUND froh sein, das diese gefährlichen Stoffe nicht noch weitere Jahrzehnte im Boden bleiben müssen und eine Gefahr für die Bevölkerung darstellen werden.
    Jetzt werden auch die Altlasten in diesem Bereich entsorgt und der Bau kann weiter gehen.

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    1. Du tust ja so, als ob die Entsorgung harmlos ist. Auch davon gehen massive Risiken für die Menschen und das Grundwasser aus.
      Aber weder Menschen noch Grundwasser interessieren dich ja im mindesten. Das hast du ja immer wieder klar gemacht,
      Räder müssen rollen für den Sieg

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  5. Was kann man vom BUND auch anderes erwarten, als auch dieses nicht gänzlich unerwartete Ereignis zur gezielten Diffamierung zu benutzen.
    Meines Wissens hat sich in den letzten Jahrzehnten niemand für die Sanierung des Geländes bemüht. Selbst die Straße, unter der jetzt die Giftstoffe aufgetaucht sind, wurde damals ohne vorherige Sanierung gebaut.

    Erst im Zuge des Autobahnbaus wurde zumindest der Trassenbereich saniert. Jetzt muss dieser Bereich eben erweitert werden. Je mehr saniert wird und je mehr Gift aus dem Boden geholt wird, umso besser.

    Es bestätigt sich mal wieder: Dem BUND geht es weder ums Wasser noch um die Natur. Es geht darum, Macht auszuüben, indem auch sinnvolle Projekte gekippt werden.

    Wenn einige Umweltverbände bereits lautstark überlegen, gegen die geplanten LNG-Terminals zu klagen, dann bestätigt dies meine Auffassung. Es geht den Umweltverbänden nicht um die Umwelt, schon gar nicht um die Menschen, es geht darum, individuelle Machtphantasien auszuleben.

    Hoffentlich stellt die Autobahngesellschaft bald den Sachverhalt richtig unter:
    https://www.lueckenschluss-a49.de/

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    1. Sie haben nichts begriffen und werden es wahrscheinlich auch niemals verstehen weil Sie eine vorgefasste Meinung haben.
      Die Wahrheit interessiert Sie nicht. Sie favorisieren den Marsch von Deutschland in weitere Abhängigkeiten, Vernichtung von Natur, Trinkwasser und Nahrungsgrundlagen. Denken Sie, es kann immer so weiter gehen mit Wohlstand auf Kosten von anderen?
      Was glauben denn Sie, wer die ganzen Kosten für Klimaschäden, Finanzkrise,
      Krieg usw. zu tragen hat? Wer bezahlt die Mehrkosten für den Straßenbau infolge von nicht kalkulierten aber vorhersehbaren Massnahmen wie jetzt
      die Beseitigung der Altlasten. Bereits in 2010 bei der ersten Infoveranstaltung
      wurde dieser Trassenverlauf wegen des
      Trinkwassers und der Altlasten scharf kritisiert. Die Aussage der Planer war: Wir haben alles im Griff. Nichts haben sie im Griff. Es wirkt schon anmaßend und naiv
      Wenn eine Aussage getroffen wird:
      „So wird wenigstens alles in Ordnung gebracht“. Sie glänzen mit Unwissenheit und verdrehen die Tatsachen. Getreu dem Motto: Menschen die Missstände anprangern sind lästig und müssen nieder gemacht werden.

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      1. @Wutbuerger (persönlich)

        „So wird wenigstens alles in Ordnung gebracht“.

        Ich weiß nicht, wo sie diesen Satz herhaben, von mir ist er nicht, von mir ist er nicht. Wenn man zitiert, dann muss das auch stimmen.

        Ich habe z.B. einen Satz geschrieben, der offensichtlich auch Sinn macht:
        „Je mehr saniert wird und je mehr Gift aus dem Boden geholt wird, umso besser.“

        Von einem Ihrer Sätze fühle ich mich allerdings bestätigt:
        „Getreu dem Motto: Menschen die Missstände anprangern sind lästig und müssen nieder gemacht werden.“

        Vielleicht haben Sie es nicht gemerkt, aber gerade ich prangere auch Missstände an, bei einem Umweltverein.

        Damit Sie nicht selber ungerecht werden: Vor dem nächsten Beitrag erstmal durchschnaufen.

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    2. @Klagehanselverein

      Name und Inhalt hört sich sehr nach Dieter Hamel an.
      „Die Unverbesserlichen“

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    3. @Wutbuerger

      Mit Ihren vielen Unterstellungen machen Sie Ihrem Namen alle Ehre.

      Es gab bessere Trassenverläufe. Beschweren Sie sich aber bitte bei denen, die diese abgelehnt haben.

      Der Autobahnabschnitt ist meines Wissens der Zweitteuerste in Deutschland. Beschweren Sie sich bei denen, die die Kosten mit voller Absicht in die Höhe getrieben haben.

      Die Autobahn muss fertig gebaut werden, weil der Verkehr sich in den letzen 30 Jahren vervielfacht hat. Beschweren Sie sich bitte bei denen, die diesen Verkehr verursachen.

      In Hirschhagen stand ebenfalls eine Sprengstofffabrik. Das Gelände dort wurde saniert, so sie man es erwarten kann.

      Dass im Vogelsberg ganz andere Naturgesetze gelten sollen, ist merkwürdig.
      Wenn das Gift im Boden verbleibt, dann passiert angeblich nichts. Wenn man es ausgräbt, dann wird es plötzlich gefährlich und muss mit dicken Planen abgedeckt werden? Oder was jetzt?
      Die Krönung ist die Behauptung, unterirdisch ließen sich belastetes und sauberes Wasser getrennt führen. Tatsächlich ist das möglich, beispielsweise in Talsperren mit laminarer Strömung und Temperaturschichtung. Im Untergrund befindet sich aber kein See, sondern ein riesiger Quirl.
      Wenn Grenzwerte nicht überschritten werden liegt das daran, dass die Giftstoffe schwer wasserlöslich sind.

      Trotzdem werden diese Gifte eines Tages im Grundwasser ankommen und wir versündigen uns an unseren Kindern und Enkeln, wenn wir jetzt keine Sanierung durchführen.

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